Tobias Großerichter macht bei der Initiative Tierwohl mit, die sich für eine artgerechte Tierhaltung einsetzt. Der Landwirt aus Herbern, der selbst auch Tiere an Mecke geliefert hat, ist schockiert über die Bilder aus der Viehsammelstelle. © Andrea Wellerdiek
Mit Video: Tierquälerei-Skandal
Landwirt aus Herbern: „Ich habe auch Schweine zu Mecke gebracht - allerdings gesunde“
Die Viehsammelstelle von Mecke in Werne ist vielen offenbar verborgen geblieben. Auch Landwirt Tobias Großerichter aus Herbern habe nichts davon gewusst. Er hat auch Schweine zu Mecke geliefert.
von Andrea Wellerdiek
Herbern, Werne
, 30.07.2021 / Lesedauer: 4 minDas, was dort passiert, sei illegal, sagt Tobias Großerichter. Als er die Videos und Fotos aus der Viehsammelstelle in Werne sieht, ist der Herberner Landwirt und Ferkelerzeuger entsetzt. „Für mich ist es unvorstellbar, wie man so mit Tieren umgehen kann. Wie Leute so etwas Brutales machen können, geht nicht in meinen Kopf rein“, sagt der Landwirt, der sich seit einigen Jahren der Initiative Tierwohl angeschlossen hat.
Eigentlich dürften diese kranken und abgemagerten Tiere gar nicht mehr transportiert werden, geschweige denn unter solchen Umständen gequält werden. Er selbst habe nicht gewusst, dass Mecke überhaupt so eine Viehsammelstelle betreibt, sagt Großerichter. Denn auch er habe in der Vergangenheit mit Mecke zusammengearbeitet. „Ich habe auch Schweine zu Mecke gebracht. Allerdings waren das Schweine, die nicht so aussahen und abgemagert waren“, sagt der Landwirt. Er selbst habe Tiere von seinem Hof direkt zu der Metzgerei von Mecke, die an der Lippestraße in Werne ansässig ist, gebracht.
Gesunde Tiere zu Mecke in Werne gebracht
Dabei habe es sich nach eigenen Angaben um Tiere gehandelt, die völlig gesund seien, aber nicht mehr transportierfähig waren. „Das kann zum Beispiel ein Tier sein, das humpelt, weil es sich vertreten hat. Dann gilt es als nicht mehr transportierbar, weil es nicht mehr selbst auf den Hänger geht. Dann darf man es nicht mehr aufladen, auch wenn es ansonsten gesund ist. Aber die Transporteure sind da sehr penibel, weil sie bei den Firmen auch abgewiesen werden würden“, erklärt Großerichter.
Die Tiere seien aber weiter zum Verzehr geeignet. „Das ist auch eine ethische Frage. Die Tiere, die nicht mehr zum Schlachthof gebracht werden können, aber ansonsten völlig gesund sind, tötet man auch nicht“, so Großerichter. In diesem Fall seien Schweine dann zu Mecke gebracht worden. „Bisher dachte ich, dass man alles an der Metzgerei vor Ort verarbeitet. Ich dachte, dass es vernünftig abläuft“, so Großerichter weiter. Der Umgang der Mitarbeiter mit den Tieren, den er an der Metzgerei erlebt habe, sei „ganz normal“ gewesen.
Er sagt aber auch: „Man darf sich nichts vormachen. So viele Anlaufstellen gibt es nicht mehr.“ Er meint damit Stellen, die nicht mehr transportierbare, aber noch gesunde und verzehrbare Tiere annehmen. Die Alternative sei ansonsten die Hausschlachtung.
Tobias Großerichter macht bei der Initiative Tierwohl mit, die sich für eine artgerechte Tierhaltung einsetzt. Der Landwirt aus Herbern, der selbst auch Tiere an Mecke geliefert hat, ist schockiert über die Bilder aus der Viehsammelstelle. © Andrea Wellerdiek
Auch Großerichter erlöst auf seinem Hof Tiere, die krank sind und nach Rücksprache mit dem Tierarzt auch nicht mehr behandelbar sind. Das passiere mit einem Bolzenschussgerät. Nach der Tötung werden die Tiere laut Großerichter dann in die Tierkörperbeseitigung (Verbrennung) nach Unna gebracht. Etwa ein Mal monatlich müsse er auf diese Weise ein krankes Schwein von den derzeit etwa 2000 Tieren erlösen.
Großerichter setzt sich für Tierwohl ein
„Das macht man natürlich nicht gerne. Und das ist auch ein Spagat, weil man irgendwann die Entscheidung treffen muss, ob es für das Tier noch lebenswert ist. Aber damit haben viele ein Problem“, sagt Großerichter. Solch kranke und geschwächte Tiere, wie sie in den Videos und Bildern aus der Viehsammelstelle zu sehen sind, gehörten in keinem Fall dorthin. „Es sind Tiere, die gehören nicht mehr auf den Teller“, sagt der Landwirt. Ob die Tiere zum Verzehr verarbeitet wurden, ist unklar.
Dass Firmenchef Marko Mecke nichts von den Zuständen in der Viehsammelstelle gewusst hätte, glaubt er ihm. „Ich glaube nicht, dass er es geduldet hätte“, sagt Großerichter. Ob er in Zukunft mit Mecke weiter zusammen arbeiten wird, habe er noch nicht entschieden. Er werde dies noch einmal gut überdenken.
Die Schweine in dem Stall von Tobias Großerichter haben nach eigenen Angaben 10 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben - nämlich 2,27 Quadratmeter pro Sau. © Andrea Wellerdiek
Auf seinem Hof möchte er weiter für Transparenz in der Tierhaltung sorgen und bei der Initiative Tierwohl mitmachen. In seinem Stall haben die Schweine nicht nur mehr Platz als gesetzlich vorgegeben, sondern bekommen auch Raufutter, also Heu oder Stroh.
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