Küsterehepaar Busch verabschiedet sich nach 30 Jahren Stelle wie ein Sechser im Lotto

Küsterehepaar Busch verabschiedet sich nach 30 Jahren
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Am Sonntagabend wurden Marianne (70) und Reinhard Busch (68) nach über 30 Jahren als Küster der evangelischen Kirchengemeinde „entpflichtet“. Das Amt des Küsters ist einer der ältesten Gemeinde-Dienste. Der Küster sorgt für die äußeren Voraussetzungen des gottesdienstlichen Lebens im Alltag einer Kirchengemeinde.

Im Jahr 1988 ist das Ehepaar Busch mit den drei Kindern, Carsten (42), Stephanie (43) und Tobias (47) von Capelle nach Herbern gezogen. „Wir hatten Glück dieses schöne Haus zur Miete hier in Herbern zu finden. Es war groß genug, dass jedes unserer Kinder ein eigenes Zimmer hatte.“ Während Ehemann Reinhard seiner Arbeit als Maschinenführer nachging, stand für die ehemalige Chemielaborantin fest, dass sie zu Hause bei Kindern bleibt, um diese zu versorgen. „Das war ganz wichtig für uns, dass immer einer da war, der sich um unsere Rasselbande kümmern konnte“, so Marianne Busch. „Ich wollte aber unbedingt etwas zum Familienunterhalt beisteuern.

1989 habe ich durch Zufall eine Stelle im Haushalt bei dem ehemaligen Pfarrer Wilfried Voss bekommen. Er war von 1989 bis 2005 Pfarrer in Herbern. Daraus hat sich dann 1992 die Stelle als Küsterin ergeben. Für mich ein Sechser im Lotto. Eine Anstellung in unserem Wohnort, die ich dazu noch prima mit dem Fahrrad erreichen kann.“ Einen Führerschein besitzt sie nämlich nicht. Ehemann Reinhard war schnell mit eingebunden und für die Hege und Pflege der Außenanlagen zuständig.

Die Eheleute erhalten einen Blumenstrauß vom Pfarrer.
Beim Gottesdienst am Sonntag wurde das Ehepaar Busch verabschiedet. © Gemeinde

Die Aufgaben eines Küsters sind vielfältig: Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Gottesdienste, Trauungen, Beerdigungen, Konfirmationen oder Veranstaltungen der Kirchengemeinde. „Der Beruf der Küsterin ist sehr vielseitig; allerdings auch sehr aufwendig. Mir hat es immer viel Freude bereitet.“ „Keiner ist so versiert im Stühle rücken wie wir beide“, fügt Ehemann Reinhard hinzu.

Am 21. Dezember 1952 konnte die damals noch „weit ins Land schauende“ Auferstehungskirche geweiht werden. Damals befand sich noch die Küsterwohnung in der Kirche. Das ist lange vorbei. Im hinteren Bereich ist nun ein gemütliches Café eingerichtet, das von vielen Vereinen genutzt wird.

Nicht nur Kerzen anzünden

Nach der Einweihung des Jochen-Klepper-Hauses am 10. Dezember 1995, hat sich die Teilzeitstelle der Küsterin für die nächsten zehn Jahre auf eine 37-Stunden-Vollzeitstelle ausgeweitet. „Jetzt war ich nicht nur für die Kirche zuständig, sondern auch für das Klepper-Haus. Hier befanden sich eine Krabbelgruppe und die Frauenhilfe.“

Auf ihre Tätigkeiten angesprochen, von denen manch einer glaubt, dass diese sich ausschließlich auf das Kerzen entzünden beschränken, führt Marianne Busch aus: „Das ist bei Weitem nicht alles. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen und aufhören soll.“ Kirche auf- und abschließen, Blumenschmuck organisieren und abholen, Stühle richten, für Sauberkeit sorgen, das Glockengeläut bedienen und vieles, vieles mehr. An Ostern oder Weihnachten ist sie mehrmals täglich zur Kirche geradelt.

Erlebnis Glockenguss

„Da musste man zu Hause die Bescherung schon mal unterbrechen; oder Sonntags nach einer Feier am Vorabend trotzdem pünktlich die Kirche aufschließen um seinen Dienst zu versehen.“ Während gemeinsamer Urlaube an der Nordsee hat Pfarrer Voss sich als ihr Vertreter um die Küsteraufgaben gekümmert.

Viele Erlebnisse sind dem Ehepaar im Gedächtnis geblieben. „Besonders schön waren unsere gemeinsamen Ausflüge. Da war mein Reinhard beim Abschluss immer der Grillmeister. Ganz besonders aber in Erinnerung geblieben, ist uns der Ausflug im Jahr 2004, als wir dabei sein durften, wie die neue Glocke für unsere Kirche gegossen wurde.“

Aus dem ehemaligen Arbeitsverhältnis bei „ihrem ersten Pfarrer“ Wilfried Voss hat sich im Laufe der Jahre eine Freundschaft entwickelt, die bis zum heutigen Tage anhält. „Da sind wir froh und dankbar.“ Pfarrer Voss gestaltete am Sonntag auch gemeinsam mit Diakon Michael Reckmann und Musiker Tobias Stähler den Gottesdienst zur Verabschiedung für das Ehepaar Busch in der Auferstehungskirche. Ein besonderes „Geschenk“ gab es dabei auch: In der Kirche gibt es nun zwei Stühle, die dauerhaft für Marianne und Reinhard Busch reserviert sind. Das ist deutlich auf den kleinen Plaketten zu lesen, die an der Lehne angebracht sind.

An den reservierten Stühlen kleben Namensschilder.
So sehen die reservierten Stühle aus. © Gemeinde