„In Herbern wird nicht mal geplant“ Freie Wähler Ascheberg haben Vision für den Ort

Parkplatz an der Reithalle: Freie Wähler Ascheberg haben Vision für Herbern
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Wenn Frank Holtrup und Stephan Heitbaum im Ortskern von Herbern unterwegs sind, werden sie von Spaziergängern, aus Autos heraus, von Fahrradfahrern, an allen Ecken und gefühlt von jedem, der unterwegs ist, gegrüßt. Und das nicht nur, weil sie im kleinen 5400 Einwohner-starken Dorf fest verwurzelt sind. Sie haben beide Kinder, engagieren sich in Vereinen, Holtrup ist als Bauingenieur sogar vor Ort tätig. Nicht nur weil auf dem Dorf jeder jeden kennt werden sie gegrüßt, sondern auch, weil sie sich außerdem als Politiker besonders für ihr Heimatdorf engagieren.

Die beiden Herberner sind Gründungsmitglieder des Vereins Freie Wähler Ascheberg (FWA), der als unabhängige und parteifreie Wählervereinigung seit Dezember 2019 existiert. Als Ratsherren sind die beiden seit November 2020 im Gemeinderat aktiv. Trotz ihrer Verwurzelung mit ihrem Heimatdorf und trotz dessen, dass der Großteil der 52 Vereinsmitglieder ebenfalls in Herbern lebt, haben sie sich bei der Wahl ihres Titels bewusst für Ascheberg im Namen entschieden. „Wir wollen für ganz Ascheberg Dinge anstoßen“, erklärt Stephan Heitbaum. „Aber sagen wir mal so: In Davensberg ist alles schön, in Ascheberg wird umgesetzt und in Herbern wird noch nicht einmal geplant.“

Auf diesem Plan haben die Freien Wähler markiert, welche Stellen in Herbern einer Veränderung bedürfen.
Auf diesem Plan haben die Freien Wähler markiert, welche Stellen in Herbern einer Veränderung bedürfen. © Repro

Vision für Herbern

„Wir haben eine Vision für Herbern, von der nicht ein einziger Punkt bisher wirklich Gehör gefunden hat“, ergänzt Frank Holtrup. Diese Vision könnte auch als Dorfentwicklungsplanung bezeichnet werden. Während eines kleines Spaziergangs zeigen die beiden Ratsherren, was genau sie sich für Herbern in den kommenden Jahren vorstellen. So sollte eine Multifunktionsfläche am Schützenplatz entstehen. Dort könnten dann zum einen große Vereinsfeste stattfinden. Zum anderen könnte der Platz als Parkfläche dienen, um die Verkehrssituation in der Altenhammerstraße zu entlasten. Dieser wäre dann eine Alternative zum geplanten Parkplatz im ehemaligen Pfarrgarten. Wird der gebaut, verschärfe er die Verkehrssitutation an der Altmenhammerstraße und vor der Schule nur noch weiter. Die vorhandenen Parkplätze in der Altenhammerstraße wären dann nur noch Kurzzeitparkern vorbehalten, so die Vorstellung der FWA.

Ein Parkplatz am Schützenplatz könnte außerdem als Schulparkplatz dienen. „Eltern könnten ihre Kinder hier absetzen“, erklärt Holtrup, „und die könnten das kurze Stück über den Fußweg am Westerteich zu Fuß gehen.“ Dafür bräuchte es für den Fußweg dann konsequenterweise eine Beleuchtung und außerdem einen Zuweg auf das Schulgelände.

Darüber hinaus müsste man sich des Haselbüschkenwegs annehmen, an dem dann zur Rechten (das Dorf im Rücken) sich die Reithalle befindet, zur Linken der Multifunktionsplatz läge. „Das Tempo 100 auf dem Haselbüschkenweg muss dringend abgeschafft werden“, sagt Heitbaum. „Vor allem wenn der Schulparkplatz käme, aber auch wegen der Reithalle und den vielen Spaziergängern.“ Außerdem sollen für die schmale Straße ein Fußweg und Ausweichbuchten geschaffen werden.

Für den Umzug der Grundschule (nach Fertigstellung des Profilschul-Campus) wünschen sich die Freien Wähler eine konkrete Vorbereitungsplanung. Um eine bessere Anbindung Herberns zu gewährleisten hat die Fraktion bereits einen Antrag gestellt. Der fordert eine Untersuchung, wo es einen zentralen Bushalteplatz geben könnte.

Umsetzungsentwicklung muss kommen

Doch dem noch nicht genug. Die Turnhalle, die aus den 60er Jahren stammt, müsste nach Meinung der Freien Wähler energetisch saniert oder gegebenenfalls an anderer Stelle neu geplant werden. Außerdem müsste das Schwimmbad mittels einer Glasfassade aufgewertet und ein Außenzugang geschaffen werden.

Darüber hinaus möchten Holtrup und Heitbaum auch älteren Kinder eine Freizeitmöglichkeit schaffen: Dafür stellen sie sich die Einrichtung einer Dirt-Bike-Strecke im Bereich des Regenrückhaltebeckens vor.

Damit all dies - nach und nach - geschehen kann, gibt es eine Priorität in der Liste der Freien Wähler: „Es existiert bereits seit langem wie in Ascheberg ein IKEK, also ein Dorfentwicklungsprogramm“, sagt Frank Holtrup. „In Ascheberg ist für die Dorfentwicklung hieraus schon das ISEK, die Umsetzungsentwicklung geworden. Wir fordern also, für die notwendigen Arbeiten auch in Herbern das ISEK aufzustellen. Das ist notwendig, um Fördermittel wie in Ascheberg abgreifen zu können.“ Aus Sicht der Freien Wähler sei alles, was in Herbern passiert, reine Flickenschusterei.

Unterwegs in Herbern schildern Frank Holtrup und Stephan Heitbaum "ihre Vision" für den Ort.
Unterwegs in Herbern schildern Frank Holtrup und Stephan Heitbaum "ihre Vision" für den Ort. © Kristina Gerstenmaier

Als sich der politische Verein im Dezember 2019 gründete, passierte das unter denkbar schweren Umständen. 2020 hatten die Mitglieder für März ein Gründungsfest mit Pressebeteiligung geplant - das dann wegen Corona abgesagt werden musste. In den Folgejahren war die Herausforderung, sich unter Coronabedingungen zu etablieren. „Der Hauptgrund für unsere Gründung waren unsere Kinder“, erzählt Frank Holtrup, der circa zwei Jahre zuvor aus der CDU ausgetreten war, weil er dort das Gefühl hatte, zu wenig ausgetretene Pfade verlassen zu können. „Ich bin immer unbequem gewesen“, sagt er. Wie als er - bereits als Freier Wähler - als einziger gegen die aktuellen Planungen der Zusammenlegung des Profilschulcampus gestimmt hatte. Er ist der Meinung, es braucht eine solche Schule, aber anders und vor allem weniger teuer. „Das Geld könnte besser investiert werden“, sagt der 43-jährige Familienvater. „Es gibt auch andere Projekte, die angegangen werden müssen.“

„Wir sind nicht gegen etwas, sondern eher dafür“, erklärt Stephan Heitbaum, der sich zuvor mit keiner Partei identifizieren konnte. „Wir sind für Mitgestaltung und dafür, das öffentlich zu tun. Wir müssen unseren Kindern eine bessere Zukunft schaffen.“ Konstruktiv, pragmatisch, transparent und sachorientiert antworten Holtrup und Heitbaum auf die Frage, wie sie ihren politischen Verein charakterisieren.