ÖPNV-Pendler stranden in Capelle und Mersch Neuer Fahrplan soll Abhilfe schaffen

Fahrgäste stranden in Capelle: Neuer Fahrplan soll Abhilfe schaffen
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Viele Schüler fahren mit dem Bus oder dem Zug zur Schule. Oftmals verspätet die Bahn sich, daran sind die meisten mittlerweile gewöhnt. Blöd nur, wenn deshalb der Anschluss weg ist. In Herbern können alle, die auf den ÖPNV angewiesen sind, ein Lied davon singen. In den vergangenen Wochen kam es immer häufiger vor, dass Fahrgäste am Bahnhof in Capelle eine Stunde auf ihre nächste Verbindung warten mussten. Zudem blieben auch immer wieder Menschen stehen, weil der eingesetzte Bus voll war. Manche haben das Glück, jemanden anrufen zu können, der sie dann abholt.

Zu ihnen gehört der Sohn von Martin Distler. Schon mehrfach sei der Schüler von Capelle nicht weiter nach Herbern gekommen, weil der Zug Verspätung hatte und der Bus schon weg war. Er möchte selbst nicht mit uns sprechen, lässt seinem Vater den Vortritt. Der ist irgendwo zwischen Wut und Resignation. „Es klingt wie ein Einzelfall. Aber wir haben das jede Woche. Ich bin auch diese Woche schon dreimal mit dem Auto nach Werne gefahren, weil immer irgendwas ist. Man müsste fast Protokoll führen“, erzählt Martin Distler. Die Fahrt von Werne nach Capelle dauert mit der Eurobahn RB 50 eigentlich nur fünf Minuten. Nur wenn die Bahn schon später komme, steige die Wahrscheinlichkeit, in Capelle hängenzubleiben. „Es ist auch schon vorgekommen, dass den Fahrgästen in Capelle der Bus vor der Nase weggefahren ist und nicht gewartet hat.“ Das wundere ihn am meisten, dass die Busfahrer nicht kurz warten.

Mehr Fahrten nötig

„Mein Sohn hat auch mal gefragt, wieso nicht das untergeordnete Verkehrsmittel auf das übergeordnete wartet, so wie es halt am Bahnhof ist, wenn der ICE Verspätung hat, das kennt man ja, wenn man in der Regionalbahn sitzt. Die Begründung des Busfahrers war, dass ja schließlich die andern Fahrgäste, die auf ihn warten, ein Recht darauf hätten, dass er pünktlich kommt, weil die ihrerseits wieder pünktlich irgendwo sein müssen und so weiter“, so Distler. Seiner Ansicht nach liege die Lösung nicht darin, die Leute stehenzulassen, sondern den Fahrplan zu entzerren. Oder eben weitere Fahrzeuge einzusetzen. Denn der Bus von Capelle, der T 55, fährt überwiegend als Anrufbus mit einer Buchungsfrist von 30 Minuten vor Fahrtantritt. Für die ersten Fahrten des Tages ab 6 Uhr müssen Fahrgäste sich bis 20 Uhr am Vortag anmelden.

Die Pressestelle der Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM) teilt auf Nachfrage mit, dass das Problem bekannt sei. Daher seien die Fahrpläne angepasst worden. Die K 10 von Herbern zum Bahnhof Drensteinfurt-Mersch, der Kommit-Bus, habe bereits einen neuen Plan und fahre nun montags bis freitags zwischen 5.33 und 8.03 Uhr alle halbe Stunde als reguläre Linie. Zwischen 9.03 und 13.03 Uhr wechselt er auf stündliche Fahrten per Anruf-Bus mit 30-Minuten-Anmeldefrist, um dann am Nachmittag wieder als regulärer Bus zu fahren.

Der Bahnhof in Capelle
Der Bahnhof in Capelle © Laura Oswald-Jüttner

Neuer Fahrplan ab 17. März

Die Linie R 66 fährt zwischen Lüdinghausen, Ascheberg und dem Bahnhof Drensteinfurt. Dort greift ab dem 17. März (Montag) ein neuer Fahrplan. „Notwendig sind die Anpassungen, da bei der RB 89 kurzfristig ein neuer Fahrplan umgesetzt wurde. Somit reagiert die RVM auf die Änderungen der Bahn, um weiterhin sinnvolle Anschlusszeiten bieten zu können“, so der RVM-Sprecher.

Dennoch, so erzählt es ein Bekannter der Familie Distler, sei es ein Unding, bei einstelligen Temperaturen ältere Menschen mit ihren Einkaufs-Trollys in der Kälte stehenzulassen, weil der Bus voll sei. Das habe er im Februar selbst erlebt. „Unser Fahrpersonal ist bereits sensibilisiert, einige Minuten auf den Zug zu warten, soweit das möglich ist. Den konkreten Einzelfall kann ich leider nicht beurteilen. Inwieweit und in welcher Größenordnung Fahrgäste zurückgelassen werden mussten, vermag ich aktuell ebenfalls nicht zu beurteilen. Sicher ist dies in Einzelfällen nicht immer vermeidbar. Natürlich möchten wir in Abstimmung mit Kreis und Kommunen bedarfsgerecht und wirtschaftlich unterwegs sein“, so der Sprecher.

Aber auch Martin Distler selbst ist vom ÖPNV im Stich gelassen worden. Er erinnert sich noch genau an den Tag, es war der 17. Januar, ein Freitag. Er hatte einen Termin in Münster und wollte mit dem Zug fahren. Zunächst hatte er eine Fahrt mit dem Anruf-Bus von der Haltestelle Rankenstraße in Herbern zum Bahnhof Capelle gebucht. Weil der Zug von Capelle aber entfiel, habe er seine Fahrt storniert und wollte dann mit der K 10 von Herbern nach Mersch zum Bahnhof. Denn von dort sollte er nach Münster weiterkommen.

Der Bahnhof Drensteinfurt-Mersch
Der Bahnhof Drensteinfurt-Mersch © Eva-Maria Spiller

Zugausfälle

Eine Umbuchung der Fahrt sei nicht mehr möglich, er sei zu spät dran, die 30 Minuten vorab Buchungszeit habe er überschritten. „Es ging nur um ein paar Minuten. Ich fragte, ob es möglich sei, zuzusteigen, da ja sicher jemand eine Fahrt gebucht habe. Mir wurde gesagt, dass das nicht gehe, weil ich der einzige Fahrgast sei und eben zu spät. Okay, die haben ihre Bestimmungen. Ich hab mich dann eben ins Auto gesetzt und bin nach Mersch gefahren“, so Distler. Unterwegs beobachtete er, wie an der Haltestelle Talstraße eben jene K 10 einen Fahrgast aufnahm und mit diesem zum Bahnhof Mersch fuhr. Solche Aktionen könne er nicht verstehen. „Ich hatte mir vorgenommen, auf das Auto zu verzichten, aber das ist oft nicht möglich.“ Im Nachhinein war es ein Glücksfall, dass er mit dem Auto gefahren ist. Denn auch der Zug von Mersch nach Münster fiel aus.

Die RVM ist sicher, dass mit den neuen Fahrplänen in absehbarer Zeit ein flüssigerer Ablauf zustande kommt. Die neuen Fahrpläne können auf https://www.rvm-online.de/fahrgast/aktuelles eingesehen und heruntergeladen werden.