Franz Schlüchter für 50 Jahre Feuerwehrdienst geehrt „Wir waren immer wie eine große Familie“

Franz Schlüchter geehrt: „Wir waren immer wie eine große Familie“
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„Er ist der beste Ehemann, Vater, Opa und Freund den man sich in seinem Leben wünschen kann“, sagt Adelheid Schlüchter (70) über Ehemann Franz (70). Zwei Töchter, deren Partner und die drei Enkeltöchter können dies, ohne zu überlegen, bestätigen.

Franz Schlüchter wurde auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Herbern Anfang Februar für 50 Jahre Zugehörigkeit geehrt. Der ehemalige Gemeindebrandinspektor, dies ist das höchste Amt auf Gemeindeebene, hat während seiner aktiven Laufbahn alles erreicht, was man erreichen konnte. Zu Beginn der 70er überredete der ehemalige Wehrführer Aloys Billermann Schlüchter mit den Worten „Jung, solche Leute wie dich brauchen wir hier“ zum Eintritt in die Feuerwehr. Seitdem bestimmt die Freiwillige Feuerwehr einen Großteil des Lebens von Familie Schlüchter.

Wie eine große Familie

Für Ehefrau Adelheid war diese Tatsache von Beginn an überhaupt kein Problem. „Mir war klar, dass ich montags immer frei hab. An diesem Abend halten die Kameraden ihren Übungsabend ab. Geräte werden gewartet oder Übungen absolviert.“ Dies ist bis zum heutigen Tag so.

Kennengelernt haben sich die ehemalige Krankenschwester aus Lüdinghausen und der Justizhauptwachmeister 1974 auf der Jacobi Kirmes in Ascheberg. „Ich war dort mit einer Freundin die mir Franz vorgestellt hat. Ja, das war’s dann; ein Blick hat genügt. Das genaue Datum weiß ich auch noch: der 28. Juli abends um 20 Uhr.“

Geheiratet haben die beiden am 26.August 1974; die Töchter Sandra und Daniela machten das Eheglück perfekt. Die erste gemeinsame Wohnung über dem Feuerwehrgerätehaus wurde bezogen. „Hier mussten wir allerdings zuerst einmal ordentlich renovieren. Wir haben entkernt, neue Wände gesetzt, Leitungen neu verlegt und vieles mehr“, erinnert sich Franz Schlüchter. Damals gab es den Anbau auf der rechten Seite des Steigerturms noch nicht. Dort war der Gemüsegarten der Familie Schlüchter. Sandra und Daniela Schlüchter: „Für uns als Kinder war das Leben in der Feuerwehr großartig. Alle Freunde wollten immer zu uns kommen. Papas Kameraden fungierten oftmals bei uns als Babysitter. Wir waren immer wie eine große Familie.“

Franz Schlüchter war lange Zeit das Bindeglied zwischen Feuerwehr und Verwaltung: Wehrführer Josef Schlüchter. 23.08.07.
Franz Schlüchter war lange Zeit das Bindeglied zwischen Feuerwehr und Verwaltung: Wehrführer Josef Schlüchter. 23.08.07. © Nitsche

Dramatische Einsätze bleiben in Erinnerung

Zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr hatten die Frauen eine besondere Überraschung für ihre Männer parat. „Wir haben uns historische Kostüme geliehen und sind dann gemeinsam mit unseren Männern durchs Dorf gezogen. Das war großartig und unsere Männer echt gerührt.“

Viele Einsätze, oftmals mit keinem schönen Ausgang, sind dem Ehepaar im Gedächtnis geblieben. Bei einem schlimmen Autounfall hat Franz Schlüchter fast zwei Stunden auf den eingeklemmten Fahrer beruhigend eingewirkt, bevor dieser aus dem vollkommen zerstörten Auto geborgen werden konnte. „Leider ist der Fahrer später verstorben“, weiß Adelheid. „Solche Einsätze nimmt man natürlich mit nach Hause und bespricht sich. Das machen die Kameraden auch untereinander; anders geht das gar nicht.“ Der dramatischte Einsatz, der für beide auch nach vielen Jahren noch sehr präsent ist, ist der als Feuerwehrkamerad Joachim Döbbe bei einem Einsatz schwerstverletzt wurde und später an den Folgen verstorben ist. „Das vergisst man nie.“

Feuerwehrgebäude brannte

Viele Ehrungen, unter anderem die Verleihung der Ehrennadel der Partnerstadt Rheinsberg für besondere Verdienste, sowie zahlreiche Dankesbriefe von Geretteten machen Franz Schlüchter stolz und haben ihn immer wieder darin bestärkt, den richtigen Weg mit diesem Ehrenamt gewählt zu haben.

Zu früheren Zeiten, als es noch keine Leitstelle und keinen Melder gab, kamen die Alarmierungen direkt im Gerätehaus an. „Da musste man oftmals, grad bei Einsätzen auf Höfen im Außenbereich, ganz genau nachfragen. Höfe hatten häufig die gleichen Namen, waren aber in komplett anderen Richtungen. Was heute der Melder ist, war früher die Sirene. So wussten alle Kameraden Bescheid, dass etwas passiert ist.“

Das selbst das Gebäude der Feuerwehr nicht vor einem Brand geschützt ist, musste die Familie im Jahr 1995 erfahren. Zur Schützenfestzeit in Herbern schlug während eines starken Gewitters ein Blitz ein, der einen Brand auslöste. Nachbar Manfred Treimer hatte eine leichte Rauchentwicklung bemerkt. „Mein Zimmer mit all meinen Sachen war zerstört. Lediglich mein Lieblingsteddy haben die Feuerwehrmänner mit einem leichten Brandschaden retten können. Den hab ich auch heute noch“, sagt Daniela. Dieser Brand war der ausschlaggebende Punkt, dass weder sie noch ihre Schwester in die Feuerwehr eingetreten sind. Sandra Schlüchter :„Ich für mich habe da festgestellt, dass ich absolut nicht stressresistent bin und vollkommen irrational reagiere.“

Feuerwehr geht über Kameradschaft hinaus

Im Jahr 2003 zog die Familie in ihr Eigenheim; selbstverständlich in Sichtweite zum Steigerturm. „Wir brauchten einfach mehr Platz für uns.“ Seit 10 Jahren ist Franz Schlüchter nun in seinem „Ehrenamt“ pensioniert; auf Übungsabenden ist er aber nach wie vor gern gesehen. „Das ist für mich wichtig dass der Kontakt nicht abreißt; 50 Jahre kann man nicht so einfach aufgeben.“ Die Altersbegrenzung für den Dienst in der freiwilligen Feuerwehr lag damals noch bei 60 Jahren; inzwischen ist diese Grenze auf 67 erhöht.

Ehepaar Schlüchter: „Die Freiwillige Feuerwehr ist und war eine Kameradschaft die weit über die Feuerwehr hinausgeht. Neben zahlreichen Ausflügen mit den Kameraden und deren Partnerinnen, haben wir sogar Urlaube gemeinsam verbracht. Feuerwehr war für uns immer Familie; auch für unsere Töchter. Das wird immer so bleiben.“

Werdegang bei der Freiwilligen Feuerwehr:

  • Lehrgänge: 1974 Grundlehrgang, 1976 AGT, 1976 Gerätewart, 1977 Maschinist, 1978 Truppführer, 1980 Gruppenführer, 1988 Zugführer, 1989 Verbandsführer, 1989 Wehrführer, 2008 Technische Hilfe Wald

  • Beförderungen: 1971 Feuerwehrmann, 1976 Oberfeuerwehrmann, 1979 Unterbrandmeister, 1980 Brandmeister, 1988 Oberbrandmeister, 1989 Hauptbrandmeister, 2002 Brandinspektor, Brandoberinspektor, Gemeindebrandinspektor