Vor etwa einem halben Jahr hatte sich die Gemeinde Ascheberg einem Hilferuf des Städte- und Gemeindebunds NRW angeschlossen. Letzterer hatte in einem Statement an Bund und Land eindringlich darauf hingewiesen, dass viele Kommunen hinsichtlich der Aufnahmekapazität und Unterbringung von Flüchtlingen an ihre Belastungsgrenzen gestoßen sind.
Anfang Mai bekräftigten Kommunen des Münsterlandes dies noch einmal gegenüber der Bundesregierung. Die Gemeinde Ascheberg appellierte zudem bereits im vergangenen Jahr an ihre Bürger: Wer Wohnraum zur Verfügung hat und diesen für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen kann, möge sich bitte melden, hieß es.
Seither ist die Zahl der in Ascheberg lebenden Flüchtlinge weiter gestiegen. Gleichzeitig herrscht Druck auf dem Wohnungsmarkt. Was das zur Folge hat, erläuterte Stefan Feige, Fachbereichsleiter Finanzen und Soziales, in der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Senioren, Soziales und Sport am Donnerstag (25. Mai). Derzeit unterhält die Gemeinde 38 Unterkünfte. 27 davon sind allerdings lediglich angemietet. Dabei handelt es sich sozusagen um Wohnraum, der an anderen Stellen fehlt.
Bedarf an neuen Unterkünften ist groß
„Unser Ziel ist es, eine dritte große Unterkunft zu bauen - wahrscheinlich in Herbern -, damit wir die Möglichkeit haben, dem Markt diesen Wohnraum wieder zur Verfügung zu stellen“, sagte Feige. Aktuell gibt es jeweils eine größere Unterkunft in den Ortsteilen Davensberg und Ascheberg. Wie genau die Lösung in Herbern aussehen könnte, dazu machte der Fachbereichsleiter zunächst keine Angaben. Als nahezu ausgeschlossen gilt jedoch eine Unterbringung in Turnhallen. Dass dies nicht der „Ascheberger Weg“ ist, hatte die Gemeinde erst kürzlich betont.
Wie groß der Bedarf an Unterkünften ist, zeigt ein Blick auf die Flüchtlingszahlen. Zwar gibt es in den Einrichtungen noch freie Plätze - aber wie lange das noch so sein wird, lässt sich kaum abschätzen. Im Jahr 2023 hat die Gemeinde bislang 99 Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Davon kamen 43 aus der Ukraine. Im gesamten Jahr 2022 waren es 289 Zuweisungen (210 aus der Ukraine). „Wenn man das hochrechnet, werden wir in diesem Jahr wieder zwischen 200 und 280 Zuweisungen bekommen“, so Feige.
190 Flüchtlinge aus der Ukraine leben in Ascheberg
Aktuell sind noch 190 Personen aus der Ukraine in den von der Gemeinde unterhaltenen Unterkünften untergebracht. Insgesamt gibt es in den Unterkünften 495 Plätze. 68 davon sind momentan frei. 32 stehen aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Verfügung - zum Beispiel, weil dort Sanierungsmaßnahmen laufen.
Bei den derzeit 38 Unterkünften ist die Gemeinde aber auch in anderer Hinsicht am Limit. „Wir sind für alle Objekte selbst verantwortlich. Das heißt, dass unsere beiden Hausmeister zusätzlich für diese Gebäude zuständig sind. Und da geht es nicht nur ums Rasenmähen, sondern beispielsweise auch um das Auf- und Abbauen von Möbeln“, betonte Feige. Die gute Nachricht sei, dass man ab Juni eine weitere Kraft hinzubekomme.
Den Vorschlag aus der Politik, die Bewohner könnten doch möglicherweise bei der ein oder anderen Aufgabe selbst mit anpacken, wies der Fachbereichsleiter jedoch zurück. Dies sei zu riskant, da die Gemeinde bei etwaigen Unfällen in der Haftung wäre, hieß es.
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