Zwei Jahre lang hat Barbara Kehrmann aus Ascheberg auf die Reise durch den Panamakanal hingefiebert. Ein lang gehegter Traum, den sie vom 4. bis 24. Februar wahr werden lässt. Ihr Mann hält ihr dafür den Rücken frei und hütet die Hunde zu Zuhause. Doch genau zu dieser Zeit findet auch die Bundestagswahl in Deutschland statt. Mit dem Ergebnis: Wie Barbara Kehrmann es dreht und wendet, sie wird ihre Stimme bei dieser Wahl nicht abgeben können.
„Es hat mich ab dem Moment, wo ich es gesehen habe, geärgert. Ich habe gedacht, ich gehe am 3. Februar eben in die Gemeinde, um zu wählen. Dass wir neu wählen müssen, war ja schon länger bekannt. Auch den Wählern war bekannt, dass sie sich beeilen müssen. Aber mit so einem knappen Zeitfenster habe ich nicht gerechnet“, sagt die UWG-Politikerin. Denn erst ab dem 5. Februar, so teilte es die Gemeinde Mitte Januar mit, werden die Stimmzettel für die Wahl in der Gemeinde eingehen.

„Das belastet mich. Ich will demokratisch wählen, irgendwo fühlt man sich ja auch verpflichtet zu wählen, ein demokratisches Zeugnis abzulegen. Und dann steht man da“, so Kehrmann. „Theoretisch könnte ich jetzt den lang gehegten Urlaub absagen, aber ich freue mich da seit zwei Jahren drauf.“ Sie habe extra mit so viel Vorlaufzeit gebucht, damit die Fernreise bezahlbar ist, erklärt die Aschebergerin. „Und dann platzt die Ampel. Das war so nicht vorauszusehen.“
Dabei sei sie wahrscheinlich nicht die Einzige, die von der kurzfristigen Wahl überrascht worden ist, sagt sie. „Menschen, die studieren oder auf Montage sind, die arbeiten ja auch nicht alle in Deutschland.“ Oder Bürgerinnen und Bürger, die eben auch Urlaub geplant haben: „Der Februar ist ja ein beliebter Urlaubsmonat“, so die Aschebergerin. Kehrmann hat auch darüber nachgedacht, sich die Unterlagen nachschicken zu lassen. „Aber das kommt ja gar nicht an.“ Und bis das Wählen online möglich ist, ist es wahrscheinlich noch ein weiter Weg. Wichtig ist Kehrmann allerdings zu betonen, dass für die knappen Fristen nicht die Gemeinden, sondern der Bund verantwortlich ist.
„Statement für die Demokratie“
Auch wenn Kehrmann nicht wählen kann, wünscht sie sich eines für die Wahl: einen demokratischen Ausgang. „Ich würde mir einen hohen demokratischen Anteil wünschen, ein deutliches Statement für die Demokratie.“ Ein Zeichen für Demokratie können die Wähler bei dieser Bundestagswahl setzen, die am 23. Februar stattfindet. Im Untergeschoss des Rathauses in Ascheberg, Dieningstraße 7, werden spätestens ab dem 10. Februar zwei Briefwahlbüros eingerichtet und Wahlkabinen bereitgestellt, sodass die Briefwahlunterlagen dort direkt ausgefüllt werden können.