Fast jeder Platz in der Aula der Profilschule war besetzt; das Publikum bunt gemischt und vom Alter her eher jenseits der 40. Die Altersstruktur an diesem Abend passte perfekt zum Buch „Älternzeit“ von Jan Weiler. Der Autor ist momentan auf Lesereise und machte am Mittwochabend, 10. Mai 2023, auf Einladung des KuKADuH (Kunst- und Kulturverein Ascheberg, Davensberg und Herbern) Station.
Das Buch, entstanden aus Geschichten, die Weiler als Kolumnist einmal wöchentlich in der Welt am Sonntag veröffentlicht, handelt von flügge gewordenen Teenagern, die bereit sind, der elterlichen Fürsorge zu entfliehen. Bereits zu Beginn hatte der Autor von „Maria, ihm schmeckt's nicht“ oder „Das Pubertier“ (beide Bücher sind erfolgreich verfilmt worden) zahlreiche Lacher auf seiner Seite.
Lesung in Ascheberg schon 2015
Er berichtete von der Lesung aus dem Jahr 2015 in Ascheberg: „Tja, da war der FC Bayern noch Deutscher Meister und der BVB auf dem zweiten Platz. Das kehrt sich jetzt um und Thomas Tuchel ist nun der einzige Mensch, für den sich nichts geändert hat. Ministerpräsident Söder, damals noch gegen die Atomkraft; ein Fels ohne Brandung. Ja so war das damals anno 2015.“
Im Minutentakt werden nun in den kommenden zwei Stunden, nur unterbrochen durch eine kurze Pause, Pointen produziert. Das Publikum lernt den Autoren Weiler als Mensch und Vater kennen. Inzwischen einvernehmlich und ohne Streit, immer noch mit gemeinsamer Familien-WhatsApp-Gruppe, von Ehefrau Sara und Tochter Clara getrennt, lebt er gemeinsam mit Sohn Nick in einer Jungs-WG. Zu viel soll hier an dieser Stelle nicht verraten werden, nur soviel: Das Buch ist absolut empfehlenswert und so manch ein Elternpaar wird sich hier deutlich wiedererkennen.

Besser mit großen Kindern
Als Vater ist Weiler froh, dass man sich mit großen Kindern viel ersparen kann. Rolf Zuckowski zum Beispiel oder das Drauftreten nachts im Dunkeln auf einen 4er Legostein; man muss nicht mehr zu Elternsprechtagen und hat keine angesabberten Reiswaffeln im Auto, die dann zu Reisbeton mutieren.
Jan Weiler erfährt, nachdem er Sohnemann Nick gefühlte 400 Jahre pünktlich morgens um 7 ein Deluxe-Frühstück zubereitet hat, dass dieser das liebevoll zubereitete Rührei nur gegessen hat, damit sein Papa nicht traurig ist. Beide verstehen sich ansonsten prächtig, ärgern sich aber genauso gerne. So wird mal eben bei Netflix die Sprache auf Griechisch verstellt, was den Autor an den Rand des Wahnsinns treibt und hier nur der zehnjährige Nachbarsjunge mit griechischer Herkunft helfen kann.

Desaströser Back-Wettstreit
Die Zuschauer erfahren, dass ein weihnachtlicher Weihnachtsbackstreit gegen Exfrau und Tochter desaströs ausging. Ob dies am Backbier, Kipferl-Bier oder Foto-Bier gelegen hat oder an den falschen Zutaten, ist nicht korrekt überliefert. Die witzigen und oftmals aberwitzigen Geschichten lassen beim Publikum hier und da Lachtränen über die Wangen laufen; das Lachen verebbt kaum.
Trotz des Rundumsorglospaketes, das Söhnchen Nick zu Hause genießt, neigt sich die Vertragslaufzeit als Vater für Jan langsam dem Ende zu. Zahlreiche Gedanken beschäftigen den Vater zweier Kinder, wie er sein Leben zukünftig gestalten wird; eine Alternative wäre vielleicht als Sex-Guru, also einer Art Gesundheitsexperte.
Eine Auswanderung in ein anderes Land käme auch noch infrage. Ob er einen dieser Schritte ernsthaft in Erwägung zieht, lässt er am Ende der Lesung bewusst offen.
Nach zwei Stunden mit Zugaben und einem sehr „witzigen Witz“ geht ein humorvoller Abend zu Ende. Die Resonanz des Publikums ist durchweg positiv und der KuKADuH hat bei der Wahl der Veranstaltung wieder einmal ein sehr glückliches Händchen bewiesen.