Kampf gegen gefährliche Raupe: Setzt die Gemeinde in der Zukunft auf die Hilfe von Vögeln?

© Martin Klose

Kampf gegen gefährliche Raupe: Setzt die Gemeinde in der Zukunft auf die Hilfe von Vögeln?

rnEichenprozessionsspinner

Die Gefahr, die von den Brennhaaren der Raupe ausgeht, hat es in sich. Die Gemeinde hat alle Hände voll zu tun, die Bürger zu schützen. Mit unterschiedlichen Methoden.

Herbern

, 25.06.2019, 15:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Er hat auch vor der Gemeinde Ascheberg keinen Halt gemacht – der Eichenprozessionsspinner, kurz EPS. Viele Eichen im Gemeindegebiet sind befallen. Wegen der wiederholt günstigen Witterungsbedingungen seien laut Gemeinde „auffällig viele“ Nester aufgetaucht. Wie viele genau, ist jedoch unklar.

Die Gefahr, die von der Raupe und ihren langen Brennhaaren ausgeht, hat es in sich. Laut dem Deutschen Ärzteverlag können sich nach dem Kontakt Quaddeln und Hautrötungen bilden, die mit starkem, mehrere Tage andauernden Juckreiz einhergehen.

Sensible Bereiche werden besonders geschützt

Um die Bürger zu schützen, hat die Tiefbauabteilung, welche die Bekämpfung der gefährlichen Raupe im öffentlichen Gemeinderaum koordiniert, an betreffenden Stellen Warnschilder aufgestellt. Zudem bekämpfte die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Fachfirma Angelkort aus Herbern die Raupe im Vorfeld. „Dabei stimmen wir das Vorgehen stets mit der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld ab“, so Gemeinde-Pressesprecherin Simone Böhnisch.

Von den Brennhaaren geht beim EPS die Gefahr aus.

Von den Brennhaaren geht beim EPS die Gefahr aus. © dpa

Praktisch eine Art Prophylaxe mit Bakterienpräparaten in besonders gefährdeten Bereichen wie Schulhöfen, Kindertagesstätten oder Spielplätzen. „Dieses wird jedoch so sparsam wie möglich verwendet, da es auch andere Schmetterlingsarten schädigt“, so Böhnisch. Befallen die Raupen dennoch eine Eiche, dann werden die Nester von Facharbeitern mit einer speziellen Saugapparatur eingesaugt. Zumindest in besagt sensiblen Bereichen.

Die Tücken der biologischen Raupenbekämpfung

Doch ist es nicht auch denkbar, dass die Bekämpfung der Raupe in der Gemeinde auf natürlichem, biologischem Weg erfolgt? Etwa so wie im niederländischen Groesbeek. Denn in dieser Gemeinde läuft derzeit ein Versuch, die Raupe mit Vögeln zu bekämpfen. Kohl- und Blaumeisen sowie Rotkehlchen sollen dabei die Lösung sein.

Durch angebrachte Nisthilfen an befallenen Eichen sollen die Vögel dort einziehen und die gefährlichen Raupen fressen. So zumindest der Plan. Ein Vorgehen, das in der Gemeinde Ascheberg derzeit keine Rolle spielt. „Den Einsatz von Rotkehlchen, Blau- oder Kohlmeisen zur natürlichen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners haben wir noch nicht in Erwägung gezogen“, erklärt Böhnisch. Ob sich das noch ändert?

Ein Mitarbeiter einer Spezialfirma in einem Schutzanzug saugt die Raupen des Eichenprozessionsspinners mit einem Staubsauger aus einer Eiche ab.

Ein Mitarbeiter einer Spezialfirma in einem Schutzanzug saugt die Raupen des Eichenprozessionsspinners mit einem Staubsauger aus einer Eiche ab. © dpa

Laut Dr. Mathias Niesar ist dies ohnehin kein sinnvolles Vorgehen. Er ist Leiter des Waldschutzmanagements vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Meine Hypothese ist, dass dieses Experiment nicht funktioniert.“ Der Grund: Der Kuckuck sei nach aktuellem Stand der einzige Vogel, der den Eichenprozessionsspinner trotz der langen Brennhaare fressen könne.

Raupen-Gegenspieler sind hoffnungslos in der Unterzahl

Hinzu komme, dass die Eiche ein Spezialhabitat für bis zu 199 Arten sei. „Alleine deswegen wird eine Meise andere Arten bevorzugen. Warum sollte sie ausgerechnet die mit den langen Haaren fressen?“, so Niesar.

„Meine Hypothese ist, dass dieses Experiment nicht funktioniert.“
Dr. Mathias Niesar

Zwar gebe es natürliche Gegenspieler wie eben den Kuckuck oder die Schlupfwespe, aber: „Diese sind einfach viel zu schwach aufgestellt, um der Sache Herr werden zu können.“

Mensch ist gefragt, der Plage Herr zu werden

„Beim EPS geht es nicht um ökologische Fragen, sondern den Schutz der Menschen und der Nutztiere“, stellt Niesar klar. Darum sei auch der Mensch gefragt, der Sache Herr zu werden. So wie es die Gemeinde Ascheberg derzeit versucht.

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Und einen kleinen Erfolg kann diese mittlerweile auch vermelden. „Die Mitarbeiter der Tiefbauabteilung beobachten derzeit, dass die Anfragen bezüglich des Eichenprozessionsspinners wieder nachlassen“, berichtet Böhnisch.