Kerstin Krampe blickt sorgenvoll in die große Eiche, die direkt gegenüber ihres Hauses steht. Zahlreiche Nester der Giftraupe hängen an den Ästen. © Till Goerke
Eichenprozessionsspinner
Kerstin Krampe (55) klagt an: Die Gemeinde lässt uns im Kampf gegen die Gift-Raupe im Stich
Die Tagesmutter Kerstin Krampe (55) lebt im Grünen, nördlich von Ascheberg. Doch die fiese Gift-Raupe macht ihrer Familie das Leben zur Hölle. Hilfe von der Gemeinde? Fehlanzeige, sagt sie.
Idyllisch und mitten im Grünen lebt Kerstin Krampe (55) mit ihrer Familie. Bispingbach, drei Seen und kleine von Eichen gesäumte Feldwege laden zum Spazieren gehen und Verweilen ein. Ein Paradies, könnte man denken. Doch der Schein trügt. Der Eichenprozessionsspinner, kurz EPS, macht den Krampes das Leben seit Wochen zur Hölle.
Direkt gegenüber der Einfahrt zu Krampes Wohnhaus steht eine riesige Eiche. Unzählige Nester der Gift-Raupe hängen an den Ästen und am Stamm. Auch die daneben stehenden, etwas kleineren Eichen sind mit Nestern der fiesen Raupe übersät. Viele hängen sprichwörtlich nur noch am seidenen Faden. Da wundert es nicht, dass bereits die ersten Nester auf dem Feldweg liegen.
Die gesamte Familie Krampe leidet unter der Gift-Raupe
„Das ist hier einfach eine Katastrophe, nicht nur für meine Familie und mich“, sagt die 55-Jährige. Viele Radfahrer, Spaziergänger mit Hunden und Reiter würden den Feldweg regelmäßig nutzen. Bedenkt man, dass die Eichen mit den Ästen über den Feldweg ragen, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Passanten ein Nest der Giftraupe auf den Kopf bekommen. „Das will ich mir erst gar nicht ausmalen“, so Kerstin Krampe.
Sie selbst ist Tagesmutter, hat fünf Enkel sowie Hunde und Katzen. Für alle gilt: Keiner traut sich mehr alleine vor die Tür – zumindest nicht in die Nähe der Eichen. „Die Kinder können nur hinten in den Garten. Meine 14-jährige Enkelin traut sich nicht mehr alleine mit dem Fahrrad zur Schule. Sie hat Angst, unter den Eichen entlangzufahren“, berichtet Krampe.
Am sprichwörtlich dünnen Faden hängen zahlreiche Nester der fiesen Raupe. © Till Goerke
So bleibt der 55-Jährigen nichts anderes übrig, als die Kinder morgens zur Schule zu fahren – mit dem Auto. „Mit den Hunden gehen wir auch nicht mehr raus. Das ist zu gefährlich.“ Kerstin Krampes Mann und ihr Sohn sind warnende Beispiele. „Beide haben Ausschlag, der höllisch jucken soll.“ Die umherfliegenden Brennhaare der Raupe lassen grüßen. „Es ist ganz, ganz schlimm derzeit.“
Kerstin Krampe fühlt sich von der Gemeinde im Stich gelassen
Und ein Ende ist nicht in Sicht. Denn selbst, wenn die Raupe zum Nachtfalter geworden ist, die Nester mit den Brennhaaren lösen sich deshalb nicht in Luft auf. „Wir werden damit also noch lange Spaß haben“, stöhnt die 55-Jährige, die sich zugleich von der Gemeinde im Stich gelassen fühlt.
Auch auf dem Feldweg liegen die Nester. © Till Goerke
Denn helfen wolle man ihrer Familie nicht. „Ich habe mich telefonisch an die Gemeinde gewandt“, erzählt die 55-Jährige, „aber die Dame am Apparat war einfach nur unfreundlich.“ Hilfe? Fehlanzeige. „Die hat unser Problem gar nicht verstanden und nur gesagt, dass man Brennnesseln auch nicht anfassen dürfe.“
Doch was sei das bitte für ein Vergleich? Einer, der mehr als nur hinke. „Wir leiden hier alle unter der Raupe und keiner will uns helfen“, hadert Kerstin Krampe. Nichtmal Tipps zum Umgang mit der Situation habe sie von der Gemeinde bekommen. „Im vergangenen Jahr hat man uns schon nur gesagt, wir sollen die Bäume mit rot-weißem Absperrband markieren.“
2019 ist ein höllisches Gift-Raupen-Jahr
Seinerzeit sei das auch noch ausreichend gewesen, so Kerstin Krampe, aber in diesem Jahr habe die Plage überhandgenommen. „Wir hatten hier auf der Straße riesige Kolonnen der Viecher.“ Und die Ortsbegehung am Freitagmittag zeigt: Die Nester sind auch an den Eichenstämmen dicht über dem Boden. „Das ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Tiere gefährlich.“
Die Nester der Gift-Raupe befinden sich auch am Stamm der Eiche in weniger als einem Meter Höhe. © Till Goerke
Bedenkt man, dass die Gemeinde jüngst zu Protokoll gab, die Sache mit der Raupe im sensiblen Bereich im Griff zu haben, dann wirft dieser Befall in unmittelbarer Nähe der Unterkunft einer Tagesmutter Fragen auf. „Ich würde mir wünschen, die Gemeinde würde die Nester hier entfernen. Wir können das ja nicht machen. Wir brauchen jetzt einfach Hilfe.“
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