„Alles ist Pionierarbeit“ bei besonderer Brücke auf der A1 Neue Teile treffen bei Ascheberg ein

„Alles ist Pionierarbeit“ bei besonderer Brücke auf der A1
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Die schmale alte Brücke der Amelsbürener Straße über die A1 war eine unauffällige Konstruktion, gebaut vor Jahrzehnten, um den örtlichen Verkehr aufzunehmen. Bis zu dem Tag, als der sechsspurige Ausbau für den Abschnitt zwischen Münster-Süd und dem Kamener Kreuz beschlossen wurde. Jetzt musste die alte Brücke weichen, weil sie nicht genug lichte Weite dafür hatte.

Die jetzt geforderte Weite von 45 Metern war für die Brückeningenieure eine echte Herausforderung. Das konnte man herkömmlich lösen, indem man mittels einer Mittelstützkonstruktion die Brücke in zwei Hälften baut. So wurde es bisher bei einer Betonbrücke überall gemacht. Aber der Ehrgeiz, das auch in einem Stück zu schaffen, ließ das Suchen nach einer Lösung nicht ruhen.

Aufmerksamkeit in der Fachwelt

Mit einem Betonspezialisten aus Spelle in Niedersachsen gelang schließlich der große Wurf. Er schuf eine Betonmischung zusammen mit einer passenden Stahlbewehrung, die eine Spannweite von 45 Metern in einem Stück ermöglichte. Nach vielen Prüfungen war schließlich das Pilotprojekt „Brücke A1 Amelsbürener Straße“ aus der Taufe gehoben. Aus dem unscheinbaren Brücklein im Münsterland war auf einen Schlag die Betonbrücke mit der größten Spannweite in Deutschland geworden, die nun von der Fachwelt mit großer Aufmerksamkeit beobachtet wird.

„Alles an dieser neuen Brücke ist irgendwie Pionierarbeit“, erklärt Dominik Hartmann. Er ist für diesen Bauabschnitt der zuständige Projektleiter der Autobahn GmbH. Der 32 jährige ist seit viereinhalb Jahren mit dabei und von seiner Tätigkeit begeistert: „Es fehlen gerade für die Ertüchtigung der vielen Brücken in Deutschland Ingenieure, was ich nicht verstehen kann, denn das ist eine tolle Herausforderung, mit der man es zu tun bekommt“. Mit dem Fortgang hier an dieser Brücke ist er sehr zufrieden und absolut gespannt, wie sie sich machen wird: „Wenn alles so gut weiterläuft, könnten wir im April fertig werden“.

Insgesamt ist das gesamte Projekt an diesem Ort ein kleiner Meilenstein im Brückenbau. Das alte Bauwerk wurde im Februar 2023 abgerissen. Nur wenige Wochen später sind die Widerlager auf beiden Seiten fertig gestellt, weil sie auch aus vorgefertigten Elementen aus einem Betonwerk angeliefert wurden. Je 14 Blöcke ergaben die beiden neuen Bauwerke, die nun an diesem Wochenende vom 17. bis zum 20. März die sieben Binder aufnehmen sollten.

Ein Blick von oben: Die riesigen Kräne heben die neuen Bauteile für die Brücke an der Amelsbürener Straße.
Projektleiter Dominik Hartmann kümmert sich um den Umbau der Autobahnbrücke auf der A1 bei Ascheberg. © Günther Goldstein

Riesenkräne heben schwere Träger

Die Firma Pieper Schwertransporte GmbH aus Moers schickte sieben Fahrzeugkombinationen auf den Weg, um die 115 Tonnen schweren Träger an den Einsatzort zu bringen. Dort warteten zwei wahre Riesenkräne auf sie: Der eine mit einer Tragkraft von 650 Tonnen, der andere mit 450 Tonnen. Sie hoben die Binder von den Fahrzeugen, drehten sie in der Luft und setzten sie präzise an ihren Bestimmungsorten ab. Dort abgelegt wurden sie dann von Schweißern fest miteinander verbunden. Sind alle sieben an ihrem Ort, werden sie später mit dem Betontragbalken fest einbetoniert.

Nur ein paar Kilometer weiter nördlich, wurde sehr viel früher eine weitere Autobahnbrücke abgerissen. Der Bau der neuen Überquerung läuft schon seit langem, dauert aber länger, weil jene Brücke im herkömmlichen Stil neu errichtet wird: also mit einem Mittelpfeiler und zweiteiligen Brückenelementen. Der Wegfall dieses Pfeilers spart an der Amelsbürener Straße alleine 214 Tonnen Stahlbeton ein. Und das erspart den Autofahrern Einschränkungen, die sonst während der Errichtung fällig wären.

„Diese neue Brücke bei Davensberg könnte also zu einem großen Wurf für alle zukünftigen Brückenerneuerungen werden“, schwärmt Hartmann, „und vielleicht schaffen wir mit Beton auch noch die 46 oder gar 47 Meter“.Eindrücke von den Arbeiten vor Ort haben wir in einem Video festgehalten. Dieses können Sie sich auf rn.de/herbern anschauen.

Die Arbeiten an der Brücke könnten bereits Ende April abgeschlossen sein.
Die Arbeiten an der Brücke könnten bereits Ende April abgeschlossen sein. © Günther Goldstein
Der Autobahnabschnitt der A1 war am Samstag Schauplatz der Bauarbeiten.
Der Autobahnabschnitt der A1 war am Samstag Schauplatz der Bauarbeiten. © Günther Goldstein