Sorge um Ärzteversorgung in Ascheberg „Gefahr, dass man sich kannibalisiert“

Sorge um Ärzteversorgung: „Gefahr, dass man sich kannibalisiert“
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Die Bevölkerungsstruktur in Ascheberg wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verändern: Immer mehr älteren Menschen stehen immer weniger jüngere gegenüber. Das ist keine Entwicklung, die die Gemeinde exklusiv hat, sondern ein deutschlandweites Phänomen. Und genauso wie in anderen Orten der Bundesrepublik gibt es auch in der kleinen Gemeinde große Sorgen, wenn es darum geht, wie man den demografischen Wandel stemmen kann - nicht zuletzt in medizinischer Hinsicht.

Das wurde in der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Senioren, Soziales und Sport am Donnerstag (26. September) deutlich. Die FDP hatte einen Antrag ins Spiel gebracht, der die Ärzteversorgung in Ascheberg zum Gegenstand hatte. Die stehe hier - wie allgemein im ländlichen Raum - vor großen Herausforderungen, heißt es in dem Antrag. Der demografische Faktor betreffe sowohl die Ärzteschaft selbst als auch die Patienten. Hinzu komme die Erweiterung der Altenpflegeplätze, was einen höheren Bedarf nach sich ziehe.

Dass die Liberalen mit dieser Einschätzung keineswegs falsch liegen, zeigt ein Blick in die Pflegebedarfsplanung des Kreises Coesfeld. Denn tatsächlich braucht Ascheberg den Prognosen zufolge ab dem Jahr 2030 mehr Kapazitäten als aktuell vorhanden sind.

„Wir sind insgesamt gut aufgestellt, aber es fehlen Fachärzte“, betonte Niklas Grobecker (FDP) in der Ausschusssitzung. Bereits niedergelassene Ärzte hätten zudem Probleme, einen passenden Nachfolger zu finden. Hinzu kommt der Umstand, dass es keinen Spielraum für Neuansiedlungen gibt. Denn tatsächlich gilt der Kreis Coesfeld laut Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) bereits als überversorgt. Ob Augenarzt, Urologe, Frauenarzt oder Orthopäde - Neuansiedlung sind aus Quotengründen nicht erlaubt.

Sorgenvoller Blick nach Lüdinghausen

Sorge bereitet der FDP auch der Blick nach Lüdinghausen. Dort hatte die KVWL eine auffällige Altersstruktur der Ärzte festgestellt - ebenfalls in Kombination mit einem Nachwuchsmangel. Das veranlasste die Stadt dazu, ein Förderprogramm aufzustellen.

„Gefördert wird die Übernahme einer Praxis von ausgeschiedenen oder ausscheidenden Ärztinnen oder Ärzten, die Niederlassung oder Einrichtung einer Zweigpraxis oder die Einstellung einer Ärztin oder eines Arztes auf dem Gebiet der Stadt Lüdinghausen. Es kann dazu ein einmaliger Investitionszuschuss in Höhe von 50 Prozent der tatsächlichen Kosten, höchstens jedoch von 35.000 Euro, gezahlt werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom 26. Juli.

An der KVWL führt kein Weg vorbei

Es sei zwar klar, dass die KVWL „vorgeschaltet“ sei und man als Gemeinde nicht viel Einflussmöglichkeiten habe, dennoch müsse man sich Gedanken über die gegenwärtige und zukünftige Situation sowie über mögliche Förderprogramme machen, erklärte Grobecker. Dadurch, dass die Stadt Lüdinghausen potentielle neue Ärzte nun mit einer kommunalen Finanzspritze lockt, besteht aus Sicht der FDP die Gefahr, dass sich die Kommunen im Kreis bei der Ärzteversorgung gegenseitig „kannibalisieren“. Man müsse als Gemeinde jetzt zumindest in den Austausch mit der KVWL und der Stadt Lüdinghausen gehen, fordern die Liberalen.

Damit rannten sie vor allem bei der CDU offene Türen ein. Maximilian Sandhowe schlug sogar vor, den Antrag auf Apotheken auszuweiten. Denn auch hier sei die Situation schwierig. Viele hätten angesichts der umstrittenen Reformen Existenzängste. Einstimmig beauftragten die Ausschussmitglieder die Verwaltung anschließend damit, die Lage genauer unter die Lupe zu nehmen und detailliertere Informationen zur Altersstruktur der Ärzte, den einzelnen Fachrichtungen sowie Apotheken in der Gemeinde zusammenzutragen.