Die Jalousien sind zum Großteil heruntergelassen, an der Eingangstür kleben Zettel mit zig verschiedenen Namen und in den Schaufenstern des ehemaligen Friseursalons im Erdgeschoss stapelt sich allerhand Gerümpel. Das Gebäude macht einen vernachlässigten Eindruck.
Doch bald könnte sich etwas tun in der Ludgeristraße 10. In dem Wohnhaus sollen nach dem Bauantrag vom 7. September 2022 Zimmer mit zwölf Schlafplätzen für Monteure entstehen. Der Bedarf scheint gegeben. Das Ganze beinhaltet entsprechend auch einen Umbau.
Kreis ist Genehmigungsbehörde
Der Kreis Borken ist die Baugenehmigungsbehörde, aber wie üblich bei derartigen Verfahren wird auch die Gemeinde hinzugezogen, um ihr Einvernehmen nach dem Baugesetzbuch zu erteilen. Oder auch nicht. In diesem besagten Fall gab es jüngst vom Bau- und Planungsausschuss ein „Ja“ mit „Aber“.
Aktuell leben in dem Haus nach Informationen der Redaktion ausländische Arbeiter, die in der Region rund um Heek tätig sind, etwa in der Fleischindustrie, und entsprechend einen Schlafplatz benötigen. Das erklärt auch die vielen Zettel mit osteuropäischen Namen an der Tür. Der Friseursalon hat schon vor Jahren geschlossen. Was sich hinter der Tür tut? Unklar.
Wichtig: Grundsätzlich ist das Vorhaben laut Verwaltung genehmigungsfähig. Allerdings kann der Antragssteller – um wen es sich handelt, wird wie üblich bei solchen Vorhaben nicht kommuniziert – bisher nur einen einzigen Stellplatz für das Vorhaben nachweisen. Zu wenig.
Denn laut Stellplatzsatzung der Gemeinde muss für Beherbergungsbetriebe – dazu zählen auch Monteurszimmer – mit zwei bis sechs Betten ein Stellplatz vorhanden sein. In diesem besagten Fall verweist die Verwaltung einen zu bildenden Mittelwert von einem Stellplatz pro drei Betten.
Heißt im Klartext: Vier Stellplätze müssen auf dem Grundstück nachgewiesen werden, sonst gibt es für das Vorhaben kein grünes Licht. So der einstimmige Beschluss der Lokalpolitik. Damit ist auch das Thema „Stellplatzablösung“ vom Tisch.

Damit hätten die fehlenden drei Stellplätze gegen eine Zahlung von je 3600 Euro an die Gemeindekasse „abgelöst“ werden können. Da spielte die Lokalpolitik aber eben bewusst nicht mit. Ein „Freikaufen“ wurde abgelehnt.
Denn das hätte zur Folge gehabt, dass die Pkw/Transporter derjenigen, die in Zukunft mal in den Monteurszimmern übernachten, im öffentlichen Verkehrsraum stehen würden. Schaut man auf die zugeparkte Hauptstraße in Nienborg, wird klar, was in der Ludgeristraße gedroht hätte.
Garage abreißen
Und es ist nicht so, als wäre es unmöglich, die vier notwendigen Stellplätze auf dem Grundstück zu realisieren. Die Redaktion hat sich vor Ort umgesehen. Allein im rückwärtigen Bereich ist ausreichend Fläche vorhanden, wenn etwa die ebenfalls in die Jahre gekommene Garage abgerissen wird.
Genau darauf weist auch die Verwaltung hin und bekam dafür die geschlossene Rückendeckung aus der Lokalpolitik. Entsprechend ist jetzt der Antragssteller am Zug, die Forderungen umzusetzen. So er denn tatsächlich die Sache mit den Monteurszimmern realisieren möchte.