Wasserbüffel in Heek Michael Wermelt (43) liebt seine faszinierenden Riesen

Wasserbüffel in Heek: Michael Wermelt liebt seine faszinierenden Riesen
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Es ist ein traumhafter Blick aus der großen Fensterfront im Wohnzimmer von Michael Wermelt (43). Freie Sicht über die Weiten der Dinkelwiesen. Natur pur. Vögel tummeln sich im Grün. Zwischen ihnen grasen große, imposante Säugetiere mit mächtigen Hörnern. Die Herde Wasserbüffel ist Michael Wermelts großer Stolz. Es ist eine besondere „Liebesbeziehung“.

„Ich könnte hier stundenlang stehen und die Tiere beobachten“, sagt der 43-Jährige, während sein Blick über die Wiesen schweift. Seit gut zwei Jahren hat er nun schon die Wasserbüffel, die als bekannteste Art der asiatischen Büffel gelten. Und doch in den hiesigen Gefilden eine Seltenheit sind.

Familienmitglieder

Jedem seiner Tiere hat der Heeker einen Namen gegeben. So heißt der große Zuchtbulle etwa Silas und das männliche Kalb Don Camillo. Die Namen schaffen eine Verbindung. Eine, die sehr liebevoll und tief ist. Jedes Tier hört auf Zuruf. Zumindest bei Michael Wermelt, seiner Frau Mareen Lütke Wissing und seinem Vater. Die Büffel sind eben Familienmitglieder.

Das wollte der Gast der Redaktion natürlich selbst sehen. Also Sprung in den Stall, der an das Wohnhaus angrenzt. Durch die geöffnete Tür ruft Michael Wermelt die Namen der Tiere. Zweimal wiederholt er das Spiel. Und siehe da: Die Wasserbüffel kommen nur wenig später in den Stall getrottet.

Wasserbüffel in Heek
Die Herde Wasserbüffel hat freie Wahl, so sie sich auf der fünf Hektar großen Fläche zuzüglich Stall aufhält. Die Tiere führen ein sehr artgerechtes Leben. © Till Goerke

Zutraulich und aufgeweckt wirken sie. Trotz ihrer massigen Körper mit bis zu einer Tonne Gewicht stehen sie auf ausgiebige Streicheleinheiten des dichten Fells. Und natürlich auf Leckerlis. Hoch im Kurs stehen Möhren. Mit Ausnahme von Heu füttert Michael Wermelt auch nicht zu.

Wo sich die Tiere aufhalten, ist ihnen freigestellt. Sie haben das gesamte Jahr fünf Hektar zur Auswahl. „Tagsüber sind sie meistens draußen, abends zieht es sie aber auch gerne in den Stall“, erklärt ihr Halter. An Platz mangelt es den Tieren jedenfalls nicht. Es ist ein sehr artgerechtes Leben, das sie in Heek führen dürfen. Mit gewissen Extras.

Tiere geben viel zurück

So hat Michael Wermelt seinen Büffeln, die er von einem Hof aus Borken-Burlo bezieht, einen Teich und einen gut zwei Meter tiefen See in den Dinkelwiesen anlegen lassen. Die Flächen gehören ihm, also war das kein Problem. „Gerade im Sommer liegen die Tiere da stundenlang drin“, erzählt er.

Wer denkt, die Wasserbüffel seien für den 43-Jährigen ein zweites, wirtschaftliches Standbein – neben seinem Grill- und Partyservice – der irrt. Es ist ein großes Hobby. Um die Wirtschaftlichkeit geht es nicht. „Für das Geld, das ich in die Tiere investiert habe, hätte ich auch schön in Urlaub fahren können.“ Aber: „Von den Tieren habe ich mehr. Sie geben so viel zurück.“

Sie helfen Michael Wermelt auch dabei, nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen. „Wenn ich hier bei den Tieren im Stall bin, sie streichle, füttere und ihnen zusehe, bekomme ich den Kopf einfach frei.“ Worte, die sich in seinem Lächeln widerspiegeln.

Wasserbüffel in Heek
Die Wasserbüffel sind friedlich und neugierig. Und sie stehen auf Möhren als Leckerli. © Till Goerke

Dass es Wasserbüffel wurden, lag auf der Hand. „Ich habe schon immer davon geträumt, eine Tierrasse zu halten, die hier nicht so populär ist.“ 2021 wurde der Traum dann Realität. Im Umkreis von Heek ist es eine absolute Rarität, die immer wieder dafür sorgt, dass Radfahrer an den Wiesen neugierig anhalten, staunen und Fotos machen.

Dass auch mal ein Tier geschlachtet wird, daraus macht Michael Wermelt keinen Hehl. Die Premiere gab es dieses Jahr vor dem Weihnachtsfest. Ein Jungbulle (3) wurde geschlachtet. Die Stammherde soll nicht angefasst werden. Dass es ab und an ein Jungtier trifft, hängt auch mit der Vorbeugung gegen Inzucht zusammen.

„Da ging mir Leid ab“

Leicht ging Michael Wermelt, der gelernter Metzgermeister ist, die erste Schlachtung eines Tieres aus seiner Herde nicht von der Hand: „Da ging mir schon leid ab, das war hart.“ Darum wich er seinem Tier auf der letzten Autofahrt zu einer Schlachterei in Vreden auch nicht von der Seite.

Stress habe der Jungbüffel so keinen gehabt, versichert er. Das Zerlegen hat der Heeker als Mann vom Fach dann selbst übernommen. Vermarktet wird das Fleisch ausschließlich direkt. Türverkauf am Hof auf Bestellung. Wenn es so weit ist, wird das Ganze in den sozialen Medien beworben.

Wasserbüffel in Heek
Die Wasserbüffel sind Familienmitglieder, die alle einen Namen haben und auf Zuruf hören. © Till Goerke

Das Fleisch selbst ist von exzellenter Qualität, wie der Autor dieser Zeilen bereits getestet hat. Hackfleisch – verarbeitet zu Frikadellen – und Beinscheiben als Schmorgericht haben hervorragend geschmeckt: butterzart, leichtes Wildaroma und die Saucen aus dem Bratensatz sehr fein.

„Das Fleisch hat auch wenig Cholesterin, dafür aber viel Eiweiß und Eisen“, klärt Michael Wermelt über die weiteren Vorzüge auf. Auch mache sich deutlich in der Qualität bemerkbar, dass die Tiere keine Wachstumsbeschleuniger bekämen und keine Stresshormone produzieren würden.

Stress – oder besser gesagt Sorgen – macht hingegen Michael Wermelt etwas anderes mit Blick auf seine Tiere. Nicht nur einmal sei es bisher vorgekommen, dass Unbekannte sich an den Weidezäunen zu schaffen gemacht hätten. Bewusst wird an dieser Stelle auf Details verzichtet.

Fakt ist, dass die Wasserbüffel so hätten ausbüxen können. „Das ist super gefährlich“, unterstreicht ihr Halter. Nicht, weil die Tiere aggressiv wären. Im Gegenteil. Sie seien neugierig. Doch genau das könne bei Nacht, wenn die Tiere wegen der schwarzen Fellfarbe schwer zu sehen seien, fatal werden.

Wasserbüffel in Heek
Seit gut zwei Jahren lebt die Herde Wasserbüffel nun schon in Heek bei Michael Wermelt auf dem Hof. © Till Goerke

„Sie würden sicher auf ein Auto und den Lichtkegel zulaufen“, fängt Michael Wermelt einen Satz an, den er nicht beendet. Jeder kann sich ausmalen, was es für Folgen hätte, wenn ein mehrere Hundert Kilo schwerer Büffel auf ein Auto prallt.

Michael Wermelt schüttelt mit dem Kopf, während er dem Bullen Simon eine Möhre gibt, die dieser mit lautem Schmatzen vertilgt. „Ich kann diese Menschen jedenfalls nicht verstehen, die an Weidezäune gehen“, sagt er dann konsterniert. Passiert sei bisher Gott sei Dank nichts.

Doch ohne tägliche Zaunkontrollen gehe es nicht (mehr). Zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer und natürlich zum Schutz seiner Wasserbüffel, die ihm so sehr ans Herzen gewachsen sind. Das wird beim Hofbesuch deutlich.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist vom 30. Dezember 2023.