Auf den ersten Blick fristet das Gasthaus Alfert in der Ludgeristraße nach wie vor ein trauriges Dasein. Ab und an kommen und gehen Personen aus/in den Nebeneingang im Katthagen. Es sind Flüchtlinge, die aktuell noch im Obergeschoss untergebracht sind. In der Kneipe tut sich nichts. Oder doch?
Wie die Redaktion erfahren hat, sollen sich mittlerweile Interessenten bei der Gemeinde Heek mit Blick auf das Gasthaus gemeldet haben. Im jüngsten Kultur- und Sportausschuss wurde daraus allerdings ein großes Geheimnis gemacht. Das Dinkelbündnis beantragte eine Verlegung des Themas in den nicht-öffentlichen Teil. Nachfrage im Rathaus.
Interesse bestätigt
Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff bestätigt die Interessenbekundungen am für den Ortsteil so geschichtsträchtigen Gebäude. Es steht wie kaum ein anderes in Heek für die Geschichte der Gaststättenkultur. Eine Kultur, die allerdings schon seit Jahren mit einigen wenigen Ausnahmen am Boden liegt.
1907 errichtet beziehungsweise nachhaltig umgebaut, stehen heute viele Teile des Gasthauses unter Denkmalschutz. Dazu zählen die Fassade, die alte, gewundene Holztreppe ins Obergeschoss sowie das Dach. Baulich hat das Objekt die besten Tage längst hinter sich.

Und doch hätten sich mittlerweile drei potenziellen Investoren das Gasthaus angeschaut, wie der Bürgermeister berichtet. Mit einer vor-Ort-Führung. Um wen es sich dabei handelte, kommuniziert Franz-Josef Weilinghoff nicht. Um die Namen zu schützen, hatte auch das Dinkelbündnis den Antrag gestellt, das Thema nicht-öffentlich zu behandeln.
Die Wählergruppe habe dezidierte Informationen rund um den jüngsten Interessenten haben wollen, daher sei der Schritt nachvollziehbar, so der Bürgermeister. Klar ist aber trotz aller Geheimhaltung, dass noch nicht der „Volltreffer“ dabei gewesen ist. Auch das bestätigt Franz-Josef Weilinghoff: „Nach wie vor ist leider noch nichts Konkretes dabei gewesen.“
Zwickmühle
Mehr und mehr wird deutlich, dass sich die Gemeinde mit den ausgemalten Plänen für das Gasthaus in einer Zwickmühle befindet. Im Juli 2021 ergriff die Gemeinde die Chance und kaufte dem ehemaligen Eigentümer das Gasthaus mittels Vorkaufsrechts für eine mittlere sechsstellige Euro-Summe ab.
Mit der Idee, die am Boden liegende Kneipenkultur im Ort damit wieder etwas zu beleben. Einer jener Punkte, der von den Heekern in der durchgeführten Pestel-Studie vehement eingefordert wurde. Dass die Gemeinde dabei selbst als Betreiber auftritt, wurde von Beginn an ausgeschlossen.

Nicht wenige Heeker wünschen sich eine Systemgastronomie im Objekt, wie die Redaktion schon oft in Gesprächen über das Gasthaus erfahren hat. Neidvoll geht dabei der Blick nach Ahaus und das Café Extrablatt. Das allerdings dürfte bei einer Kommune der Größenordnung Heeks ein Traum bleiben.
Alle Träume begraben will man in der Verwaltung aber nicht. Im Gegenteil. „Wir hoffen nach wie vor darauf, dass jemand mit einer guten Idee zu uns kommt“, betont der Bürgermeister. Wohlwissend, dass alleine die Sache mit der Pacht kniffelig werden könnte.
Geringe Pacht?
Auf Empfehlung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes hat die Gemeinde die Dipl. Betriebswirtin Heide Köhler mit einer Machbarkeitsstudie für das Gasthaus beauftragt. Quintessenz: Das Gasthaus werde keine Goldgrube, ein branchenüblicher Pachtzins sei dort nicht zu erwirtschaften.
Laut Expertin könne die Gemeinde allerdings mit einer geringen Pacht entgegensteuern. Doch genau das birgt Gefahren. „Da müssen wir sehr aufpassen“, weiß auch der Bürgermeister. Auf diesem Wege in den Wettbewerb vor Ort einzugreifen, sei „nicht ohne“ und könne Begehrlichkeiten wecken.

Natürlich habe die Gemeinde einen gewissen Spielraum mit Blick auf die Pachthöhe – auch in einer potenziellen Startphase – aber ein Pachtvertrag weit unter dem marktüblichen Wert sei schlicht nicht möglich.
Und da ist noch die Sache mit der Sanierung. Gerade an das Dach müsse man ran, wie die Verwaltung bereits gegenüber der Redaktion eingeräumt hat. Sollte die Gemeinde diese Kosten übernehmen und in das Gebäude investieren, müsste das eigentlich auf die Pacht umgelegt werden. Das allerdings würde sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auswirken.
Wohnung als Faustpfand
Auch das bestätigt der Bürgermeister mit einem Seufzer. Es sei „leider alles wirklich nicht so einfach“. Ein Faustpfand bleibt, dass ein Investor/Betreiber perspektivisch auch die Option haben soll, die geräumige Wohnung im Obergeschoss mit mehreren Zimmern nutzen zu können. Wofür auch immer.
Schließlich plant die Verwaltung nicht damit, die Wohnung dauerhaft als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Spätestens, wenn die geplanten Flüchtlingsunterkünfte – zunächst je Ortsteile eine – stehen, soll es wieder Platz geben. So zumindest aktuell die Hoffnung.

Sollte sich aber auch in den kommenden Monaten die Interessenslage am Gasthaus nicht konkretisieren, werden Verwaltung und Politik nach dem getätigten Investment über eine alternative Lösung nachdenken müssen. „So weit sind wir aber noch nicht. Wir haben noch Hoffnung“, stellt der Bürgermeister klar, der die Angelegenheit zur „Chefsache“ erklärt hat.
Heißt, wer Interesse am Gasthaus oder aber dafür eine zündende Idee hat, kann sich direkt mit Franz-Josef Weilinghoff in Verbindung setzen. Auch für eine Ortsbegehung. Die Kontaktaufnahme ist per Telefon (02568 9300-30) oder per E-Mail (fj.weilinghoff@heek.de) möglich.