
Der Spielmanszug Heek ist nicht nur der einzige dieser Art in der Gemeinde, sondern zugleich auch noch der kleinste Verein - mit gerade mal 18 Mitgliedern. © Spielmannszug Heek
Verstärkung händeringend gesucht: Nur 18 Mitglieder halten den Spielmannszug Heek am Leben
Marschmusik
Personell ist der Spielmannszug Heek derzeit nicht gut aufgestellt. In den 70er-Jahren sah das noch anders aus. Aber Aufgeben ist keine Option. Die Mitglieder forcieren eine andere Lösung.
Es ist warm. Die Luft steht. Im kleinen Raum des DRK-Heims in der Stroot sitzen und stehen acht Musiker. Je vier Männer und Frauen. Tambourmajor Heike Bröcker (46) lehnt entspannt an einem Tisch. „So“, sagt sie, „eins, zwei und los.“
Und nur einen Sekundenbruchteil später verwandeln die acht Mitglieder des Spielmannszuges Heek die wenigen Quadratmeter in ein richtiges Trainingsstudio. Sein eigenes Wort würde man jetzt nicht mehr verstehen. Muss man aber auch nicht. Zuhören ist angesagt. Der Sound beeindruckt.
Jeden Mittwoch ist Training angesagt
So wie jeden Mittwoch, wenn sich der Spielmannszug Heek für 90 Minuten zum Training trifft. „Jetzt in den Ferien sind wir natürlich personell ein wenig dezimiert“, sagt Heike Bröcker. Doch auch in voller Besetzung sieht es nicht um Längen besser aus.
18 Mitglieder - mehr sind es derzeit nicht. Die Altersstruktur? „Von 14 bis über 60“, so die Vorsitzende Jacqueline Rieger (23). Damit ist das Personalkorsett doch recht eng geschnürt. „Genau das ist auch unser größtes Problem.“

In den Sommerferien ist die Trainingsbeteiligung sehr überschaubar. Dennoch: Die Musiker, die Heike Bröcker (r.) begrüßen durfte, legten sich richtig ins Zeug. © Till Goerke
Urlaubs- oder krankheitsbedingte Ausfälle bei Auftritten seien so nämlich nur schwierig zu kompensieren. Zuletzt wurde das beim Auftritt während des Sommerfestes in Nienborg (5. August) deutlich. „Da waren wir nur mit zwölf Leuten da. Das ging nur noch so gerade eben“, berichtet Rieger.
Den Spielmannszug gibt es viele Jahrzehnte
Der 1952 gegründete Verein sucht also händeringend Mitglieder, um personell wieder in komfortablere Gewässer zurückkehren zu können. So wie in den 1970er-Jahren, als der Verein sogar noch einen extra Jugendspielmannszug hatte. „Da waren dann bei einem Auftritt auch mal 60 Musiker auf der Straße“, blickt Heike Bröcker zurück.
Der Anspruch, den Bröcker und Rieger an potenzielle neue Mitglieder stellen, ist nicht hoch. Und das ist positiv gemeint. „Wir holen jeden musikalisch da ab, wo er steht“, sagt Bröcker. Und Rieger ergänzt: „Auch das lesen von Noten würden wir jedem beibringen.“
Der Spielmannszug kämpft mit Personalengpässen
Instrumente und Uniform stellt der Verein. „Jeder ab acht Jahren ist bei uns willkommen. Und man muss auch nicht aus der Gemeinde kommen“, so Bröcker. Derzeit sind zum Beispiel auch Legdner und Stadtlohner Vereinsmitglieder.
Doch woran liegt es, dass der Spielmannszug solche einen Personalengpass hat? Die Antwort ist vielschichtig. Doch im Wesentlichen führen es die Verantwortlichen auf das umfangreiche Freizeitangebot zurück, das mittlerweile allen zur Verfügung steht.
Beim Training ist kein Larifari angesagt
„Das große Sportangebot in der Gemeinde, besonders der Fußball, ist natürlich nicht hilfreich für uns“, erklärt Rieger. Sport sei eine super Sache, aber eben auch Konkurrenz für den Spielmannszug.
Und wer denkt, während der Trainingssession sei wegen der nur acht Anwesenden Larifari angesagt, der irrt. Denn nachdem die Instrumente verstummt sind, sagt Heike Bröcker: „Das war schon ganz gut für den Einstieg. Aber wir brauchen noch etwas mehr Dynamik. Also los.“
Die Gemeinschaft und Wohlfühlen stehen im Mittelpunkt
Das Anspornen gehöre einfach dazu, sagt sie im Anschluss. „Wenn ich aber merke, das die Luft raus ist, hören wir auch mal eher auf.“ Denn bei allem musikalischem Ehrgeiz stehen vor allem die Gemeinschaft und das Wohlfühlen im Mittelpunkt. „Ein bisschen wie eine große Familie eben.“

Nicht nur Training und Auftritte sind Elemente des Vereinslebens im Spielmannszug Heek. Auch gemeinsame Ausflüge, wie hier nach Hamburg zum Musical „König der Löwen“, stehen auf dem Programm. © Spielmannszug Heek
Und diese Zusammengehörigkeit stetig zu stärken, stehen gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen „selbstverständlich“ auf der Spielmannszug-Agenda. So wie jüngst der Besuch des Musicals „König der Löwen“ in Hamburg.
Wohlgemerkt, ohne das den Mitgliedern dadurch Kosten entstanden wären. „Wir finanzieren die Instrumente, Uniformen und Ausflüge über die Gagen, die wir für unsere Auftritte bekommen“, so Rieger. Lediglich ein kleiner Jahresbeitrag wird pro Mitglied fällig.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
