Verkaufsautomaten aufgebrochen Doppel-Einbruch lässt Landwirt verzweifeln

Verkaufsautomaten-Aufbrüche lassen Landwirt verzweifeln
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Es ist stockfinster. Spät in der Nacht zu Donnerstag (21. März) in der Bauerschaft Ramsberg im Dreieck zwischen Schöppingen/Heek/Legden. Eine maskierte, männliche Person mit gräulichem Kapuzenpulli betritt das kleine Verkaufs-Holzbüdchen von Landwirt Florian Brinkmann (35). In der Hand hält der vermummte Mann eine Axt und einen Schraubenzieher.

Dann geht alles schnell. Mit der Axt dreht der Vermummte die Kamera im Verkaufshäuschen zur Seite, allerdings nicht weit genug. So erfasst die Kamera, wie der Mann mit augenscheinlich geübten Handgriffen und in aller Seelenruhe die Milchtankstelle aufbricht und die Wechselgeldkassetten klaut. Keine 45 Sekunden später ist er in der Dunkelheit verschwunden.

Gleicher Täter?

Landwirt Florian Brinkmann hat dem Gast aus der Redaktion dieses Video auf seinem Hof gezeigt. Der 35-Jährige ist sichtlich getroffen. Denn nur zwei Tage später suchte der mutmaßlich gleiche Täter (Kleidung/Statur/Augen) seinen Verkaufsstand erneut heim. In der Nacht auf Sonntag (24. März) wird der andere Automat mit einem Brecheisen brachial aufgebrochen.

Noch Tage später sieht man in der angrenzenden Wiese Reifenspuren. Offensichtlich der Ort, wo der Fluchtwagen des oder der Täter parkte. Auch liegen noch immer Plastikteile der aufgebrochenen Kleingeld-Wechselkassette am Straßenrand. „Die Kassette habe ich im Feld gefunden“, sagt der Landwirt mit einem Kopfschütteln. Die Kassette der Scheine ist verschwunden.

Aufgebrochener Verkaufsautomat
Mit brachialer Gewalt wurde beim zweiten Mal der Regiomat aufgebrochen. Der Schaden ist insgesamt derart hoch, dass eine Reparatur nicht mehr lohnt. © Till Goerke

Die Beute? Zusammen wenige hundert Euro. Es ist etwas anderes, das Florian Brinkmann hörbar verzweifeln lässt. Beim zweiten Aufbruch wurde der Automat derart stark beschädigt, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Alles ist verzogen und beschädigt. Ein „Totalschaden“.

Der 35-Jährige rechnet zusammen: Rund 24.000 Euro müsste er jetzt für die Reparatur der Milchtankstelle sowie für die Neuanschaffung eines zweiten Automaten – unter anderem für den Eierverkauf – investieren. Ob die Versicherung den Schaden (anteilig) übernimmt, ist aktuell noch offen.

Hinzu kommt der Verdienstausfall. Nur ein paar wenige Produkte kann der Landwirt aktuell auf Vertrauensbasis, also ohne Automaten, noch verkaufen. „Ich hatte schon einige schlaflose Nächte.“ Und es bleibt die Sorge, dass der oder die Täter auch noch ein drittes Mal zuschlagen.

Die Kameraüberwachung und die Tatsache, dass das Wohnhaus der Brinkmanns keine 50 Meter entfernt liegt, schreckt offenkundig nicht ab. „Bei jedem Geräusch, dass man jetzt nachts hört, schreckt man sofort hoch“, so Florian Brinkmann. Die Taten haben bei ihm Spuren hinterlassen.

Landwirt Florian Brinkmann
Florian Brinkmann an der Stelle, wo im Gras mutmaßlich der Fluchtwagen der/des Täters beim zweiten Aufbruch stand. Die Reifenspuren sind noch gut zu erkennen. © Till Goerke

Und der Verkaufsstand der Brinkmanns war in der jüngeren Vergangenheit nicht der einzige Ort, wo Diebe am Werk waren. Auch in Alstätte, Vreden und Graes gab es gleichgelagerte Vorfälle. Laut Polizei liegen aufgrund von Zeit und Vorgehen der Täter Tatzusammenhänge „nahe“.

Wie die Polizei weiter auf Nachfrage mitteilt, sei die Kripo derzeit damit beschäftigt, die Videoaufzeichnungen auszuwerten. Also auch jene von Florian Brinkmann. Zudem werde über die Staatsanwaltschaft und das zuständige Gericht eine Veröffentlichung der Täter-Bilder für eine Öffentlichkeitsfahndung angestrebt.

Verdächtiges Auto?

Von den Aufbrüchen der Automaten hat Florian Brinkmann übrigens selbst nichts mitbekommen. Nur seine Mutter habe in der Nacht des ersten Vorfalles zur fraglichen Tatzeit ein Auto gehört. Ob es in Zusammenhang mit der Tat steht, ist unklar. Aber: „Um diese Uhrzeit fährt hier sonst eigentlich keiner lang.“ Der Hof der Brinkmanns liegt rund 800 Meter abseits der L570.

Immer wieder schüttelt der Landwirt mit dem Kopf, während er die stark beschädigten Automaten begutachtet: „Man steckt so viel Herzblut da rein, den Leuten gute und lokale Produkte direkt vom Hof anbieten zu können, und dann wird einem das alles von heute auf morgen zerstört.“

Plastikteile am Wegesrand
Teile der aufgebrochenen Kleingeldkassette (zweiter Fall) liegen noch immer am Straßenrand. Die Kassette selbst hat der Landwirt im Feld gegenüber gefunden. © Till Goerke

Und dabei, das betont der 35-Jährige, spreche er nicht nur für sich, sondern auch für seine Kollegen, deren Verkaufsautomaten ebenfalls aufgebrochen und/oder beschädigt wurden. „Es ist so ein Stress, so viel unnötiger Papierkram, der jetzt erledigt werden muss.“

Ob es mit den Verkaufsautomaten bei den Brinkmanns weitergeht? Der Blick des 35-Jährige geht für einen Moment ins Leere. Dann huscht so etwas wie ein kleines Hoffnungslächeln über sein Gesicht. „Wenn die Versicherung den Schaden übernimmt, ja. Wenn nicht, dann...“, den Satz zu vollenden, bringt der Vollblut-Landwirt (noch) nicht übers Herz.

geschlossene Verkaufsautomaten
Beide Automaten sind nach den Aufbrüchen aktuell außer Betrieb. Ob und wann der Verkauf weitergeht, ist derzeit noch offen. © Till Goerke

Sollte es weitergehen, dann will der 35-Jährige „massiv“ in die Sicherheitstechnik investieren. „Was bliebe mir auch anderes übrig?“, fragt er resigniert. Eine bessere Kameraüberwachung und eine „sehr laute Alarmanlage“ schweben dem Landwirt dabei vor.

Seit 2016 betreiben die Brinkmanns ihren kleinen Verkaufsstand, haben sich einen großen Kundenstamm aus den umliegenden Kommunen aufgebaut. Dass sie jemals über derart große Sicherheitsmaßnahmen nachdenken müssen, hätten sie sich nicht träumen lassen.

Der Doppel-Einbruch hat sie zum Umdenken bewogen. „Es ist einfach ein unschönes Gefühl. Für alle unsere Kunden tut es mir auch so leid“, sagt Florian Brinkmann. Ob und wann der Verkauf weitergeht, steht in den Sternen.

Die Kripo Ahaus sucht Zeugen. Hinweise an Tel. (02561) 9260.