Die Fassungslosigkeit ist riesig in der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. In der Nacht zu Sonntag (17. November) brachen bisher Unbekannte in die St-Ludgerus-Kirche ein und hinterließen in der Sakristei eine Schneise der Verwüstung. Und gingen obendrein äußerst professionell vor.
Egal, mit wem die Redaktion am Montagmorgen vor Ort in der Sakristei spricht, immer wieder fallen die Worte „das ist unfassbar“. Kirchenvorstand, Küsterin oder Pfarrer – sie alle sind konsterniert und haben alle Hände voll damit zu tun, zu dokumentieren, was genau alles geklaut worden ist.
Pfarrer Josef Leyer formuliert es so: „Man muss doch Respekt vor dem Eigentum anderer haben.“ Dass die Täter dies nicht hatten und nicht mal vor einem Gotteshaus haltmachten, macht ihn hörbar fassungslos.
Bild der Verwüstung
Das Chaos, das die Täter hinterlassen haben, ist am Montag fast verschwunden. Auf dem Boden ist aber noch Staub zu sehen, der durch das Aufflexen eines Safes entstanden ist. Ebenso Kratzspuren auf den Fliesen, denn die Täter haben gleich zwei Safes aus einem Schrank gewuchtet.
Küsterin Anne Dondrup hingegen bot sich am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr ein Bild der Verwüstung. Alle Schränke waren durchwühlt, der Inhalt auf den Boden geschmissen. Rücksicht auf die alten Krippenfiguren nahmen die Täter nicht. Sie warfen diese einfach aus dem Schrank. Schäden inklusive.

Den kleineren der beiden Safes haben die Täter knacken können, am größeren, der nochmal stärker gesichert ist, bissen sie sich jedoch die Zähne aus. Auffällig: Ein Messdiener-Gewand hängten die Täter vor einen Teil der Scheiben. Möglicherweise, um den Funkenschlag beim Flexen zu verdecken.
In die Kirche gelangten die Täter über eine Nebentür. Einen Eingang, der keinen Bewegungsmelder hat. In der Kirche selbst brachen sie dann die Tür zur Sakristei auf, um dort alles auf den Kopf zu stellen. Auch an der Tür zum Orgel- sowie zum Glockenturm sind Hebelspuren zu erkennen. Was die Täter dort vorhatten, ist bisher nicht bekannt. Zurück blieben nur die Schäden.

Beute machten die Täter hingegen in der Sakristei. Aus dem aufgebrochenen Safe. Die Kirchengemeinde teilt der Redaktion nach einer ersten Dokumentation am Montagmittag folgende Gegenstände als gestohlen mit:
- 1 großer Kelch mit Deckel, Kupfer vergoldet (Ziborium) (Inv. Nr.: KZI 002,0001)
- 1 kleiner Kelch mit Deckel, Silber vergoldet (Inv. Nr.: KKE 002.0001) (Info.: auf dem Foto ohne Deckel)
- 1 mittelgroßer Kelch, Silber (800) vergoldet (INV- Nr.: KKE 001.0001)
- 1 Kelch mit 4 lila Steinen bestückt, goldfarbig und Inschrift „Grünendahl“ unterm Fuß
- 1 Kelch mit lila Steinen bestückt, silberfarbig
- 1 Schale Metall, versilbert ( INV. Nr.: KSC 001.0001)
- 1 Custodia (INV. Nr.: KCU 002.0001)
- 1 Krone vom Kerzenständer (Kerzenständer noch da) (INV.Nr.: 001.0001)

Es liegt nahe, dass die Täter diese Gegenstände zu Geld machen wollen. Für die Polizei ist nun also wichtig zu erfahren, ob diese Gegenstände irgendwo zum Kauf angeboten werden. Hinweise dann umgehend an die Kripo in Ahaus (02561) 9260.
Der materielle Schaden ist das eine, das andere ist der „ideelle Wert“, den die Gegenstände für die Kirchengemeinde haben, wie Franz Josef Kösters aus dem Kirchenvorstand betont. Das sei nicht mit Geld aufzuwiegen.

Dass die Täter Insiderwissen hatten oder aber zumindest die Kirche im Vorfeld der Tat ausspioniert haben, davon ist man bei der Kirchengemeinde überzeugt. Zu zielgerichtet wählten die Täter den Weg in die Sakristei und zu den Safes. Wie viele Täter an der Tat beteiligt waren, ist (noch) unklar.
Doppelt bitter für die Kirchengemeinde war zudem der Umstand, dass am Sonntag (Volkstrauertag) keine Gottesdienste stattfinden konnten. Die Spurensicherung hatte die Kirche beschlagnahmt. Ob solche gesichert werden konnten, kommuniziert die Polizei noch nicht.
Die Hoffnung in der Kirchengemeinde ruht darauf, dass jemand zwischen Samstag (16. November, 19 Uhr) und Sonntag (17. November, 10 Uhr) verdächtige Beobachtungen rund um die Kirche gemacht hat und der Kripo mit diesen Hinweisen zur Aufklärung der Tat verhelfen kann.
Wann genau die Täter in die Kirche eingestiegen sind und wie lange sie sich in dieser aufhielten, ist unklar. Angesichts der Spurenlage - samt des Safeknackens - dürfte es aber kein Kurzaufenthalt gewesen sein.

Wie viel Arbeit auf die Kirchengemeinde jetzt noch zukommt, lässt sich nur erahnen. Die beschädigten Türen wurden bereits am Montag repariert. Die Abwicklung mit der Versicherung steht noch aus.
„Viel, viel unnötige Zeit, die man in sinnvollere Dinge hätte investieren können“, bringt es Helmut Dirks aus dem Kirchenvorstand auf den Punkt. Alleine die Dokumentation, was geklaut und was beschädigt wurde, koste viel Zeit. Trotz des Schocks arbeiten aber alle konzentriert Hand in Hand.
Die Polizei sucht Zeugen: Wer hat in der besagten Nacht Verdächtiges um oder in der Kirche beobachtet? Wurden die gestohlenen Gegenstände irgendwo zum Kauf angeboten? Hinweise an die Kripo Ahaus, Tel. (02561) 9260.