Pinker Zusammenhalt Schützenverein St.-Elfi vereint Frauenpower und Tradition

Pinker Zusammenhalt: St.-Elfi vereint Frauenpower und Tradition
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Ihr Wahlfarbe ist Pink. Und sie stehen den Männern in Sachen Motivation, Feierlaune und Zusammenhalt in nichts nach. Seit der Gründung 2016 hat Heek mit ihnen ein echtes Aushängeschild im Kreis Borken. Der Frauenschützenverein St.-Elfi ist etwas ganz Besonderes. In vielerlei Hinsicht. Und hat sich über die Jahre gewandelt. Bewusst und notgedrungen.

Bis auf wenige Ausnahmen gilt das Schützenverein-Wesen als Männerdomäne. Frauen am Gewehr? Vielerorts undenkbar. Da war auch die Gemeinde Heek lange keine Ausnahme. Bis sich eine Gruppe junger Frauen zu einem mutigen Schritt entschloss. Die Geburtsstunde vom Verein St. Elfi.

Offene Einblicke

Maike Bomkamp (30) ist stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins und von Beginn an mit von der Partie. In einem ausführlichen Hintergrundgespräch hat sie dieser Redaktion einen Einblick in das vielfältige Vereinsleben gewährt.

Offen spricht sie über die Beweggründe der Vereinsgründung, aufkommende Zweifel sowie Widerstände, Highlights und sie räumt zugleich mit einem Dorfgerücht auf, das seit einiger Zeit seine Runden macht.

Frauen mit pinken Schals und Halstüchern
Mal eben im Dezember ein spontanes Schützenfest unter der Woche auf dem Marktplatz stemmen? Für die pinken Ladys gar kein Problem. Der Zusammenhalt im Verein ist riesig. © Till Goerke

„Wir sind noch immer da. Wir leben das Vereinsleben nach wie vor“, betont die Heekerin, als sie zum Gespräch samt Kinderwagen und Nachwuchs in die Redaktion kommt. Genau das steht schon fast symbolisch für das Gerücht, das seit geraumer Zeit durch das Dorf geistert.

Rund 500 Mitglieder zählt der Verein, der ausschließlich für Frauen ist. Der Vorstand besteht aus einem 24-köpfigem Team. Alles junge Frauen, die jetzt in einem Alter sind, in dem Familie, Kinder, Hausbau und Job nachvollziehbarerweise viel Zeit beanspruchen.

Knappe Zeit

Anders als noch vor acht Jahren zur Gründungszeit, wo viele aus dem Vorstand Anfang 20 waren. Und wo ist da jetzt das Problem? „Wir wurden natürlich viel von anderen Schützenvereinen zu ihren Events eingeladen“, blickt die 30-Jährige zurück und lächelt dabei.

Das habe man immer gerne alles mitgemacht, habe sich dort immer wohlgefühlt. Doch mit zunehmenden Alter hätten sich eben die Prioritäten verschoben. Die verfügbare Zeit müsse nun auf viele Dinge verteilt werden. „Deswegen haben wir uns zuletzt in der Öffentlichkeit etwas rar gemacht.“

Einfach, weil es zeitlich eben „leider“ aktuell nicht anders ginge. Darum sei auch das Gerücht entstanden, dass der Verein praktisch nur noch auf dem Papier existiere. Dass dem bei weitem nicht so ist, zeigte knapp zwei Wochen vor Weihnachten das spontane Schützenfest auf dem Marktplatz.

Die Radio-WMW-Challenge nahm der Verein an und trommelte binnen weniger Stunden weit über 100 Frauen in Pink auf dem Marktplatz zusammen. Ein starkes Zeichen des Zusammenhaltes und der eindeutige Beweis: Der Verein lebt so wie eh und je. Allen Gerüchten zum Trotz.

Kein Ortsteildenken

Die Vereinsgründung selbst ist „aus einer Laune heraus“ entstanden. Ganz spontan. „Wenn uns die Männer nicht mitmachen lassen wollen, dann machen wir das eben selber“, erklärt die Heekerin den Kerngedanken.

Klein angefangen, wuchs der Verein über die Jahre immer weiter. Die Idee hatte gezündet. Vielleicht auch, weil es ein Verein für alle Frauen aus der Gemeinde und den Bauerschaften ist. Ein Ortsteildenken gibt es nicht. „Von Frauen für Frauen“, betont die stellvertretende Geschäftsführerin das Motto.

Dabei liege der Fokus jetzt auf den eigenen Aktivitäten. Dazu gehören natürlich auch das Schützenfest, das alle zwei Jahre stattfindet, sowie die jährliche Altweiberparty in Ahle. Das Schützenfest findet im Wechsel mal in Heek und mal in Nienborg statt. Eine bewusste Entscheidung des Vereins.

Bis zur Akzeptanz des Vereins im Ort hat es aber etwas gedauert. „Anfangs wurden wir schon etwas belächelt“, blickt Maike Bomkamp zurück. Nicht von den Schützenvereinen, die hätten stets geholfen, sondern von jenen, die ein sehr traditionelles Rollenbild der Frau vor Augen hätten.

St.-Elfi-Königin ist Magdalene Schmalacker (r.).
Die amtierende St.-Elfi-Königin ist Magdalene Schmalacker (r.). Im kommenden Jahr sucht der Verein ihre Nachfolgerin. © Till Goerke

Aber das hat sich gelegt. „Mittlerweile haben wir ein gutes Standing im Dorf, werden sehr ernst genommen.“ Dank guter Arbeit in den Jahren zuvor. Und vor allem dem Mut, Widerständen geschlossen entgegenzutreten.

Während die „Älteste“ im Vorstand mal gerade Mitte 30 ist, sieht das Bild im Verein selbst anderes aus. Von 18 bis über 60 Jahre sind alle Altersklassen vertreten und bilden einen „eingeschworenen Haufen“, der zusammenhält.

Und Nachwuchssorgen hat der Vereine keine. „Viele Frauen melden sich nach ihrem 18. Geburtstag direkt im Verein an“, erzählt Maike Bomkamp hörbar stolz. „Wir blicken darum auch sehr optimistisch in die Zukunft.“

Doch vor allem geht jetzt schon der Blick auf 2025. Denn dann heißt es wieder Schützenfest. Am. 13. September wird der Marktplatz wieder in Pink getaucht. Aber außer dem pinken Halstuch (Kostenpunkt fünf Euro) gibt es keine „feste Tracht“, die für viel Geld angeschafft werden müsste.

„Einfach Pink“

„Einfach Pink, jeder so, wie er will“ ist das Motto. „Es soll sich jeder leisten können, mitzumachen“, stellt Maike Bomkamp klar. Einkommen oder sozialer Status spielen an den pinken Tagen keine Rolle. Aber warum Pink?

Pink gilt als „typische“ Frauenfarbe. „Deswegen ist sie unser Markenzeichen. Wir wollten aus der vermeintlichen Schwäche eine Stärke machen.“ Und diese Stärke konsequent nach außen tragen. Auch das mit großem Erfolg.

Praktisch jeder im Dorf verbindet mittlerweile die pinken Halstücher und Regenschirme mit St.Elfi. Es wurde quasi eine Dorfmarke geschaffen. Und doch ist das Schützenfest anders als bei den Männern. Bewusst anders.

Großes Taktieren am Schießstand gibt es nicht. Der Andrang ist stets riesig. „Mehr als drei Schuss gibt in der Regel niemand ab, ehe der Vogel fällt“, berichtet Maike Bomkamp. Auch gibt es für die Königin keine Verpflichtungen.

Keine Kosten und keinen Aufwand. Zwei Ehrendamen werden auserkoren und dann wird inklusive Polonaise durchs Dorf gefeiert. Königsball und dergleichen gibt es nicht. Die „Hürden“ werden bewusst ganz flach gehalten.

Frauen feiern in einem Partyzelt
Feiern können die St. Elfi-Frauen auch richtig gut. Zum Schützenfest, das alle zwei Jahre stattfindet, kommen hunderte Vereinsmitglieder. © Meisel-Kemper

Und: Männer sind auf dem Schützenfest nicht zugelassen. Die Karten werden im Vorfeld nur an Frauen verkauft. Getränke und das Vogelschießen sind inklusive. „Es ist einfach unser Tag. Ein Tag nur für Frauen“, so Maike Bomkamp. Das hätten auch die Männer längst bereitwillig akzeptiert.

Gefeilt werden soll aber noch an der Altweiberparty in Ahle. Einfach, weil der Zulauf in diesem Jahr nicht „so gut, wie erhofft“ war. Die pinken Ladys ziehen ihr Ding also nicht nur durch, sondern sind auch offen für Veränderungen. Schließlich ist diese Party auch für Männer geöffnet.

Zudem plant der Verein für seine Mitglieder weitere Veranstaltungen im kommenden Jahr. Für Details sei es aber noch zu früh. Nur so viel: Es soll nicht nur um „Party-Party“ gehen. Auch das gehört zur Entwicklung.

Jetzt steht aber erst mal das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel an. Im neuen Jahr werden die St.-Elfi-Ladys dann wieder durchstarten. Und den Verein dabei auch weiterhin „händelbar für junge Mütter“ halten.

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