Um Punkt 17.15 Uhr schreitet der noch amtierende König Martin Amshove zur Vogelstange, setzt den ersten Schuss beim Vogelschießen an der Averbecker Schirmschoppe. Er hängt die Königskette ans „Gestänge“ – gibt diese symbolisch zum Wettbewerb frei.
Exakt drei Stunden und 337 Schuss später greift sich Bernhard Alfert ungläubig an den Kopf und dreht sich zur jubelnden Menge um. Soeben hat er die Reste des am Ende doch zähen Vogels von der Stange geschossen – der Schützenverein Averbeck hat damit nach sechs Jahren wieder einen neuen König. Zur Königin kürt Bernhard Alfert Marion Alfert.

Dass es am Ende doch noch bis 20.15 Uhr dauern sollte, das zeichnete sich nicht unbedingt ab. Zurück zum Auftakt: Bereits nach einer Viertelstunde hat der Vogel beide Flügel verloren, zehn Minuten später ordnet Präsident Herbert Gausling die erste Schießpause an. 75 Schuss sind bis dato abgegeben. „Der Vogel kann nicht viel ab“, unkt Schießwart Martin Depenbrock. 250 Schuss ist eigentlich seine Prognose. Herbert Gausling zieht ein erstes Fazit: „Temperatur passt, Stimmung auch.“ Er lässt den Blick in die Menge schweifen und strahlt.
Tolle Atmosphäre an der Schirmschoppe
Während die „Alten Freunde“ bereits ihr „Feierabendbier“ im Schützenfestzelt genießen, holt der Musikverein Heek zu „Country Roads“ aus – „Take me home to the place I belong“: Passt irgendwie an diesem Tag. Die Sonne strahlt. So wie das nun scheidende Königspaar Sonja Rulle und Martin Amshove. „Es war eine bewegende Zeit“, blickt Martin Amshove auf die sechs Jahre Regentschaft zurück. Je länger man im Amt sei, desto mehr hänge man daran. Nun sei es aber an der Zeit für ein neues Königspaar.
So sieht es auch Sonja Rulle: „Es war mega-schön.“ Eben geschichtsträchtige sechs Jahre – corona- und jubiläumsbedingt. Martin Amshove ist sich übrigens sicher, dass er einige Aspiranten auf die Nachfolge gibt: „Mit der neuen Struktur, dass der Königsthron nur noch am Freitag im gleichen Jahr des Königsschusses im Mittelpunkt steht, ist es sicher interessanter.“

Das soll sich bald bewahrheiten. Dass sich die Nachbarvereine gegenseitig unterstützen, ist ebenso offensichtlich. So zeigen sich auch die Junggesellenschützen einheitlich, während die Gemener soeben einziehen. „Als befreundeter Verein ist es selbstverständlich, dass wir uns zeigen“, meint Felix Flüeck von den Junggesellen. Und blickt man durch die Reihen, so reicht die Altersspanne von 1 bis 91. Ein Generationen- und Familienfest.
Vogel zeigt Durchhaltevermögen
Mittlerweile sind 150 Schuss abgegeben, es ist 19.15 Uhr. Zeit für „echte“ Anwärter. Und es sind nicht weniger als acht, wie sich zeigt. „Das passt zum Tag“, freut sich Herbert Gausling. Auch wenn es nicht so scheint – der Vogel zeigt nun doch Durchhaltevermögen. Martin Depenbrock und Herbert Gausling schauen noch einmal genau durchs Fernglas. Jetzt kann es was werden, es ist Punkt 20 Uhr. Hier und da wackelt der Vogel schon bedenklich, mehrfach geht ein Raunen durch die Runde.

„Bernhard, Bernhard“, schallt es dann. Und mit dem 338. Schuss krönt sich Bernhard Alfert dann tatsächlich 15 Minute später zum ersten neuen König seit 2018. Auf den Schultern seiner Mitstreiter getragen empfängt er schon bald seine Königin auf dem Podest. Und wie Marion Alfert lachend erklärt, weiß diese erst seit dem Morgen des Fronleichnamstags von ihrem möglichen Glück. „Wir freuen uns riesig“, strahlen beide dann gemeinsam um die Wette. Ihnen zur Seite stehen die Ehrendamen Andrea Alfert und Vera Reinders sowie die Ehrenherren Tim Reinders und Jörg Alfert.
Zwei Jahre nach dem Kaiserschießen geht ein würdiges Ringen in die erste Party über. Mittendrin ein sehr zufriedener Kaiser Ludger, seines Zeichens auch ein Alfert.
Vogelschießen im Video: Königsschuss, Kaiserwetter und Kandidatenflut in Averbeck
Viele Fotos: Riesenstimmung beim Averbecker Schützenfest nach Rekord-Regentschaft