Nein, früher war nicht alles besser. Das gilt ganz sicher auch für die Bedingungen, wie mit Lehrlingen umgegangen wurde. Adolf Deiters kann davon ein Lied singen. Doch der Schöppinger ließ sich nicht nicht entmutigen, seine Begeisterung und Leidenschaft für das Friseur-Handwerk bleiben bis heute ungebrochen. Vor Kurzem erhielt der 82-Jährige den Diamantenen Meisterbrief. 60 Jahre ist es her, dass Deiters die Meisterprüfung in Dortmund ablegte.
Seine berufliche Laufbahn begann Deiters, dessen Eltern seit 1932 ein Wohnhaus mit Damen- und Herrensalon an der Hauptstraße besaßen, 1954 als 14-Jähriger in Altenberge.
Kaltes Zimmer als Unterkunft
Adolf Deiters wohnte mit einem Gesellen in einem Zimmer im Haus des Meisters. „Die Fensterscheibe war kaputt. Im Winter war es sehr kalt. Und zum Waschen gab es nur eine Schüssel.“ Wie oft üblich hatte auch Adolf Deiters freie Kost und Logis. Dafür gab es nur vier D-Mark Taschengeld. Das war‘s. „Davon musste ich mir auch noch die Busfahrkarte kaufen.“
Doch dem heute 82-Jährigen ist aus der damaligen Zeit etwas ganz anderes viel intensiver im Gedächtnis hängen geblieben: Der junge Lehrling musste im Altenberger Krankenhaus öfter die Patienten rasieren. Einmal wurde er gerufen, um einen Toten in der Leichenhalle des Krankenhauses zu rasieren. „Ich habe einfach gehorcht. Das war früher so“, erinnert sich Adolf Deiters. Widerworte gab es nicht. Danach habe er aber das Altenberger Krankenhaus nicht mehr betreten, so der zweifache Familienvater.
Glücklich über eine Scheibe Käse
Stundenlang musste Adolf Deiters die Rasiermesser schleifen. Viel mehr erlaubte der Chef nicht. Hin und wieder durfte er auch Kunden rasieren. Doch es fehlte dem Lehrling anfangs die Erfahrung. So stand der damals gerade einmal 1,54 große Schöppinger auf einem Höckerchen, um einen Vollbartträger zu rasieren. Doch Deiters schnitt dem Mann in die Haut. Als der Kunde sah, dass sich das Blut mit dem Schaum mischte und das ganze Gesicht rot war, fragte dieser verärgert: „Willst du mich umbringen?“
An seinem (eigentlich) freien Montag musste der Lehrling regelmäßig das Ladenlokal in Altenberge schrubben und bohnern. Auch das Fensterputzen war seine Aufgabe. „Ich war froh, dass es freitags einen Pudding und eine Scheibe Käse gab“, erinnert sich der Jubilar an die entbehrungsreiche Zeit. Dafür hatte der Salon samstags bis 20 Uhr geöffnet.

Mit seinen über 40 Lehrlingen in all den Jahren ging Adolf Deiters anders um. „Es wurden ein-, zweimal die Woche nach Feierabend Übungsabende angeboten, damit alle einen guten Abschluss machten“, legte der Friseur-Meister wert auf Aus- und Fortbildung. Auch er selbst nutzte die Abende „zum Trainieren“, wie Deiters es nennt. Noch heute ist er stolz, dass alle Lehrlinge die Gesellenprüfung bestanden haben, was keine Selbstverständlichkeit war.
Seine Meisterprüfung hatte Adolf Deiters mit bereits 21 Jahren abgelegt. Damit war der damals der jüngste Friseurmeister im Altkreis Ahaus. Direkt danach übernahm er den elterlichen Betrieb, der bis dahin von seinen beiden Geschwistern geführt wurde.
Schöppinger führt Termine ein
1968/69 wurde das Geschäft umgebaut und modernisiert. „Wir spezialisierten uns auf Beratung, moderne Haarschnitte, Kosmetik und Haarersatz“, erzählt Adolf Deiters. 1970 heiratete der Schöppinger seine Frau Maria. Ihm zuliebe schulte die gelernte Zahnarzthelferin auf Friseurin um, „wofür ich ihr heute immer noch sehr dankbar bin“. Danach gab es einen großen Aufschwung. Der Anteil der auswärtigen Kunden betrug 30 Prozent.
Nach Messing in Epe war Adolf Deiters der zweite Friseurmeister im Altkreis Ahaus, der Ende der 70er-Jahre die Terminvereinbarung einführte. „Mit einem Flattern“, wie er zugibt. Doch die oft stundenlangen Wartezeiten waren den Kunden nicht mehr zumutbar. Nach der Umstellung suchten sich etliche Männer einen neuen Friseur. „Viele Frauen sind dafür aber gekommen“, erzählt der 82-Jährige.
Heiligabend um 6 Uhr geöffnet
Und die brachten damals das Geld. Die Frauen konnten vor 40 Jahren ihre Dauerwellen nicht selbst frisieren. Sie gingen einmal in der Woche zum Waschen und Lockenwickeln zum Friseur. Diese Basiskunden, so Adolf Deiters, fehlten den Friseuren heute. „Es wurde nichts selbst gemacht. Deshalb waren viel mehr Kunden da.“
Der Friseurmeister erinnert sich noch an einen Heiligabend. Bereits morgens um 6 Uhr öffneten seine Frau und er den Salon. „Da hatte sich draußen schon eine lange Schlange gebildet.“ Heute ist das alles undenkbar.

Adolf Deiters ist Ehrenmitglied der Innung. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete er ehrenamtlich im Prüfungsausschuss und Fachbeirat. Mit einigen Kollegen organisierte der Schöppinger Weiterbildungen im Altkreis Ahaus. Selbst eine Friseur-Weltmeisterin gab ihr Wissen weiter. In Schöppingen fanden die Treffen im Hotel Tietmeyer oder Alte-Post-Hotel statt. An Modellen wurden die Techniken für die neuesten Trends gezeigt, sodass alle Interessierten sich informieren konnten. Dazu wurde eigens ein Laufsteg aufgebaut.
Der Schöppinger selbst nahm in den 60er-Jahren an verschiedenen Friseur-Wettbewerben teil. Zweimal wurde er Grenzlandmeister, einem gemeinsamen Wettbewerb in den Kreisen Ahaus, Borken, Bocholt und Coesfeld. Deiters: „Dafür habe ich wochenlang trainiert.“
Badminton-Abteilung gegründet
2005 übergaben Adolf Deiters, der 1968 die Badminton-Abteilung im ASC Schöppingen mitgegründet und 23 Jahre lang geführt hatte, und seine Frau den Salon an Andre Wesker. Doch noch heute schaut sich Deiters Friseur-Salons gerne an. „In Gedanken bin ich immer noch Friseur“, sagt der 82-Jährige.
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