10 Uhr in Heek. Die Tenne im Eppingschen Hof ist gut gefüllt. Eine Geruchsmischung aus „Münsterländer-Tequila“, Mettwurst und Bier liegt in der Luft. Die Tanzkapelle „Happy Music“ sorgt für die passende musikalische Untermalung. Das Schlöffkenfest ist aus der Corona-Zwangspause zurück.
„Wir sind so froh, dass wir jetzt endlich wieder mit unserer gelebten Tradition durchstarten können“, sagt Karl Flüeck vom Heimat- und Schützenverein St. Ludgerus Heek, während er vor dem Bürgerhaus den Grill ans Laufen bringt.

Was sofort beim Blick in die Tenne auffällt: Es gibt einen deutlichen Männerüberhang. Für die Mitglieder des Heimat- und Schützenvereins ist dies aber kein ungewohntes Bild. Auch das sei schon so etwas wie eine kleine Tradition, blickt Karl-Heinz Gausling auf die vergangenen Jahre zurück.
Also auf jene Jahre vor Corona. Zweimal in Folge fiel die Traditionsveranstaltung (2021/2022) wegen der Pandemie zuletzt ins Wasser. So etwas hatte es zuvor noch nie gegeben in Heek. Jetzt endlich, da waren sich alle einig, mit denen die Redaktion vor Ort gesprochen hat, sei das Geschichte.

Das Fest selbst hat eine lange Tradition – bestehend aus dem Schlöffkensonntag und Schlöffkenmontag. Wie groß diese ist, wurde jedem Besucher deutlich, der seinen Blick für einen Moment auf dem großen Bildschirm in der Tenne verweilen ließ.
Rund 5000 Bilder flimmerten nach Angaben des Heimat- und Schützenvereins aus den zurückliegenden Schlöffken-Jahrzehnten über den Schirm. Die ersten – noch in schwarz-weiß – stammen aus dem Jahr 1958. Diese lange Tradition aufrechtzuerhalten, ist das große Ziel der Vereinsmitglieder.

Die Organisation? Längst eingespielt. Aufbau am Samstag, zwei Tage Feiern und am Dienstag dann der Abbau. „Wir versuchen natürlich auch, immer wieder etwas Neues einzubauen“, so Karl Flüeck.
In diesem Jahr gehörten dazu das Grillen und der große Ofen, der rundherum auch als „Bar“ genutzt werden kann. Ein Weihnachtsgeschenk, das die Kinder des Präsidenten Ralf Münstermann ihrem Vater einst gemacht haben.

Am Sonntag, als das Wetter mitspielte, soll es ein beliebter Anlaufpunkt gewesen sein. Am Schlöffkenmontag hatte das Wetter kein so rechtes Einsehen mit der Tradition. Immer wieder gab es kräftige Schauer. So spielte sich das Geschehen vorwiegend in der Tenne ab.
Apropos spielen: Natürlich wurde auch wieder, so wie es zur Tradition gehört, an zahlreichen Tischen Doppelkopf gespielt. Immer dabei: der „Münsterländer-Tequila“. Eindeutiges Erkennungsmerkmal: eine kleine Scheibe Mettwurst am Glasrand.

Ein Großteil der Besucher ist natürlich in voller „Schlöffkentracht“ samt Schnese, Mettwurst und einem Holzschuh erschienen. Die Wurst selbst ist dabei ein idealer Snack zum Bier. Wer die Wurst verschonen wollte, der war auch bei den acht Frauen am Verköstigungsstand in „guten Händen“.
Ohne ordentliche Grundlage geht es eben nicht. Schließlich ist der Schlöffkenmontag nicht am Mittag beendet. Die Vereinsmitglieder ziehen am späten Nachmittag erst zum Essen ins M3, ehe es später im „Alten Kaiser“ noch ordentlich weitergeht mit der Feierei.

Nicht wenige haben sich darum in weiser Voraussicht nicht nur den Montag, sondern auch gleich den Dienstag freigenommen. „Ich habe zum Glück die ganze Woche Urlaub“, sagt Karl-Heinz Gausling mit einem Grinsen. Bei ihm stets griffbereit: die Kamera. Stichwort vereinsinterne Film- und Fotoarbeit.

Einziger Wermutstropfen: Einen Krammarkt gab es dieses Jahr nicht. Schon 2020 fristeten die paar Stände ein trauriges Dasein. Dieses Jahr hat nun gar kein Händler den Weg auf den Marktplatz gefunden. Sehr zum Bedauern des Heimatvereins.
„Es ist schade, das gehört doch einfach dazu. Erst über den Krammarkt schlendern und dann ab in die Tenne“, bringt es Präsident Ralf Münstermann auf den Punkt. Gerade für die älteren Besucher sei der Krammarkt immer ein Anziehungspunkt gewesen.

Wichtig: Die Organisation des Krammarktes liegt nicht in den Händen des Heimat- und Schützenvereins. Das betont Ralf Münstermann ausdrücklich. Dies sei Sache der Gemeinde. Als Verein könne man nur für die Rahmenbedingungen sorgen und das Ganze unterstützen.

Genau dies, das versichert der Präsident, werde man auch in Zukunft tun, falls die Krammarkt-Händler 2024 wieder Teil des Schlöffkenfestes sein wollen. „Wir würden uns darüber in jedem Fall freuen.“

Angesichts des verregneten Wetters am Schlöffkenmontag wäre dieses Jahr allerdings ohnehin die Frage gewesen, wie das Angebot angenommen worden wäre. Wie dem auch sei: Die Tür für die Händler steht beim Heimat- und Schützenverein offen. Tradition ist eben Tradition.
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