„Rechter Brief“ gegen Flüchtlingsunterkunft Verfasser lehnen Entschuldigung ab

„Rechter Brief“ gegen Flüchtlingsunterkunft : Verfasser lehnen Entschuldigung ab
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Mittwochabend gegen 19 Uhr. Sie stehen als Gruppe vor dem Sitzungssaal im Rathaus. Männer und Frauen. Just wurde der öffentliche Teil der Ratssitzung beendet. Was dann folgt, ist nicht alltäglich und lässt tief blicken.

Bei der Gruppe handelt es sich um jene Anlieger, die hinter dem Brief mit den „rechten Tönen“ gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft in Nienborg stehen. Diese soll auf der Fläche hinter dem K+K-Markt entstehen.

Fragwürdiger Inhalt

Der Brief selbst ging vor einiger Zeit an den Rat und den Kirchenvorstand, denn noch gehört die politisch auserkorene Fläche der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. Der Inhalt? Passagenweise äußerst fragwürdig.

Der Redaktion ist der Inhalt in Auszügen bekannt. Der Verfasser – unterzeichnet ist der Brief nur von einer Person – schildert Sorgen und Ängste mit Blick auf die geplante Flüchtlingsunterkunft. Allerdings vergreift sich dieser dabei in der Wortwahl stellenweise drastisch.

Auf Details wird an dieser Stelle bewusst verzichtet. Doch das Vokabular lässt keinen Interpretationsspielraum: Es sind eindeutig braune Gedanken erkennbar. „Die Wortwahl war in Teilen echt inakzeptabel“, bestätigt Heeks Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff am Morgen nach der Sitzung.

Keine Plattform bieten

Er war es auch, der mit dem Verfasser das Gespräch suchte und diesen zur Ratssitzung „einlud“. Aber: Nicht, um der Nachbarschaft eine Plattform für ihre kruden Gedanken zu geben. Das betont Franz-Josef Weilinghoff. Auch der Rat lehnte es strikt ab, als Plattform für Derartiges herzuhalten.

Darum stand „das Gespräch“ auch nicht auf der Tagesordnung, wie die Liste der nicht-öffentlichen Sitzungsthemen belegt. Der Bürgermeister berichtet, dass er die Ratsmitglieder gefragt habe, ob diese wollten, dass der Verfasser Redezeit bekomme.

Redezeit, um sich für seinen Brief und das darin erkennbare „rechte Gedankengut“ zu entschuldigen. Im Namen der angeblich dahinterstehenden Nachbarschaft. Das habe der Rat „bejaht“. Eine Entschuldigung ja, aber keine Redeplattform.

Daraufhin ist der Bürgermeister vor den Saal getreten, um dies der Nachbarschaftsgruppe mitzuteilen. Doch es kam anders. Die Nachbarschaft lehnte es geschlossen ab, sich vor dem Rat für den Brief und die Wortwahl zu entschuldigen. Stattdessen zogen sie einfach wieder ab.

Kein Austausch

„Einen Austausch hat es nicht gegeben. Wir wollten dieser Gruppe keinen Raum dafür bieten“, betont der Bürgermeister am Donnerstagmorgen im Gespräch mit der Redaktion. Die Entscheidung bezüglich des Standortes sei ohnehin gefallen. Dass es keine Entschuldigung gegeben habe, sei zudem sehr bedauerlich.

Fragwürdig: Die Nachbarschaft war es, die den nicht-öffentlichen Raum wählte. Mutmaßlich, um in diesem unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Presse ihre kruden Gedanken rechtfertigen zu können.

Schließlich hätten sie auch schon der öffentlichen Sitzung beiwohnen und/oder in dieser beim Tagesordnungspunkt „Einwohnerfragestunde“ konstruktive Nachfragen stellen können. Doch das geschah nicht.

Aus verlässlichen Quellen weiß die Redaktion zudem, dass die Nachbarschaft erzürnt darüber sein soll, dass die Informationen über den Brief überhaupt den Weg an die Presse und damit die Öffentlichkeit fanden.

Was bleibt, ist die große Irritation bei Verwaltung und Rat mit Blick auf den Inhalt dieses Briefes, schließlich hat die Gemeinde keine Wahl. Sie muss die von der Bezirksregierung zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen und somit den entsprechenden Raum zur Verfügung stellen.

Ob es die Nachbarschaft jetzt bei diesem fragwürdigen Brief belässt oder aber anderweitige „Aktionen“ anschiebt, wird sich zeigen müssen. Ohnehin muss die Gemeinde erst mal mit der Kirchengemeinde Einigkeit über die Fläche erzielen. Vieles spricht derzeit für einen Flächentausch.

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