Poller-Entfernung Heeker äußern Kritik – „ein Schild aufstellen, hält Autofahrer nicht ab“

Poller-Entfernung: Heeker äußern Kritik am NRW-Erlass
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Er sorgt in Heek für Kopfschütteln: Der NRW-Erlass, dass alle Sperren und Poller für mehr Fahrrad-Verkehrssicherheit bis auf wenige Ausnahmen unverzüglich entfernt werden müssen. Unsere dazu durchgeführte Online-Umfrage liefert ein klares Stimmungsbild. Auch erreichten die Redaktion anonyme Schreiben mit scharfer Kritik. Und: Der Abbau hat bereits begonnen.

Der Erlass des Umwelt- und Verkehrsministerium NRW datiert vom 17. Januar 2024 und wird jetzt auch in Heek „zähneknirschend“ Realität. Und ist es in großen Teilen schon. Über 50 Standorte und Sperren sind bei einer Bestandserhebung durch die Männer vom Bauhof zusammengekommen.

Viel Arbeit für Bauhof

Ihnen obliegt es jetzt auch, die Poller und Sperren zu entfernen. Viel zusätzliche Arbeit, die auf die zahlreichen Aufgaben, die der Bauhof ohnehin auf dem Zettel hat, on top kommt.

Dass die Mitarbeiter auf Zack sind, belegt die Tatsache, dass binnen zwei Wochen bereits „40 Prozent“ der Sperren (Stand 13. Mai) entfernt wurden. Diese Zahl nennt Bauhofleiter Alfred Heying auf Anfrage. Pflaster aufnehmen, Beton und Poller raus und Pflaster wieder schließen - bei der Anzahl von Sperren und Pollern im Gemeindegebiet eine Mammutaufgabe.

Lufbild der Straße Winkelsöring in Nienborg
Ob die Straße Winkelsöring demnächst pollerfrei sein wird, ist noch offen. Es ist eine jener Stellen, bei der die Gemeinde den Kreis noch als Fachbehörde hinzuziehen möchte. Ohne Poller könnte sich die schmale Straße aber als Abkürzung zwischen Eper und Ochtruper Straße entwickeln. © Geodatenatlas Kreis Borken

Unsere durchgeführte Online-Umfrage zum Erlass ist nicht repräsentativ, aber eignet sich als Stimmungsbild. 58 Stimmen wurden abgegeben. 36 davon entfielen auf die Antwort: „So ein Quatsch. Haben wir sonst keine Probleme?“. Macht 62 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Zwei Leser votierten für „die Idee ist gut, steht aber nicht in Relation zum Aufwand“ und 20 Teilnehmer (34 Prozent) sehen den Erlass positiv („Die Sperren und Poller sind gefährlich und behindern den Radverkehr“).

„Kollisionsgefahr“?

Hintergrund des Erlasses: Das Ministerium argumentiert, dass diese Sperrvorrichtungen gerade bei Dunkelheit eine „Kollisionsgefahr“ für Radfahrer bergen würden. Es sei dadurch bereits zu „schweren Unfällen samt Todesfällen“ gekommen. Zahlen, die das belegen, liefert das Ministerium aber nicht.

Gemeinde und Lokalpolitik sind die Hände gebunden. Sie müssen sich dem Erlass fügen. Alternativen zu Sperren sollen dem Erlass nach unter anderem Schilder (Durchfahrt verboten) sein. Dass der Erlass in Heek für Unverständnis sorgt, belegen diverse (anonyme) Zuschriften, die die Redaktion erreichten.

Ein Auszug: „Wir können im Leben nicht jede Gefahr bergen“, „Jeder muss aufmerksam Fahrrad fahren“, „Wer sich so einen Quatsch ausdenkt, ist noch nie selbst Fahrrad gefahren“, „Wer keine Arbeit hat, macht sich welche“, „Poller sollten stehen bleiben, wo sie sind. Die stehen nicht ohne Grund da“ oder „ein Schild aufstellen, hält Autofahrer nicht ab.“

Wegsperre in Heek
Die Wegsperre in die Stiege vom Marktplatz aus ist noch ein Wackelkandidat. Kommt sie auch weg oder nicht? Der Kreis Borken soll bei der Beantwortung dieser Frage helfen. © Till Goerke

Letzter Satz ist zweifelsohne eine Anspielung darauf, dass durch die Entfernung der Sperren und Poller auch potenziellen Autofahrern Tür und Tor geöffnet werden. Sprich, dass sie Wege/Straße nutzen, die bisher für den Autoverkehr gesperrt waren. Stichwort Abkürzungen.

In einer Zuschrift wird da auch explizit die Straße Winkelsöring (Spielstraße) in Nienborg aufgegriffen. Täglich liefen dort Grundschulkinder entlang, da die schmale Straße durch den installierten Poller sicher sei.

Wackelkandidaten

Würde jetzt der Poller entfernt, so die Argumentation, seien rasende Autos, die die Straße als Abkürzung nach Epe nutzen, die Folge. Und damit eine Gefahr für die Schulkinder. Sorgen, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Auf diese Straße angesprochen, stellt Bauhofleiter Alfred Heying klar, dass darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. In Heek und Nienborg gebe es einige Stellen, an denen die Gemeinde den Kreis noch als Fachbehörde hinzuziehen wolle.

In der Hoffnung, dass die betroffenen Sperren und Poller doch stehen bleiben können. So wie jene im Winkelsöring. Oder die Schranken in die Stiege vom Marktplatz aus.

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