Pfarreirat stellt sich Problemen: „Kirche ist mehr als Missbrauch und Vertuschung“

Pfarreirat stellt sich den Herausforderungen der Zeit
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Es ist eine Zeit der Veränderung. Das bekommen die katholische Kirche, das Bistum Münster und auch die Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek zu spüren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der neue Pfarreirat stellt sich den Problemen. Nicht alleine, sondern mit offenem Input der Gemeindemitglieder.

Weniger Gemeindemitglieder, weniger Gottesdienstbesucher und auch weniger ehrenamtlich Engagierte sind Dinge, mit denen sich die Kirchengemeinde vor Ort auseinandersetzen muss. Eine Aufgabe, die sich der „neue“ Pfarreirat auf die Fahne geschrieben hat.

Aktive Gemeinde bleiben

„Es braucht Veränderungen“ – mit dieser Begründung hatte der ehemalige Pfarreirat der Kirchengemeinde Ende 2021 geschlossen seinen Rücktritt erklärt. Jetzt ist das neue Zehner-Team seit rund eineinhalb Jahren im Einsatz. Sieben Frauen und drei Männer. Mit dem Vorsitzenden Mike Hollad (33) haben wir über die notwendigen Ziele der Kirchengemeinde gesprochen.

„Die Entwicklungen zwingen uns zu überlegen, wie wir in Zukunft noch eine aktive Gemeinde sein können“, macht er deutlich. Natürlich sei allen die zum Teil „abscheulichen und beschämenden Gründe“ bekannt, warum sich Gläubige von der katholischen Kirche abwenden.

„Ganz viel Potenzial“

Aber: „Wir müssen auch deutlich machen, dass Kirche mehr ist als Missbrauch, Vertuschung und festgefahrene Strukturen.“ Mike Hollad verweist auf die vielen Menschen und Organisationen, die sich sich haupt- oder ehrenamtlich für das Wohl der Menschen einsetzten. Sei es im Kindergarten, Altenheim, Hospizverein oder bei der Firmvorbereitung. Und diese Liste könne man um so vieles verlängern.

„Ich bin überzeugt, dass wir eine starke Gemeinde sind mit ganz viel Potenzial und ich kann mir Heek, Nienborg und Ahle nicht ohne Kirche vorstellen“, stellt der 33-Jährige klar. Doch einfach nur reden – das ist nicht die Sache vom neuen Vorsitzenden und seinen Mitstreitern.

Nach den Workshops wurden die Ergebnisse auf Zetteln um ein schlichtes Kreuz herum gelegt. Schlicht deshalb, weil „nichts beschönigt werden soll", wie Mike Hollad begründet.
Nach den Workshops wurden die Ergebnisse auf Zetteln um ein schlichtes Kreuz herum gelegt. Schlicht deshalb, weil „nichts beschönigt werden soll", wie Mike Hollad begründet. © Heilig Kreuz Heek

Es soll sich aktiv etwas verändern in der Kirchengemeinde. Es gehe darum, den Blick auf das zu richten, was die Kirche ausmache. Und das soll nicht „von oben herab“ aufdiktiert werden, sondern unter Einbindung der Gemeindemitglieder geschehen. Genau darum hat der Pfarreirat jüngst auch zu einer Pfarrversammlung ins Kreuzzentrum eingeladen.

40 Gemeindemitglieder sind dieser Einladung gefolgt. Gemeinsam wurde unter anderem in kleinen Workshops über die richtigen, sprich zielführenden Ansätze und Konzepte für die Zukunft der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek debattiert.

Erste Ideen

„Wir waren mit dem Abend sehr zufrieden“, blickt Mike Hollad zurück. Themenschwerpunkte waren: Ökumene, Ehrenamt und „warum katholisch“? Und mit Blick auf die ersten beiden Punkte liegen jetzt auch erste Ideen auf dem Tisch.

Die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der evangelischen Kirche soll (weiter) gestärkt werden. Dabei sollen die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund gestellt werden. „Da gibt es viel mehr, als man auf den ersten Blick vielleicht denkt“, so der Pfarreirat-Vorsitzende.

Bezüglich des Ehrenamts sollen in Zukunft zusätzliche Möglichkeiten angeboten werden, sich ehrenamtlich engagieren zu können. Zudem soll das bestehende Ehrenamt weiter gefördert werden. Auch ein „Konzept für das Ehrenamt“ soll eingeführt werden. Zudem besteht die Idee, einen Ehrenamtsausschuss ins Leben zu rufen.

Mangel an Ehrenamtlern

„Der Rückgang beim Ehrenamt ist kein exklusives Problem der Kirche“, betont Mike Hollad. Nicht von der Hand zu weisen: Auch viele Vereine oder gemeinnützige Einrichtungen kämpfen seit geraumer Zeit mit dem Mangel an Ehrenamtlern.

So oder so wird es jetzt Aufgabe des Pfarreirates sein, die Ergebnisse der Pfarrversammlung in seiner nächsten internen Sitzung in eine feste Form zu gießen. Sprich wie die Dinge ganz konkret umgesetzt werden können.

Am 16. Mai wird es also wieder intensiv werden. Alle sechs bis acht Wochen trifft sich der Pfarreirat. Und noch mehr. Aus der Kirchengemeinde heraus kam die Idee auf, regelmäßig eine Pfarrversammlung, etwa einmal pro Jahr, abzuhalten. Das stieß beim Pfarreirat natürlich auf offene Ohren.

„So bekommen wir regelmäßig neuen Input und können auch gemeinsam reflektieren, wie die Vorschläge aus der vorherigen Sitzung umgesetzt wurden“, erklärt Mike Hollad.

Und hört man ihm aufmerksam zu, wird deutlich: Die Kirchengemeinde scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Das verdeutlicht auch folgende Aussage: „Wir müssen uns einfach Gedanken machen, Meinungen hören und uns auch den negativen Entwicklungen stellen.“ Der Auftakt dazu ist schon mal gelungen. In konstruktiver Teamarbeit.