Alte, knorrige Bäume ragen in den Himmel und tauchen große Teile der weitläufigen Grünfläche hinter dem „Hohen Haus“ in Nienborg an diesem sommerlichen warmen Tag in wohltuenden Schatten. Ein kleiner Trampelpfad schlängelt sich durch die dichte Vegetation – die teils über einen Meter hoch gewachsen ist – und führt bis zur Dinkel.
Das feuchte Gras quietscht mit jedem Schritt, den man durch das grüne Dickicht macht. Vogelgezwitscher und das Summen von Insekten, die sich über das von den Bäumen zu Boden gefallen Obst hermachen, geben diesem durch Hecken und eine Mauer geschützten Ort idyllischen Charakter.

Hunderte Quadratmeter groß ist der Garten des ehemaligen Burgmannhofes, der aus dem Jahr 1344 stammt, im Besitz der deutsch-niederländischen Familie von Bönninghausen ist und in Stiftungsform verwaltet wird.
Im Gewölbekeller ist ein Café untergebracht, zu dem auch ein „Biergarten“ mit einigen Tischen gehört. Das frei stehende Wachtmeisterhaus (18. Jahrhundert) – links neben dem „Hohen Haus“ – ist vermietet und bewohnt.
Ort zugänglich machen
Doch das Gartenparadies hinter dem historischen Gebäude ist ein Ort – gelegentliche Hochzeitsgesellschaften mal ausgenommen – der für die Öffentlichkeit im Verborgenen bleibt. Doch das könnte sich bald ändern.
Winfried Leusbrock (Eggert GmbH/Georadar), Uwe Gruber und Markus Stöcker haben eine Idee im Kopf. Und dabei auch die Rückendeckung der Stiftung vom „Hohen Haus“. Das verborgene Paradies soll für alle zugänglich werden. Und im ehemaligen Burgmannshof ein besonderer Ort entstehen.

Die Drei agieren dabei als Privatpersonen, nutzen aber natürlich ihre Kontakte, Firmen und Knowhow, um dem großen Ziel Stück für Stück näherzukommen. Über dieses haben sie, wie Winfried Leusbrock berichtet, im Februar 2024 auch bereits Verwaltung und Politik informiert.
Doch was genau ist geplant und wie ist der Stand der Dinge? Winfried Leusbrock deutet im Vor-Ort-Termin auf die lange Mauer, die den Garten von der Hauptstraße trennt. „Diese Mauer würden wir gerne abreißen, um so das Areal einsehbar und für alle zugänglich zu machen.“
Die Mauer selbst ist weder historisch, noch steht sie unter Denkmalschutz. Laut Gemeindeverwaltung soll sie zwischen 1920 und 1930 gebaut worden sein. Und die besten Tage hat sie lange hinter sich.
Über den Abriss der Mauer wurde auch im Bauausschuss (12. Juni) beraten. Nachdem Winfried Leusbrock und seine Mitstreiter ihre Pläne offengelegt hatten. „Wir waren überrascht darüber, aber natürlich ist das in unserem Sinne“, sagt Winfried Leusbrock, während er die Mauer mustert.

„Hier vorne sollen Parkplätze für Autos und Fahrräder entstehen“, erklärt Leusbrock und deutet mit der Hand auf die vordere, linke Fläche des Areals, das auch mal von einigen, schön angelegten Wegen durchzogen werden soll. Natürlich unter Erhalt der Jahrzehnte alten Bäume.
Bevor es an dieser Stelle tiefer ins Detail geht ein Schwenk zur Lokalpolitik. Denn laut Sitzungsprotokoll hält die CDU-Fraktion die Öffnung „weiterer Grünflächen“ nicht für erforderlich. Davon gebe es genug im Nahbereich. Auch dürften keine weiteren Unterhaltungskosten anfallen.
Womöglich wissen die Christdemokraten aber auch im Detail gar nicht, was Winfried Leusbrock, Uwe Gruber und Markus Stöcker zusammen mit der Stiftung planen. Diederik von Bönninghausen aus dem Stiftungsvorstand ist jedenfalls begeistert von den Ideen, wie er vor Ort betont.
„Wir würden uns wünschen, das Projekt gemeinsam mit der Gemeinde zu realisieren“, sagt Winfried Leusbrock. Aber sollte sich diese nicht bewegen, weil die Lokalpolitik blockiert, sei man auch entschlossen, alles „alleine durchzuziehen“. Auf eigene Kosten. Um dem Ortsteil „etwas Gutes“ zu tun.

Was bisher noch keiner weiß: Die drei Macher haben das Gartengelände mit modernster Technik untersucht. Unter dem Radar der Öffentlichkeit im Mai 2024. Luisa Kahlert und Yannick Fahlenbock (Georadar Heek) haben dies federführend übernommen. Sie sind ausgewiesene Georadar-Experten.
Zunächst wurde das Areal mit einer Drohne überflogen. Über diese Luftbilder wurden dann mit der entsprechenden Software die Georadar-Scans des Bodens, die zuvor mit einem Flächenradar gemacht wurden, drübergelegt.
So stießen die Experten über erkennbare Anomalien im Boden auf einen alten Graben, der quer durch den Garten verläuft. Ebenso auf zwei quadratische Grundrisse, direkt an der Mauer zur Hauptstraße. Um alles zu verifizieren, gab es sogar Probebohrungen Anfang Juni.

Und tatsächlich: Das Georadar-Team legte alte Fundamente frei. Links und rechts in der Ecke des Gartens zur Hauptstraße hin. Auf einem Foto aus dem Jahr 1919 – aufgenommen aus der Niestadt und mit Blick Richtung Garten – ist exakt an dieser Stelle noch ein altes „Turmhaus“ zu sehen.
„Es sind spannende Funde, ein Stück der Geschichte Nienborgs“, ordnet Winfried Leusbrock alles ein. Die Idee: Mit der Öffnung des Gartens sollen diese Funde freigelegt werden und mit einer dicken Plexiglasscheibe als eine Art unterirdische Vitrine in die Erlebbarkeit des Areals integriert werden.
Zudem könnten, so die Idee, im Garten auch Vereine wie die Bürgerschützen ihr Schützenfest feiern oder der Musikverein Konzerte spielen. Im Bereich der Dinkel könnte ein Steg oder ein kleiner „Beach“ entstehen, der zum Verweilen einlädt. Einfach ein „schöner Ort für den Ort“.
Von dieser Belebung des Gartens würde dann – so die Hoffnung – auch die Gastronomie im „Hohen Haus“, die aktuell nur eingeschränkte Öffnungszeiten hat, profitieren können. „Es ist ein so schönes Stückchen Erde mit so viel Potenzial für den Ort“, schwärmt Winfried Leusbrock.

Weiterer Clou: Im „Hohen Haus“ plant der Heeker Verein Friedensland einen Raum zu mieten, in dem ein kleines Museum entstehen soll. In diesem sollen die Funde, die der Verein auf zahlreichen Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges schon gemacht hat, ausgestellt werden.
Alle über den Eintritt generierten Einnahmen sollen der Stiftung des „Hohen Hauses“ zugutekommen. Die Redaktion durfte auch schon einige Fundstücke in Augenschein nehmen. So viel sei schon mal verraten: So etwas bekommt man selten zu sehen. Es ist außergewöhnliche Zeitgeschichte.
Sollte die Gemeinde mitziehen, könnte es bereits im Sommer 2025 so weit sein mit der Öffnung. Und Winfried Leusbrock beruhigt: „Das mit der Pflege des Gartens bekommen wir hin. Das ist doch kein Problem.“
Es gebe so viele Möglichkeiten, niemand müsse sich in der Gemeinde Sorgen machen, dass es am Ende auf diese zurückfalle. Die ersten Schritte – auch in der Öffentlichkeit – sind gemacht. Jetzt sollen die Pläne Realität werden. Um für Nienborg einen Ort zu schaffen, den es so noch überhaupt nicht gibt.