Jubel in Nienborg. Die Bürgerschützen haben einen neuen König. Nach einem spannenden Vogelschießen holte Heiko Niemeier das hölzerne Federvieh mit dem 274. Schuss von der Stange. Zu seiner Königin erkor er Yvonne Niemeier. Das Schießen selbst glich einem Krimi.
„Jahrelang habe ich darauf hingearbeitet, jetzt bin ich es. Einfach unglaublich“, ließ sich der neue König in der großen Jubeltraube entlocken. Seiner Frau und Königin Yvonne Niemeier kullerten im Moment des großen Triumphs ein paar Freudentränchen über die Wangen.
Starke Nerven bewiesen
Bis es aber soweit war und die Reste des Vogels um 14.19 Uhr mit Schuss 274 zu Boden fielen, musste Heiko Niemeier starke Nerven beweisen. In einem spannenden, finalen Zweikampf ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Sicherlich trugen ihn auch die Anfeuerungsrufe durch das Schießen.
Dass sich das Schießen um die Königswürde in den frühen Nachmittagsstunden einmal so zuspitzen würde, hätten wohl nur die wenigsten gedacht. Zügig fielen Krone, linker sowie rechter Flügel des Vogels zu Boden. Da waren noch keine 30 Minuten geschossen. Alles deutete auf ein schnelles Ende hin.

Doch nach 160 und 230 Schuss gab es Feuerpausen. Die Schützen hatten Zeit, sich etwas Zielwasser zu organisieren. Und mitten drin war Schießwart Ingo Elsbernd der Ruhepol. Mit geübten Handgriffen wechselte er die Patronen im Akkord, stellte das Gewehr in der Halterung neu ein und hatte für den ein oder anderen Schützen auch noch einen Tipp in Sachen Zielen parat.
Von Anfang an dabei war natürlich auch Heiko Niemeier. Doch desto gerupfter der Vogel war, desto kürzer wurde die Schlange vor dem Schießstand. Während der ersten Feuerpause nach 160 Schuss bewies übrigens Bügerschützen-Präsident Markus Callenbeck ein gutes Gespür.

Auf die Frage, wie viele Schüsse denn wohl noch nötig sein, um den Vogel zu Boden zu befördern, sagte er ohne Zögern: „Das sieht noch so nach vielleicht 100 Schuss aus.“ Am Ende fast eine Aussage mit Punktlandung.
Die Uhr zeigt 14.18 Uhr an. Heiko Niemeier tritt an das Gewehr. Anders als bei den Schüssen zuvor, lässt er sich einen Moment mehr Zeit, den Abzug zu drücken. Ob er den Moment genießt oder fokussiert ist, bleibt sein Geheimnis. Fakt ist, dass er nur Sekunden später einen Volltreffer landet.

Die Reste des Vogels fallen zu Boden, Heiko Niemeier reißt die Arme in die Luft, Jubel brandet auf und nur wenige Augenblicke später thront der neue König in Nienborg auf den Schultern seiner Schützenbrüder. Ein Moment, auf den Heiko Niemeier über Jahre hingearbeitet hatte.