Neuartiger Virustyp tötet Feldhasen Hinweise aus Heek – tote Tiere im Labor

Neuer Virustyp tötet Feldhasen: Erste Hinweise auf Fälle in Heek
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Hat ein neuartiger Virustyp der Myxomatose Heek und den Kreis Borken erreicht? Dieser Redaktion wurden aus mehreren Richtungen und unabhängig voneinander Fotos zugespielt, die Feldhasen – zum Teil tot – mit eindeutigen Symptomen zeigen. Eine Aufarbeitung dessen, was bisher bekannt ist.

Die Tiere auf den Fotos haben deutlich erkennbare Schwellungen am Kopf – besonders um die Augen herum – und lassen offenkundig den sonst typischen Fluchtreflex vermissen. Auch tote Tiere wurden den Fotos nach bereits im Heeker Außenbereich gefunden.

Ausbruch im Kreis Wesel

Mit einem Schreiben vom 23. August machte das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) öffentlich, dass es im Kreis Wesel, der unmittelbar an den Kreis Borken grenzt, zu einem schweren Ausbruch der seuchenartigen Krankheit Myxomatose bei Feldhasen gekommen sei. Belegt durch erfolgte Veterinäruntersuchungen in Laboren.

Hat die Seuche, die bisher in erster Linie nach einem Ausbruch die Bestände von Wildkaninchen drastisch dezimiert hat, jetzt auch tatsächlich den Kreis Borken erreicht, und sind nun auch die Feldhasen-Bestände in Gefahr? Nachfrage bei den Veterinären des Kreises Borken.

Untersuchung toter Tiere

Die gute Nachricht vorweg: Aktuell (Stand 4. September) gibt es laut Kreis „keinen Nachweis eines Myxomatosefalles bei Feldhasen“ im Kreisgebiet. Aber: Bei einem Feldhasen mit anderen Erkrankungen konnte die Infektion jedoch „nicht ausgeschlossen werden“.

Zudem hat der Kreis im Juni zwei, im Juli 4, im August 14 und im September 4 verendete Feldhasen für eine Untersuchung ins Labor geschickt. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Seuche, die der Kreis als „neuartigen Virustyp“ (Feldhasen-Befall) bezeichnet, im Kreisgebiet vermutet wird.

Die Ergebnisse für die untersuchten sechs Feldhasen von Juni und Juli sind mit Blick auf die Myxomatose glücklicherweise negativ ausgefallen. Für die 16 Tiere von August und September stehen die Ergebnisse noch aus.

Kontakt vermeiden

So oder so ist das Thema für die Kreis-Veterinäre Neuland. Denn bisher soll es im Kreisgebiet noch nie einen Ausbruch dieses Virus bei Feldhasen gegeben haben. Zudem kann bei toten Feldhasen laut dem Kreis auch immer die Hasenpest (Tularämie) eine Rolle spielen.

Laut Kreis ist die Myxomatose – anders als die Hasenpest – nicht auf den Menschen übertragbar. Allerdings kann es bei an Myxomatose erkrankten (Wild-)Kaninchen zu „bakteriellen Sekundärinfektionen“ kommen, sodass ein „direkter Kontakt mit den Tieren“ vermieden werden sollte.

Was den Nachweis eines potenziellen Virus-Ausbruches bei Feldhasen erschwert, ist, dass es für die Myxomatose – anders als bei sonstigen Tiersuchen – keine Meldepflicht gibt.

Der Kreis betont aber, dass die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW die Unteren Jagdbehörden sowie die Veterinärämter informiert und darum gebeten habe, verendete Feldhasen zur Untersuchung an die staatlichen Veterinäruntersuchungsämter weiterzuleiten.

Augen offen halten

Der Kreis ist also auf die Mithilfe – auch von Spaziergängern und Radfahrern – angewiesen. Sollte man einen Feldhasen mit Symptomen entdecken – oder auch ein totes Tier –, sollte das bei der Unteren Jagdbehörde des Kreises (Tel. 02861/681 3010) gemeldet werden.

Diese informiert dann den Revierpächter. So können dann verendete Tiere von diesem zur Untersuchung an das Kreisveterinäramt weitergeleitet werden. Revierpächter, die Kreisjägerschaft sowie Hegeringsleiter seien über dieses Vorgehen bereits informiert worden, teilt der Kreis Borken mit.

Sollte man „innerorts“ auf ein verendetes Tier stoßen, dann gilt es, das örtliche Ordnungsamt über den Fund zu informieren, das dann die entsprechenden und zuvor genannten Stellen informieren wird.

Grundsätzlich erfolge die Entsorgung betroffener, toter Tiere über eine Tierkörperbeseitigungsanstalt, wie der Kreis klarstellt. Dafür gibt es im Kreis und in Heek die Jean Schaap GmbH in der Bauerschaft Averbeck.

Bei Einzeltieren, so der Kreis, dürfe auch eine verpackte Entsorgung über die Restmülltonne erfolgen. Die ordnungsgemäße Entsorgung ist wichtig, da das Virus „eine relativ hohe Umweltstabilität“ habe und nur mit einer fachgerechten Entsorgung ein Übersprung auf weitere Tiere verhindert werde.

Hauskaninchen impfen

Und für alle, die (frei laufende) Hauskaninchen haben, empfiehlt der Kreis Borken, die Tiere beim Tierarzt gegen Myxomatose impfen zu lassen, um „die Tierbestände zu schützen“. Eine Impfpflicht gibt es aber nicht.

Ob es tatsächlich einen noch nicht entdeckten Ausbruch des Myxomatose-Virus bei Feldhasen in Heek und dem Kreis Borken gibt, werden die kommenden Wochen zeigen. Nicht nur wegen der noch ausstehenden Laborbefunde.

Diesen Artikel haben wir am 6. September veröffentlicht.