Auf den ersten Blick scheint an diesem sonnigen Tag Mitte April alles wie immer zu sein. Der Donaubach plätschert vor sich hin, die Vögel zwitschern und die Felder sind bearbeitet. Hin und wieder fährt ein Radler am Bach entlang. Wohl ohne zu wissen, was im Boden verborgen sein könnte.
In gut unterrichteten (Fach-) Kreisen ist die mögliche, historische Sensation schon etwas länger bekannt. Nur die Öffentlichkeit hat davon bisher nichts mitbekommen. Das soll sich jetzt ändern. Durch Hinweise vom Heeker Georadar-Team an diese Redaktion. Der Auftakt für mehr.
Zwischen beiden Ortsteilen
Die Rede ist von den Ackerflächen links und rechts des Donaubaches auf Höhe der Brücke darüber (Nienborger Straße). Praktisch genau zwischen den beiden Ortsteilen auf linker Hand, wenn man nach Nienborg fährt.
Wer die Flächen aufmerksam beobachtet hat, wird registriert haben, dass an einer Stelle sehr oft eine sehr große Pfütze ist. Und das nur an dieser Stelle. Ein Indiz auf Gegebenheiten im Boden darunter. Noch deutlicher wird es, wenn man sich Luftbilder der besagten Stelle anschaut.
Genau das hat vor einiger Zeit auch Winfried Leusbrock (Eggert GmbH/Georadar Heek) gemacht. Im Zuge der Planerarbeitung für die Öffnung des Gartens am Hohen Haus in Nienborg. Zufällig ist er dabei auf die „sehr auffällige Struktur“ am Donaugraben gestoßen.
Gut zu erkennen sind zwei Kreise, die ineinander liegen. Der äußere Kreis hat einen Durchmesser von etwa 120 Metern. Das weckte beim Heeker und seinem Team die Neugier. Luisa Kahlert (Geophysikerin) ließ ihre Kontakte spielen und organisierte ein historisches Luftbild aus England.

Es stammt aus dem März 1945 - also kurz vor Kriegsende - und entstand bei einem Aufklärungsflug der Engländer über Nazi-Deutschland und Heek. Dieses Bild sollte, so die Idee, weitere Klarheit bringen. Und Bingo.
„Die Bilder sind eindeutig, da muss etwas im Boden sein“, so Winfried Leusbrock. Dem stimmt Luisa Kahlert zu: „Die Topografie ist eindeutig.“ Sie schätzen die Tiefe der möglichen Funde auf ein bis zwei Meter ein.
Untersucht hat das Georadar-Team die Fläche wegen der fehlenden Genehmigung nämlich nicht. Doch die Neugierde auf mehr ist geweckt.
Experten befragt
Doch liegt das Team mit seiner Vermutung überhaupt richtig, dass dort etwas Historisches im Acker verborgen ist? Die weiteren Nachforschungen dieser Redaktion lassen diesen Rückschluss zu. Und das eindeutig.
Historiker Josef Wermert, der schon viel über die Geschichte Heeks und Nienborgs geforscht hat, weiß sofort, um welche Stelle es sich handelt, als die Nachfrage dazu seitens der Redaktion kommt.
Schon als Kind habe er auf dieser Fläche gespielt, erinnert sich der Historiker. Und dabei auch Scherben und andere Dinge gefunden. Das habe seine Neugierde geweckt. Spätere Nachforschungen hätten ergeben, dass dort einst das Adelsgut Haus Voßberg (Abriss 1820) stand.
Doch das alleine ist nicht die mögliche Sensation. Durch die bisherigen Indizien – inklusive der Luftbilder – könnte es sogar sein, dass dort einst eine sogenannte Turmhügelburg – auch Motte genannt – gestanden hat.

Das ist ein zumeist in Holzbauweise errichteter mittelalterlicher Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem meist turmförmigen Gebäude samt ringförmiger Befestigung war.
Josef Wermert hat, wie er berichtet, über diese Möglichkeit auch vor einiger Zeit die Gemeinde Heek und den LWL informiert. „Es könnte eine historische Sensation werden“, sagt der Historiker trotz aller Zurückhaltung.
Denn sollten sich seine und die Vermutungen des Georadar-Teams bestätigen, dann könnte es sein, dass diese Turmhügelburg sogar noch älter als die Ringburganlage in Nienborg (Ende des 12. Jahrhunderts) ist.
Sollte dem so sein, müsste die Geschichte der Besiedlung vor Ort in Teilen neu geordnet werden. So oder so ist es eine spannende Geschichte, der alle Beteiligten auf der Spur sind.

Und dazu zählt bald auch der LWL. Michael Malliaris, Leiter des Fachreferates Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, bestätigt auf Nachfrage, dass Josef Wermert das LWL über die mögliche Turmhügelburg unterrichtet habe.
„Daran haben wir großes Interesse“, bekräftigt dieser. Und natürlich könne das auch eine kleine historische Sensation für den Ort werden. So, dies die anstehenden Arbeiten der LWL-Experten am Ende bestätigen würden.
Die Fläche soll in jedem Fall „sondiert“ werden, sobald es die personellen Ressourcen beim LWL zulassen. Welche Möglichkeit dafür am Ende gewählt werden wird, ist noch offen. Es ist aktuell ein spannendes Geschichtspuzzle, das Stück für Stück zusammengesetzt wird.
Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja auch eine Zusammenarbeit von LWL und dem Heeker Georadar-Team, das neben der Technik auch das nötige Knowhow besitzt, wie es schon oft und verteilt über ganz Europa bewiesen hat.