Millionen-Projekt Komplexer Abriss der Burgschänke mit Sicherheitsvorkehrungen

Abriss mit Spezialvorkehrungen: Tage der Burgschänke sind gezählt
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Jetzt geht es in die Vollen. Für alle sichtbar. Der Abriss der Burgschänke auf der Ringburganlage steht unmittelbar bevor. Neben der komplexen Planung und Finanzierung des innovativen Projektes „Landesburg“, wird auch der Abriss eine große Herausforderung werden. Passend dazu gibt es an der Finanzierungsfront eine gute Nachricht. Eine spezielle Stiftung hilft aus.

Schon seit vielen Monaten tüftelt und plant der eigens für dieses Projekt gegründete Trägerverein das Ganze. Nicht nur wegen der historischen Funde im Burgschänken-Keller samt kopflosem Skelett ist das Vorhaben in seiner Dimension und Konzeption etwas Besonderes für den Ortsteil Nienborg.

Abrissbagger rücken an

In der kommenden Woche (KW 40) soll der Abrissbagger anrücken, wie Jürgen Lammers aus dem Vorstand des Trägervereins auf Anfrage mitteilt. Den Zuschlag für die Arbeiten hat ein örtliches Unternehmen erhalten. „Es wird eine komplexe Sache“, blickt Jürgen Lammers voraus. Gerade der Übergangsbereich zwischen Burgschänke und Burgtor werde eine „kniffelige Nummer“.

Mutmaßlich muss vieles von Hand gemacht werden. Einfach, um das Risiko zu minimieren, dass das Burgtor in Mitleidenschaft gezogen wird. Schließlich soll es von diesem einen Durchgang zum geplanten Neubau geben. Barrierefrei. Die lange Holztreppe wird niemand mehr nehmen müssen. So der Plan.

Burgschänke in Nienborg
Noch steht die Burgschänke, doch in wenigen Tagen (erste Oktober-Woche) rückt der Abrissbagger an. © Markus Gehring

Noch vor dem Abriss wird es zudem jede Menge vorbereitende Arbeiten geben. Die historischen Funde (Burgmauer/Turmfundament) in den Grabungsstellen sollen mit einem speziellen Sand verfüllt und mit Platten abgedeckt werden. So soll verhindert werden, dass die Zeitzeugnisse während des Abrisses der Burgschänke beschädigt werden.

Bei einem Ortstermin sei dies zwischen Trägerverein, LWL und dem Abrissunternehmen bis in ins kleinste Detail besprochen worden, wie Jürgen Lammers berichtet. Nach dem Abriss werden die Platten wieder entfernt und der Sand abgesaugt. Die Funde sollen schließlich in den Neubau integriert werden. Wie lange die Abrissarbeiten dauern werden, ist noch nicht absehbar.

Einfach, weil das Projekt immer in Bewegung ist, sich stetig neue Herausforderungen ergeben. Mehrfach mussten die Planungen schon überarbeitet werden. Doch das bringt niemanden beim Trägerverein aus der Ruhe. Die Herausforderung wurde längst angenommen. Auch an der Finanzfront.

2,6 Millionen Euro

„Konservativ geschätzt“ belaufen sich die reinen Baukosten – Abriss und Neubau – nach Angaben des beauftragten Architekten derzeit auf rund 2,6 Millionen Euro. Doch wie soll diese Summe gestemmt werden? Auch vor dem Hintergrund, dass zuletzt noch ein rund 150.000 Euro großes Loch aufklaffte.

Die Finanzierung setzt sich wie folgt zusammen: Förderung Heimat-Zeugnis NRW (rund 1,5 Millionen Euro), Förderung NRW-Stiftung (300.000 Euro), Zuschuss der Gemeinde bewilligt durch den Rat (320.000 Euro), Eigenleistung Alteigentümer (300.000 Euro), Eigenmittel Trägerverein (60.000 Euro) und Stiftungsgelder (200.000 Euro).

Neubau Ex-Burgschänke in Nienborg
So könnte der Neubau einmal aussehen. Noch ist nicht geklärt, aus welchem Material die Außenfassade sein könnte. Es ist am Ende eine Frage der Kosten. © WP Architekten

Die Eigenmittel holte der Trägerverein über ein Crowdfunding und den Burgfesterlös rein und machte damit weitere 50.000 Euro der NRW-Stiftung, also 300.000 statt „nur“ 250.000 Euro, locker. Schon vor Ablauf der Crowdfunding-Aktion am 30. September war die Zielsumme erreicht.

Und doch fehlten bis zuletzt noch gut 150.000 Euro. An dieser Stelle springt nun die Nienborger Burgmannstiftung, die es seit dem Mittelalter gibt und von der Gemeinde verwaltet wird, ein. Das Stiftungsgeld selbst kann nur für bestimmte Zwecke und nur für Nienborg abgerufen werden. 200.000 Euro hat daraus jetzt der Rat für das Projekt Landesburg freigegeben.

Kosten stark gestiegen

Zusätzlich gewährte der Rat auch noch einen „allgemeinen Betriebskostenzuschuss“ über weitere 100.000 Euro. Das verschafft dem Trägerverein vorerst Planungssicherheit. „Wir wollen natürlich das ganze Projekt realisieren, möchte aber auch sparen, wo wir können“, verdeutlicht Jürgen Lammers mit Blick auf mögliche, weitere Preissteigerungen.

Die ursprünglich geplanten Kosten für die Umgestaltung lagen mal bei 2,15 Millionen Euro. Doch da wusste noch niemand, wie komplex das ganze Thema werden würde. Grundidee war es mal, die beiden Kellerräume der ehemaligen Burgschänke, die schon jahrelang leer stehen, zu erschließen und die Räumlichkeiten auf Vordermann zu bringen. Ebenso das Burgtor.

Burgtor und Burschänke in Nienborg
Die Burgschänke (rechts) dockt direkt an das Burgtor an. Entsprechend kniffelig dürfte der Abriss der Schänke werden. Das Burgtor darf dabei nicht beschädigt werden. © Till Goerke

Dann kamen die archäologischen Funde zutage. Alles musste neu gedacht werden. Raum für Vereine schaffen und die Burganlage als Zeugnis heimatlicher Geschichte aufwerten unter Erhaltung der Funde im Keller lautet das neue Ziel. Inklusive Abriss der Burgschänke und Neubau an gleicher Stelle. Mit dem Projekt soll die Burg aus dem „Dornröschenschlaf“ geholt sowie Touristen nach Nienborg gelockt werden.

Etwas Bauchschmerzen bereitet den Machern aber noch die Finanzierung des „Inhalts- und Vermittlungskonzeptes“. Die Pläne, die dafür ausgearbeitet wurden, klingen vielversprechend. Die historischen Funde sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die grobe Idee: Neues mit Altem verbinden durch den Einsatz von Beamern und spezieller Lichttechnik.

EFRE-Antrag abgelehnt

Rund 400.000 Euro sind für die Umsetzung des Konzeptes veranschlagt. Doch der dafür vorgesehene EFRE-Fördergeldantrag (80-Prozent-Finanzierung) wurde abgelehnt. „Wir prüfen darum derzeit alternative Fördermöglichkeiten“, sagt Jürgen Lammers.

Sorgen, dass die Sache am Ende nicht aufgeht, sind nicht zu hören. Der Optimismus überwiegt nach wie vor. Und die Entwicklung gibt den Verantwortlichen bisher auch recht. Jede Klippe auf dem Weg zum Ziel wurde bis jetzt umschifft. Ein Ziel, das einen großen Mehrwert für Nienborg haben wird.