Das Blaulicht der zahlreichen Einsatzfahrzeuge ist in der Dunkelheit weit zu sehen. Etliche Polizeibeamte sind im Einsatz. Ebenso Rettungsdienst und ein Notarzt. Auslöser ist eine Messerattacke in einer Unterkunft für Leiharbeiter. Es herrscht Hektik, die Situation ist zunächst unübersichtlich. Die Polizisten gehen mit gezogenen Waffen in das verwinkelte Haus.
Ort des Geschehens ist die ehemalige Gaststätte Mümken an der Ecke Eper Straße/Ochtruper Straße in Nienborg. Es ist Samstagabend (23. November) gegen 18 Uhr, als die Polizei vor dem Gebäude vorfährt. Kurz zuvor wurde ein Notruf abgesetzt. Die Einsatzkräfte sind schnell in großer Stärke vor Ort.
Keine offizielle Nachricht
Eine offizielle Nachricht über diesen Einsatz – den im Dorf viele mitbekommen haben – an die Medien gab es nicht. Diese Redaktion haben aber mit Verzug Hinweise – auch von Augenzeugen – erreicht. Auf Nachfrage bestätigt die Polizei jetzt den Großeinsatz und gewährt Einblicke in den Ablauf.
Die Redaktion hat durch Augenzeugen erfahren, dass ein Mann „blutüberströmt“ aus dem Haus gekommen sein soll. So tief ins Detail geht die Polizei nicht, bestätigt aber, dass ein Mann aus Rumänien (36) Opfer einer Messerattacke durch zwei Landsleute (24/26) im Haus geworden ist.
Polizei „sensibilisiert“
Die Informationen der Redaktion, dass es sich dabei um ein Cuttermesser gehandelt haben soll, bestätigt die Polizei nicht. Sie spricht von „einem Messer“. Und: Durch die Attacke habe das 36-jährige Opfer schwere Schnittverletzungen erlitten. Lebensgefahr soll aber nicht bestanden haben.
Mit einem Rettungswagen sei das Opfer in eine Klinik nach Enschede gebracht worden. Der Ablauf der Attacke bleibt offen. Ebenso der Auslöser.
Dass die Polizei schnell mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort war, lag an der Alarmierung. „Wenn wir hören, dass ein Messer im Spiel ist, sind wir sehr sensibilisiert“, betont Polizei-Pressesprecher Peter Lefering.

Und ungefährlich war der Einsatz für die Beamten auch nicht. Immer, wenn ein Messer im Spiel ist, sei die Situation „grundsätzlich gefährlich“, wie die Polizei betont. In diesem Fall sogar noch mal mehr, da sich die beiden Tatverdächtigen beim Eintreffen der Polizei noch im Haus aufhielten.
Diese Redaktion hat sich vergangenes Jahr in einem anderen Zusammenhang selbst ein Bild von den Räumlichkeiten vor Ort gemacht. Das Obergeschoss ist verwinkelt und mit etlichen Zimmern ausgestattet, die von mehreren Leiharbeitern genutzt werden.
Gezogene Dienstwaffen
Da zunächst nicht klar war, wo genau sich die Tatverdächtigen aufhalten, sind mehrere Polizeibeamte mit gezogenen Dienstwaffen in das Haus vorgerückt. Das alleine zeigt, wie ernst und gefährlich die Situation war.
Als die Einsatzkräfte auf die beiden tatverdächtigen Männer trafen, forderten sie diese auf, ihre Hände gut sichtbar zu zeigen. Dieser Aufforderung kamen die beiden Männer laut Polizeiangaben nach und ließen sich letztlich „widerstandslos“ festnehmen. Jetzt sitzen beide in Untersuchungshaft.

Zunächst ging die Polizei von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Im Nachgang wurde der Vorfall auf eine gefährliche Körperverletzung „heruntergestuft“. Laut Strafgesetzbuch ist dafür eine Strafe von sechs Monaten bis zehn Jahre möglich. Die Männer erwartet jetzt ein Strafprozess.
Über den Vorfall zeigt sich auch der Geschäftsführer der Zeitarbeitsfirma, die das Haus von der Gemeinde Heek für die Unterbringung der Leiharbeiter angemietet hat, auf Anfrage „sehr bestürzt“.
Umgehend reagiert
„Sobald wir etwas wie kleinste Spannungen mitbekommen, reagieren wir sofort“, versichert der Geschäftsführer. Doch in diesem Fall habe es „keinerlei Anzeichen“ gegeben. Man habe diese Tat nicht kommen sehen.
Aber im Nachgang habe man umgehend reagiert. Das Opfer sei bereits in eine andere Unterkunft verlegt worden und ihm sei jede nötige Hilfe zugesichert worden, wie der Geschäftsführer der Zeitarbeitsfirma betont.
Zudem sei den beiden Tatverdächtigen „umgehend“ gekündigt worden. Und der Geschäftsführer macht deutlich, dass ein derart „brutaler Vorfall“ die absolute Ausnahme sei. Mehr noch: So etwas habe es bisher in seinen Unterkünften überhaupt noch nicht gegeben.