Markteingriff mit Folgen? Gastronomen kritisieren Pläne für das Gasthaus Alfert

Markteingriff? Gastronomen kritisieren Pläne für das Gasthaus Alfert
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In Sachen Gasthaus Alfert geht es in Heek aktuell Schlag auf Schlag. Jahrelang gab es für das sich im Besitz der Gemeinde befindliche historische Gebäude keinen ernsthaften Interessenten. Doch nun haben zwei Investoren mit unterschiedlichen Konzepten ihren Hut in den Ring geworfen.

Hinter verschlossenen Türen ist jetzt auch eine Vorentscheidung gefallen. Eine, die die übrigen Gastronomen im Ort kritisch sehen. Es brodelt im Dorf. Auch die Worte „das ist alles schon Wahlkampf“ machen die Runde.

Viele Fragen

Doch was genau wurde im Rathaus politisch hinter verschlossenen Türen beschlossen? Wie geht es jetzt weiter? Und was sagen die übrigen Gastronomen aus Heek zur Entwicklung? Wir geben einen Überblick.

Im Juli 2021 kaufte die Gemeinde das historische Gebäude mittels Vorkaufsrecht für eine Summe zwischen 200.000 und 300.000 Euro. Der mehrheitliche politische Wille war es immer, dort wieder eine Gaststätte aufleben zu lassen. Doch jahrelang passierte praktisch nichts.

Im Sommer 2024 soll sich ein „Investor aus der Region“ bereiterklärt haben, die Sache anzupacken. Zusammen mit der Gemeinde gab dieser eine Konzeptentwicklung bei „Stararchitekt“ Thomas Hinsche, der auch Wissing`s Schenkwirtschaft in Nienborg entworfen hat, in Auftrag.

Vorentscheidung gefallen

Die Kosten dafür wollen sich Gemeinde und Investor teilen. So diese Idee Realität wird. Entschieden ist dies aktuell noch nicht final, aber eine Vorentscheidung gibt es. Denn das kürzlich im Rathaus eingegangene Angebot des zweiten Investors (Mehrgenerationenhaus) genießt keine Priorität in Heek.

So hat es der Gemeinderat in seiner Sitzung (19. März) mehrheitlich hinter verschlossenen Türen beschlossen. Das ergibt eine Nachfrage bei Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff am Tag nach der Sitzung.

Ein altes Gasthaus von außen fotografiert
Seit Sommer 2021 ist das Gasthaus Alfert im Besitz der Gemeinde Heek. © Till Goerke (A)

„Wir verfolgen beide Angebote parallel, aber die Priorität liegt auf der Realisierung einer Gaststätte“, stellt dieser klar. Klappe es mit der Gaststätte nicht, sei auch das andere Konzept vorstellbar. Dass es aber noch viele unbekannte Variablen gibt, daraus macht der Bürgermeister keinen Hehl.

Dabei geht es auch um mögliche Fördergelder des Landes NRW, die für die dringend notwendige Sanierung des arg in die Jahre gekommenen Gasthauses beantragt werden sollen. Ohne diese, so der Bürgermeister, werde das Unterfangen ohnehin schwierig. Vom finanziellen Volumen her.

Verkauf?

Aktuell ist „nur“ die Rede von 300.000 Euro, um alles auf Vordermann zu bringen. Dass dies nicht reichen dürfte, ist offensichtlich. Das hat auch bereits die Gemeindeverwaltung bestätigt.

Eine Option wäre es auch, das Gasthaus an den Investor, der dort eine Kneipe realisieren möchte, zu verkaufen. Dass dies in den Vertragsgesprächen Thema sein wird, bestätigt der Bürgermeister. Ob mit Erfolg? Unklar.

Klar ist nur, dass Investor eins (Gaststätte) nach Informationen dieser Redaktion bereit sein soll, 300.000 Euro zu investieren. Investor zwei (Mehrgenerationenhaus) hingegen über eine Million Euro samt Kauf des Gebäudes in die Hand nehmen will, wie dieser der Redaktion bereits bestätigt hat.

Das finanzielle Risiko für die Gemeinde ginge bei dieser Variante gegen null. Anders als bei den Plänen einer Gaststätte. Davon ab – auch das muss gesagt werden – sorgen die priorisierten Gastro-Pläne für Unmut unter den übrigen Gastronomen im Ort. Aus mehreren Gründen.

Der Eingang einer alten Kneipe
Das geplante Vorgehen der Gemeinde in Bezug auf das Gasthaus Alfert sorgt für Kritik bei den anderen Gastronomen in der Gemeinde. © Till Goerke (A)

Nicht alle Gastronomen wollen ihren Namen in der Zeitung lesen, aber der Tenor ist eindeutig: Es könne nicht sein, dass die Gemeinde mit Steuergeldern, die auch die übrigen Gastronomen über die Gewerbesteuer zahlen, subventionierend in den Gastromarkt eingreift. Dies sei unfair.

Die Verwaltung hält dagegen, dass dieses Geld ohnehin investiert werden müsse, um das Gasthaus Alfert, egal bei welcher Nutzung, auf Vordermann zu bringen. Und doch bleibt der Beigeschmack des Markteingriffes.

Davon ab geht es auch um Existenzängste und Unverständnis über eine kopierte Idee. Remco Ruhorst, der zusammen mit Frederik Luhukay den unweit von Alfert entfernten Kaiser betreibt, wird deutlich: „Wenn das (die Gaststätte – d. Red.) Realität wird, macht es für uns keinen Sinn mehr.“

Die Konkurrenz durch das „neue, moderne und größere“ würde dann sicher einen großen Kundenverlust im Kaiser nach sich ziehen. „Wir haben das im Kaiser auch nur angepackt, weil es diese Situation eben zu diesem Zeitpunkt nicht gab“, verdeutlicht Remco Ruhorst. Frust schwingt dabei hörbar mit.

Kritik

Elisabeth Schwietering, die als Investorin viel Geld in die Hand genommen hat, um Wissing`s Schenkwirtschaft wieder neues und modernes Leben einzuhauchen, wird auch deutlich in Bezug auf die Alfert-Pläne der Gemeinde.

„Es kann nicht sein, dass die Gemeinde Heek die Gaststätte Alfert von unseren Steuergeldern saniert. Und zu allem Überfluss auch noch unsere Ausstattung 1:1 (selber Architekt - d. Red.) übernehmen möchte.“

Die Verwaltung hält dagegen, dass es „nicht 1:1 das Gleiche“ sei. Alles sei aktuell nur eine „erste Idee“. Außerdem werde das Gasthaus nicht so aussehen, wie es jüngst groß präsentiert wurde. Der Denkmalschutz habe da bereits ein Veto in Sachen geplanter Fassadengestaltung eingelegt.

Und der Bürgermeister betont: „Wir wollen in die Substanz investieren, nicht in die Gastronomie.“ Und man wolle auch nicht, dass dafür eine andere Kneipe aufgeben müsse. Worte, die die übrigen Gastronomen wohl nur schwerlich trösten werden. Die Situation bleibt vorerst angespannt.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 22. März 2025.