Macherzentrum in Heek eröffnet Gründerduo aus Ahaus schreibt erste Erfolgsgeschichte im Maakwi

Macherzentrum: Bären-Start-Up schreibt erste Erfolgsgeschichte im Maakwi
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Sie sind die Bären: Die Cousins Mark Berendsen (37) und Stephan Berendsen (34) aus Ahaus haben mit einer pfiffigen Idee und Ingenieursgeist ein Startup auf die Beine gestellt. Ihre halbautomatische Maschine zum Nachschneiden von Lkw- und Busreifen ist erprobt und serienreif. Ihr „Bär-Cut“ spart Geld, Zeit und schont die Umwelt, sagen die beiden Unternehmensgründer.

Die Erfolgsgeschichte der beiden Tüftler ist zugleich eine Erfolgsgeschichte des Heeker Machercampus „Maakwi“. Mehr noch: „Ohne Maakwi gäbe es Bär-Cut nicht“, sagt Mark Berendsen , der der Geschäftsführer der Bear-Machines GmbH ist.

Blick ins Publikum
Über 180 Unternehmerinnen und Unternehmer kamen am Donnerstag (4. Mai) zum Eröffnungsevent im Macherzentrum Maakwi in Heek. © Stefan Grothues

Und Maakwi gäbe es ohne den erfolgreichen Heeker Unternehmer Ludger Gausling (71) nicht. Am Donnerstagabend ist der Machercampus offiziell eröffnet worden. „Jetzt geht es los“, sagt Ludger Gausling freudestrahlend, als er die in einer langen Schlange wartenden 180 Unternehmer aus der Region mit Handschlag begrüßte.

„Ich bin seit 1976 selbstständig. Ich will das Glück, das ich in meinem Leben hatte, mit anderen Menschen teilen“, sagt Ludger Gausling. Vor allem mit Menschen, die wie er „Unternehmer und nicht Unterlasser“ sein wollen. Genau dafür ist der Machercampus da: In der 2700 Quadratmeter großen ehemaligen Hülsta-Halle am Gleisweg finden Start-ups nicht nur Raum für ihre Ideen. Sie können hier auch Geldgeber, Erfahrungsaustausch, Know-How und Kontakt zu bereits erfolgreichen Unternehmern finden.“

Unternehmer Ludger Gausling vor dem Macherzentrum Maakwi
Der Kopf und Geldgeber hinter Maakwi: Unternehmer Ludger Gausling (71) © Stefan Grothues

„Maakwi“ ist aus dem Plattdeutschen abgeleitet und stehe für das zupackend pragmatische „Machen wir!“, das die Unternehmer in der Region auszeichne, so Ludger Gausling. „Unsere Mission ist es, einen Ort zu bieten, an dem neue Ideen zur Anwendungsreife gebracht werden können“, sagt Markus Niewerth, der wie Ludger Gausling Geschäftsführer bei Maakwi ist.

50 Büroarbeitsplätze, die Werkshalle mit Vorrichtungen zur Prototypenfertigung, Kontakt zu Hochschulen, jede Menge Solarenergie und die Chance auf begehrte Investitionsmittel – all das bietet der Machercampus den Start-ups. „Unsere Vision ist, dass hier 250 Arbeitsplätze rund um Energie- und Umweltthemen entstehen“, sagt Markus Niewerth.

Mark und Stephan Berendsen in Bär-Cut-Shirts
Gespannt warten die Unternehmensgründer Mark und Stephan Berendsen in Bär-Cut-Shirts auf ihren großen Auftritt auf der Maakwi-Bühne. © Stefan Grothues

Die „Bären“ Mark und Stefan Berendsen stehen allerdings bislang allein auf weiter Flur in der großen Macher-Halle. Damit sich das ändert, kooperiert Maakwi mit der Cornexion GmbH aus Lingen, die Start-ups, neue Geschäftsideen und digtitale Transformation in den ländlichen Raum bringen will. Cornexion verfügt bereits über ein verzweigtes Netzwerk, das weit über das Emsland und Westfalen hinausreicht.

Am Donnerstag hatte Cornexion drei weitere Start-ups aus Braunschweig, Buxtehude und Osnabrück mitgebracht, die im Wettbewerb mit den Bären ihre Ideen und fertigen Entwicklungen vorstellten. Ihre Themen High-Tech-Spiegel, Virtual-Reality-Planung und Greifvorrichtungen für die Automation stießen bei den Unternehmern im Publikum auf großes Interesse.

Mark und Stephan Berendsen freuen sich über den Cornexion-Award.
Mark und Stephan Berendsen freuen sich über den Cornexion-Award. © Stefan Grothues

Beim abschließenden Publikumsvoting aber hatten die Bären als Lokalmatadoren die Nase klar vorne. Dafür wurden Mark und Stefan Behrendsen mit dem Cornexion-Award ausgezeichnet.

Ihre Idee für den Bär-Cut entstand übrigens in der Werkstatt eines dritten Cousins, der Busunternehmer in Wüllen ist. „Ich sah meinen Vetter, wie er das Profil eines Reifens von Hand nachgeschnitten hat. Das war mühsam, zeitaufwendig und es hat nach verbranntem Gummi gestunken“, sagt Mark Berendsen. Der Erfindergeist des Maschinenbauingenieurs war geweckt.

Eine Hand hält vor einem Lkw-Reifen Gummireste des Profilschnitts.
Der Profilnachschnitt von Nutzfahrzeugreifen erhöht die Lebensdauer um 25 Prozent. © Stefan Grothues

Das von den Reifenherstellern vorgesehene Nachschneiden von Nutzfahrzeugreifen erhöht die Lebensdauer der Reifen um 25 Prozent, spart Rohstoffe und Energie ein. Die Idee der Bären überzeugte den Mentor Ludger Gausling schon, als Maakwi noch in der Planungsphase steckte. Die dauerte auch länger, als ihm lieb war.

Daran erinnerte am Donnerstag auch Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff. „Ich bin heute sehr stolz darauf, dass wir in Heek ein Start-up für Start-ups haben“, sagte der Bürgermeister. „Der Start 2021 war nicht einfach. Es gab viele politische Diskussionen. Wenn nicht Ludger Gausling dahinter gestanden hätte, der allen Heekern ja durch seinen langjährigen unternehmerischen Erfolg bekannt ist, dann wäre wohl nichts daraus geworden.“

Blick ins Publikum
Aufmerksam verfolgt das Publikum die Wettbewerbspräsentationen von vier Start-ups. © Stefan Grothues

Maakwi, das jüngste Unternehmen Ludger Gauslings, wird ihn wohl auf absehbare Zeit mehr Geld kosten als Gewinne einfahren. Das ist dem 71-Jährigen klar. Er sagt: „Ich möchte aber etwas zurückgeben. Ich will junge Menschen voranbringen.“

Aber Ludger Gausling ist und bleibt Unternehmer: „Oft zahlt es sich ja doppelt und dreifach aus, wenn man anderen hilft.“ Bei Bear-Cut hält er nun Anteile. Dieser „Bärendienst“ könnte sich also ausnahmsweise als vorteilhaft für alle Seiten herausstellen.