Landwärme ist insolvent Hiobsbotschaft für neue Biomethan-Anlage in Heek-West

Landwärme insolvent: Hiobsbotschaft für neue Biomethan-Anlage
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Die Nachricht schlug in der deutschen Energiewirtschaft Mitte August 2024 wie eine Bombe ein. Die plötzliche Insolvenz des Biomethanhändlers Landwärme sorgt seitdem für viel Unruhe und Ungewissheit. Davon ist auch die Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG. betroffen, die derzeit ihr innovatives Projekt im Industriegebiet Heek-West Realität werden lässt.

War nach dem Landwärme-Antrag auf Insolvenz in Eigenregie zunächst noch nicht unmittelbar klar, welche Auswirkungen diese haben könnte, wird dies jetzt nach und nach deutlich. Auch am Beispiel der Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG. Die 25-Millionen-Euro-Biomethan-Anlage in Heek-West nimmt immer mehr Form an, liegt voll im baulichen Zeitplan.

Einmaliges Projekt

Anfang 2025, so der Plan, soll das erste Methan in das Netz eingespeist werden. Die dafür notwendige Übergabestation von Thyssengas steht nur wenige Meter von der Anlage entfernt. 45 regionale Landwirte realisieren mit ihrem Eigenkapital dieses in der Form einmalige Projekt.

Das Methan, das einmal in der Anlage erzeugt werden wird, soll aus 100 Prozent Rest- und Abfallstoffen (Wirtschaftsdünger) hergestellt werden. Es braucht also keine Ackerflächen, um die Rohstoffe für die Bewirtschaftung der Anlage zu produzieren. Und es entsteht mehr als nur ein Produkt.

Kurze Anfahrtswege

Im ersten Schritt entsteht Biogas. In einer Aufbereitungsanlage werden dann CO₂ und Methan getrennt. Das Methan wird in das Gasnetz eingespeist, das CO₂ wird verflüssigt. Es kann dann zum Beispiel gespeichert oder aber auch lebensmittelfähig – für Trockeneis und Kohlensäure – gemacht werden.

Mit rund 15 Lkw-Ladungen Mist wird täglich geplant. Das entspricht rund 135.000 Tonnen Mist pro Jahr, die so nachhaltig und in mehrfacher Weise genutzt werden können. Und durch die Regionalität sind die Anfahrtswege kurz. Das minimiert den Co2-Ausstoß für die Mistanlieferung.

Männer stehen vor einer Bionmethananlage
Von links: Christoph Wischemann und Christoph Venhues (Geschäftsführer Bioenergie Heek-Ahle), Prof. Dr.-Ing. Elmar Brügging und Jurek Jäner (Fachhochschule Münster), Bernd Telgmann und Andreas Thesing (Vertreter der Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG) bleiben trotz der Insolvenz von Landwärme optimistisch, dass ihr innovatives Projekt Erfolg haben wird. © FH Münster

Läuft auf der drei Hektar großen Fläche in Sachen Bau, Genehmigungen und wissenschaftlicher Begleitung durch Experten der FH Münster alles nach Plan, sorgt die Landwärme-Insolvenz für Unbehagen bei den Betreibern.

Christoph Wischemann, einer der Geschäftsführer der Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG, macht im Gespräch mit der Redaktion keinen Hehl daraus, dass Landwärme der geplante Hauptabnehmer des in Heek-West produzierten Methans war. Und nach wie vor ist.

Kein Vorteil

80 Prozent des produzierten Methans sollen an den in finanzielle Schieflage geratenen Biomethangroßhändler gehen. Entsprechende Verträge mit festen Konditionen wurden bereits ausgehandelt. Und jetzt?

„Für uns ist die Insolvenz von Landwärme natürlich nicht von Vorteil“, sagt Christoph Wischemann. Denn durch die Insolvenz in Eigenverwaltung wird Landwärme versuchen, möglichst viele bestehende Verträge aufrechtzuerhalten. Aber mutmaßlich zu schlechteren Konditionen für die Produzenten.

Gestapelte Geldmünzen und Kugelschreiber liegen auf einem Papier
Landwärme wird wegen der Insolvenz in Eigenverwaltung die ausgehandelten Verträge nachverhandeln. Für die Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG dürfte es darauf hinauslaufen, dass sie deutlich schlechtere Konditionen für ihr produziertes Methan bekommen werden. © Pixabay

Dass Nachverhandlungen mit dem Biomethanhändler anstehen, bestätigt Christoph Wischemann. Ebenso, dass damit die Abnahmepreise nach unten gehen dürften. Zahlen sind noch nicht bekannt, aber es liegt auf der Hand, dass es in Summe um eine große Menge Geld gehen dürfte.

Etwas daran ändern kann die Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG. aktuell nicht. „Wir müssen auf das Angebot warten“, betont Christoph Wischemann. Die Verträge haben trotz der Insolvenz eben noch Gültigkeit. Alles Weitere wird sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate zeigen.

Und obwohl es in Sachen Konditionen für die Methanabnahme ungewisse Zeiten sind, überwiegt bei den örtlichen Landwirten der Optimismus, wie Christoph Wischemann klarstellt. Um den Kopf in den Sand zu stecken, haben alle Beteiligten auch schon einfach zu viel Pionierarbeit geleistet.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. Oktober 2024.