Für Alma, Artemisija und Marieta ist Heek ihre neue Heimat. Hinter ihnen liegen rund 2300 Kilometer und ihre alte Heimat. Die jungen Albanerinnen wollen Altenpflegerinnen werden.

Heek

, 29.09.2018, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Drei junge Frauen aus Albanien stammen nicht nur aus dem gleichen Ort in Albanien, sondern haben auch alle das gleiche Ziel: eine gesicherte Zukunft. Das erhoffen sich die drei durch eine Ausbildung beim Caritasverband Ahaus-Vreden mit dem Einsatzort in Heek. Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche sind sie am Dienstagabend nach fast 23-stündiger Reise mit Bus, Flugzeug und Auto in Heek angekommen und haben seitdem komplettes Neuland betreten. Dennoch haben sie sogar die erste Nacht in ihrer gemeinsamen neuen Wohnung bei der Familie Kaul sehr gut geschlafen.

Adidas-Anzug, Lederjacke, pinkfarbene Steppjacke – äußerlich sind sie kaum von Frauen ihres Alters hier zu unterscheiden. Nur an ihrem Akzent, ihrer zwischenzeitlichen Suche nach deutschen Worten, merkt man es. Und noch etwas schüchtern sind sie, aber schon sehr beeindruckt von dem, was sie zu sehen bekommen: „Hier ist alles so ordentlich und sauber“, sagt die 18-jährige Artemisija. Pogradec, ihr Heimatort in Albanien, ist zwar mit seinen rund 20.000 Einwohnern und seiner Lage an einem See ein touristischer Hotspot Albaniens, die Perspektiven gerade für junge Leute sind allerdings düster.

Neue Perspektiven

Hohe Arbeitslosigkeit, eine desolate Infrastruktur. „Es gibt einfach nicht viele Chancen, die Qualität des Lebens ist schlecht“, erklärt Artemisija die Situation zuhause in recht passablem Deutsch und bekommt große Zustimmung von ihren Mitstreiterinnen. „Die Menschen suchen doch immer das, was für sie am besten ist“, sagen sie und lächeln. Und das, so glauben sie, werden sie in Heek, oder überhaupt in Deutschland, finden. Die Erwartung, dass es ihren Töchtern mal besser gehen wird, hatten wohl auch die Eltern der drei. Für deren Deutsch-Vorbereitungskurs mussten die Eltern die rund 800 Euro zusammensparen, etwa ein durchschnittliches Vier-Monats-Einkommen in Albanien.

Die drei jungen Frauen sind Muslimas. „Ein Kopftuch tragen wir aber nicht.“ Überhaupt seien sie und auch ihre Familien nicht streng gläubig, streng erzogen wurden sie schon. Vor der Aufgabenstellung in einem Altenheim, die auch den Kontakt mit Männern einschließt, haben sie aber keine Scheu. Das sei auch mit den Eltern so abgeklärt. „Unsere Eltern wissen, dass wir auf dem Weg in eine bessere Zukunft sind.“

Warum aber war überhaupt eine Ausbildung in der Altenpflege ein berufliches Thema nach dem Abitur für sie? „Weil es uns wichtig ist, anderen zu helfen, dann lernen wir auch viele andere Dinge.“ Die Frage, ob sie das nicht auch in der Heimat hätten realisieren können, beantwortet Uwe Bröcker von der Caritas-Geschäftsbereichsleitung: „In Albanien ist die Altenpflege ganz anders organisiert, in der Regel wird sie von den Familien, der Nachbarschaft, den Freunden übernommen.“

Von Motivation überzeugt

Uwe Bröcker ist froh, dass er die jungen Frauen für die Ausbildung hier motivieren konnte. Bröcker ist zudem überzeugt, dass sie selbst eine große Motivation mitbringen: „Wer sein Land verlässt, der muss das alles schon wollen.“ Angesichts eines akuten Personalmangels in der Pflege hatte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits eine Initiative angestoßen, Pflegekräfte aus Albanien und dem Kosovo anzuwerben. Die Caritas vor Ort war schneller und ist bereits gestartet. Nach den ersten Tagen, vollgepackt mit Formalitäten wie Gang zu Meldeamt oder auch Bank sowie Kennenlernrunden mit Mitarbeitern der Caritas-Einrichtungen, haben die neuen Azubis am Freitag ihre neue Schule, die Altenpflegeschule in Wessum, kennengelernt.

Und auch, wie man den öffentlichen Nahverkehr nutzt, um dorthin zu kommen. Am Montag startet dann der Unterricht. Bröcker: „Zwei Monate läuft die theoretische Ausbildung.“ Danach geht es in die Praxis. Noch nicht wissend, was sie erwartet, bekräftigen alle, dass sie hier bleiben wollen: „Zurück wollen wir auf keinen Fall.“