Die Bodenplatte ist verschwunden, die Baugrube mit Kies zugeschüttet und die alte Fassade zur Straßenfront hin auf gut drei Meter abgetragen. Die Baustelle ist abgezäunt und ruht. Der Kreis Borken als Bauaufsichtsbehörde hat sie still gelegt. Doch im Hintergrund tut sich einiges Überraschendes.
Wegen Sicherheitsbedenken und Verstößen gegen die erteilte Baugenehmigung hat der Kreis Borken die Baustelle am 22. Oktober auf Eis gelegt. Das hat bis jetzt Bestand. Und wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Denn jetzt ist auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit an Bord.
„Grobe Unstimmigkeiten“
Dass auf der Baustelle – direkt neben der Mutmachwerkstatt und gegenüber der Schenkwirtschaft Wissing – längst nicht alles so gelaufen ist, wie es hätte sollen, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Verwaltung spricht von „groben Unstimmigkeiten“ im Vorfeld mit dem Bauherren.
Eigentümer der Fläche und zugleich Bauherr ist die Elsbernd Bau GmbH aus Heek. Diese hat die Fläche – anders als zunächst berichtet – von privat gekauft, wie Geschäftsführer Heijo Elsbernd im Gespräch mit der Redaktion berichtet. Und er räumt offen die Verstöße gegen die Baugenehmigung ein.
Offene Worte
„Wir haben gegen diese aber nicht absichtlich verstoßen“, beteuert der Geschäftsführer. Man habe „leider“ nicht klar kommuniziert, dass man das Gebäude komplett „entkernen“ wolle. Und das gehe entsprechend auch nicht aus dem Bauantrag an den Kreis Borken hervor.
Und so war das Entfernen der Bodenplatte und das Abtragen der Fassade aus Sicherheitsgründen - diese drohte auf die Hauptstraße zu kippen - am Ende ein doppelter Verstoß gegen die erteilte Baugenehmigung. Das bestätigt der Kreis auf Anfrage dieser Redaktion. Ebenso, dass die Baustelle noch ruht.

Mittlerweile hat das Unternehmen Elsbernd Bau einen neuen Bauantrag gestellt. Laut Kreis am 21. November. Eine Entscheidung darüber, also eine Genehmigung, sei aber noch nicht erteilt worden. Aber das Einvernehmen der Gemeinde Heek liege bereits vor.
Ganz im Sinne von Heijo Elsbernd, der aber auch anmerkt, dass er das Vorgehen der Gemeinde in Bezug auf die einsturzgefährdete Fassade als „nicht ganz glücklich“ empfunden habe. Denn die Verwaltung habe darüber nur den Kreis informiert und nicht ihn direkt.
Nicht nachtragend
Nachtragend gibt sich der Geschäftsführer allerdings nicht: „Ich kann alle Seiten verstehen. Es gab leider Fehler in der Kommunikation.“ Und er versichert, dass er die Fassade beim Neubau wieder vollständig herstellen werde. Die Steine seien bereits gesäubert und einfoliert worden.
Dass dies passieren soll, ist ein Entgegenkommen an die Gemeinde, die gerne das Ortsbild erhalten möchte. Aus baurechtlicher Sicht, so der Kreis, müsse das nicht geschehen. Und dass die Bodenplatte unberechtigterweise entfernt wurde, dürfte keine gesonderten Auswirkungen haben.
Zumindest nicht aus baurechtlicher Sicht. Der Kreis teilt dazu mit, dass dies mit dem „neuen Bauantragsverfahren“ abgewickelt werde. Ob der LWL, der jetzt eingeschaltet ist, dies anders sehen wird, ist aber noch die Frage.
Dass dieser dabei ist, hat die Lokalpolitik im jüngsten Bauausschuss nach einem Vorstoß der SPD-Fraktion beschlossen. Begründung der SPD: Der Bereich – nahe der Burg – sei ja ein „spannender Bereich“ für eventuelle Bodendenkmalfunde.
LWL ist informiert
Nicht von der Hand zu weisen, da im benachbarten Garten des Hohen Hauses bereits auch Fundamente mutmaßlich alter Turmhäuser gefunden wurden. Es oblag nun der Gemeindeverwaltung, den Kreis über dieses gewünschte Vorgehen zu informieren. Doch ist das bereits passiert?
Dazu antwortet der Kreis: „Der LWL wurde inzwischen, in Abstimmung mit dem Kreis Borken, von der Gemeinde Heek als untere Denkmalbehörde beteiligt.“ Laut Gemeinde soll es dazu im kommenden Jahr auch einen Ortstermin geben.
Die zuständigen Mitarbeiter des LWL waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auf Nachfrage wird der Redaktion mitgeteilt, dass dies aufgrund von Urlaub derzeit nicht möglich sei.
Davon ab ist die Frage, wie effektiv jetzt eine Untersuchung des Bodens überhaupt noch ist. Heijo Elsbernd berichtet, dass der Baugrund auf zwei Meter ausgekoffert worden sei und jetzt - so wie auch zu sehen - mit Kies wieder zugeschüttet wurde.
„Nichts gefunden“
Abgesehen davon, das betont der Geschäftsführer, habe man bei diesen Arbeiten auch „nichts gefunden“. Und doch wird am Ende der Landschaftsverband das Zünglein an der Waage sein. Der Kreis stellt klar, dass die „Stellungnahme des LWL“ abgewartet werde, ehe es eine neue Baugenehmigung geben werde.
Damit ist der anvisierte Zeitplan von Geschäftsführer Heijo Elsbernd, Anfang Januar 2025 mit den Arbeiten nach Erhalt der neuen Baugenehmigung fortzufahren, vom Tisch. Die Nienborger werden mit dem Anblick der Baustelle wohl noch etwas länger leben müssen.
Dass der LWL die Baustelle noch unter die Lupe nehmen wird, stört Heijo Elsbernd nicht, wie er sagt. Er hat nur einen Wunsch: „Ich möchte jetzt einfach nur endlich bauen.“ Es sei schon genug Zeit ins Land gezogen.