In keiner der 396 Städte und Gemeinden in NRW gibt es prozentual mehr Katholiken als in Heek. 77,2 Prozent der 8791 Einwohner Heeks sind Mitglied in der römisch-katholischen Kirche. Die Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek steht hoch im Kurs. Doch warum? Ein Erklärungsversuch.
Das Ergebnis der Zensuszählung (Stichtag 15. Mai 2022), die kürzlich IT.NRW (IT-Dienstleister des Landes und Statistisches Landesamt NRW) veröffentlicht hat, sorgte für große Begeisterung in der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. „Als wir von dem Ergebnis erfuhren, haben wir uns natürlich gefreut“, betont Pastoralreferentin Mechtild Sicking auf Anfrage.
Weltoffen und kritisch
Doch woran liegt in der Dinkelgemeinde diese hohe Verbundenheit mit der katholischen Kirche und damit auch der örtlichen Kirchengemeinde? Immerhin wurde die katholische Kirche zuletzt immer wieder von Skandalen erschüttert, was auch deutschlandweit eine große Austrittswelle auslöste.
Auf Nachfrage gibt die Kirchengemeinde einen Einblick, woran im Ort der große Zuspruch liegen könnte und zeigt sich zugleich weltoffen und kritisch.
So seien die „verschiedenen Traditionen“ in Heek schon lange gewachsen, die auch noch immer aufrechterhalten würden. Dazu gehören etwa die Kreuzwoche, die Betstunden zu Karneval, die Roratemessen in der Adventszeit, die Prozessionen, Mai- und Rosenkranzandachten sowie vieles mehr.
Über das Jahr verteilt tragen diese Traditionen so dazu bei, die Zugehörigkeit zur Kirche zu stärken und sind zugleich ein in sich selbst stärkender Prozess der (Glaubens-) Gemeinschaft. Und das losgelöst von den wöchentlichen Gottesdiensten. Diese hatten in Heek nämlich auch schon bessere Zeiten.

Das räumt auch die Kirchengemeinde offen ein. „Leider sind wir auch in Heilig Kreuz Heek nicht von sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen und Kirchenaustritten verschont geblieben“, berichtet die Pastoralreferentin.
Aber die Kirchengemeinde steuert dieser Entwicklung zugleich gezielt entgegen, geht mit der Zeit. In vielerlei Hinsichten. „Natürlich versuchen wir neue Wege zu beschreiten“, betont Mechtild Sicking.
Dazu gehöre auch, die Firm- und Kommunionkatechesen dem Zeitgeist anzupassen, eine Ökumene-Gruppe mit Mitgliedern der evangelischen Kirche zu gründen und zusammen Gottesdienste an besonderen Orten zu feiern.
Jüngst gab es etwa auf der Nienborger Kirmes einen ökumenischen Gottesdienst am Autoscooter. Natürlich fehlte in so einem Gottesdienst auch nicht die „typische Kirmesmusik“. Obendrein gab es am Ende Gratis-Fahrchips für die Kinder. Ergebnis: Der Gottesdienst war sehr gut besucht.

Und der nächste Gottesdienst an einem „besonderen Ort“ steht bereits vor der Tür. Am 4. Oktober wird es um 19 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst an der historischen Wassermühle in Nienborg geben.
Dabei setzt die Kirchengemeinde auch auf den Input der Mitglieder. Zusammen ist das Zauberwort. Jeder, der eine gute Idee für einen Gottesdienst an einem besonderen Ort hat, kann sich im Pfarrbüro melden (Tel. 02568/9359180).
Ein weiter Mosaikstein in der Erfolgsgeschichte Heilig Kreuz Heek ist auch der neue Pfarreirat um den ersten Vorsitzenden Mike Hollad. So organisierte dieser im Namen der Kirchengemeinde auch die Demo gegen Rechtsextremismus in Heek im April 2024. Das Motto: Unser Kreuz trägt keine Haken.
Und Mike Hollad betonte bereits im Gespräch mit der Redaktion: „Wir müssen deutlich machen, dass Kirche mehr ist als Missbrauch, Vertuschung und festgefahrene Strukturen.“ Da ist die Kirchengemeinde augenscheinlich auf einem guten Weg. Die örtlichen Mitgliederzahlen sind dafür der beste Beleg.