Damit hat selbst Paul Tewes nicht gerechnet: Der 90-PS-Benziner-Passat hat den gesamten Pothole Rodeo ohne Schaden überstanden. Dabei hatten der Heeker und seine beiden Freunde Kai Dehling (Gescher) und Andreas Ehler (Bocholt) nur 490 Euro für den Wagen ausgegeben. Damit durften die drei in der Shitbox-Klasse (Wert bis 500 Euro) starten.
Die Tour führte vom österreichischen Hintersee über Tschechien, den Harz, Mecklenburg-Vorpommern, Polen bis nach Berlin. „Wir sind davon ausgegangen, dass etwas passiert“, erzählt der 41-jährige Paul Tewes. Es passierte aber nichts. Während andere Teams mit defekten Fahrzeugen aufgeben mussten, hielt ihr Passat durch.
Ab und zu hielten die drei Westmünsterländer an, um ungläubig nach dem Motor zu schauen. Sie mussten aber nur den Reifendruck erhöhen. Das Trio verkaufte den Wagen später für 900 Euro und konnte so einen Teil der Kosten reinholen. Einige Sponsoren hatten auch Geld gespendet, wodurch die Benzinkosten für die insgesamt mehr als 3000 Kilometer inklusive Hin- und Rückfahrt zusammenkamen.
Die Veranstalter werben damit, beim Pothole Rodeo „auf der Suche nach den letzten Schlaglöchern Europas“ zu sein. Während das für das Trio seinen Reiz hatte, kamen dagegen fehlende oder unzureichende Sanitäranlagen an den Zielorten nicht so gut an. So gab es auf einer Kartbahn in Tschechien lediglich ein Dixi-Klo und nicht einmal eine Dusche für über 300 Teilnehmer. Und auf einem ehemaligen polnischen Flughafen „gab es gar nichts“. Kurzerhand mieteten sich die drei Freunde ein Hausboot.

Trotz aller Defizite an Sanitäranlagen holten Paul Tewes und seine Freunde ein altes Bundeswehr-Klo, das sie vorsichtshalber auf dem Dach neben zwei Ersatzreifen befestigt hatten, nicht herunter. Ebenfalls auf dem Dach hatten sie ein 120-Watt-Solarmodul angebracht. Das lieferte ausreichend Strom für eine Kompressor-Kühlanlage. „So hatten wir immer kalte Getränke“, erzählt der Vater von zwei Mädchen mit einem Lächeln im Gesicht.
Die waren auch notwendig. Denn die Etappen dauerten 10 bis 13 Stunden. „Das war schon recht anstrengend“, sagt Paul Tewes. Während der Touren schauten sich die Westmünsterländer einige verlassene Orte (Lost Places) an. Wie zum Beispiel in Polen eine beeindruckende Bunkeranlage aus dem Ersten Weltkrieg.
Auto ohne Extras
So bekamen die Freunde abseits der großen Verkehrsstraßen einiges zu sehen. Dabei zeigt sich Paul Tewes überrascht, „wie gut in Tschechien und Polen die Straßen ausgebaut waren“. Die drei, die sich beim Fahren abwechselten, fuhren bewusst vorsichtig, sodass ihr Wagen, den sie „Passt dat?“ genannt hatten, durchhielt. Es passte.
Das Auto kauften sie mit 135.000 Kilometer auf dem Tacho. Moderne Extras gab es nicht. „Der Wagen war grün mit einer Rolle gestrichen worden“, erzählt Paul Tewes. Abgeplatzte Lackstellen waren einfach mit einem anderen Grünton behandelt worden.

Paul Tewes und seine beiden Mitstreiter bauten die Kunststoffteile ab und schliffen den alten Lack ab. Als neue Farbe gab es Taxi-Gelb. „Den Lack konnten wir umsonst bekommen, weil der bald abgelaufen wäre“, erzählt Paul Tewes. Alles in allem kostete die Lackierung 60 Euro.
„Es war eine schöne Erfahrung. Die Organisation hat aber leider ein bisschen kaputt gemacht“, sagt der Maschinenbau- und Systemtechniker Paul Tewes. Eine Tour reicht ihm.
Haldern-Pop-Festival
Demnächst wird er wahrscheinlich stattdessen wieder mit seinen Freunden zum Haldern-Pop-Festival in Rees fahren. Seit rund 20 Jahren fahren die Freunde mit einer größeren Gruppe an den Niederrhein. Nun hat Paul Tewes ja wieder Zeit. Schließlich kennt er jetzt die letzten Schlaglöcher Europas.