Nach Hausdurchsuchung in Nienborg Neue Details zur Hofladen-Einbruchserie im Münsterland

Nach Hausdurchsuchung: Neue Details zur Hofladen-Einbruchserie
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Es war ein Paukenschlag und zugleich ein „großer Ermittlungserfolg“ Ende Juni 2024. In den frühen Morgenstunden eines Freitages fand wie aus dem Nichts eine Hausdurchsuchung in Nienborg statt. Mit mehreren Zivilfahrzeugen fuhr die Kripo zu einem Einfamilienhaus im Bereich Weberstraße.

Beteiligt an der Durchsuchung waren die Kripo Münster, Ahaus, Borken und Nordhorn. Und natürlich die Staatsanwaltschaft Münster, die auf Antrag der Kripo den Hausdurchsuchungsbefehl erlassen hatte. Zuvor waren bei den Ermittlern „vielversprechende Hinweise“ eingegangen.

Volltreffer

Und der Zugriff, bei dem der Tatverdächtige – nach Informationen der Redaktion ein polnischer Staatsbürger ohne deutschen Pass – auch vorläufig festgenommen wurde, entpuppte sich als Volltreffer der Ermittler.

Zuvor hatte monatelang eine Serie von Hofladeneinbrüchen – unter anderem in Ahaus, Vreden, Südlohn und Schöppingen – sowie eine Einbruchserie in Wohnhäuser und Betriebe in Heek und Nienborg Ermittler, Landwirte und Bevölkerung in Atem gehalten.

„Viel Beweismaterial“

Aus dem unscheinbaren und etwas in die Jahre gekommen Haus in Nienborg transportierte die Kripo „viel Beweismaterial“ ab. Auf Nachfrage spricht die Polizei Münster unter anderem von „Tatbekleidung“ und „Diebesgut“. Alleine 14 Hofladeneinbrüche legen die Ermittler dem Mann zur Last.

Dieser Serie erstreckte sich über Münster, den Kreis Coesfeld, den Kreis Borken bis hin nach Nordhorn. Aus Ermittlerkreisen heißt es, der Mann, der erst seit einigen Jahren in Nienborg wohnt, habe die ihm vorgeworfenen Taten während der Vernehmung bereits eingeräumt.

Ein Mann läuft über einen Wirtschaftsweg
Auch bei Junglandwirt Florian Brinkmann aus Schöppingen-Ramsberg soll der 36-jährige Mann aus Nienborg zweimal die Milchtankstelle und den Verkaufsautomaten aufgebrochen haben. An dieser Stelle im Gras parkte dabei offenkundig das Fluchtfahrzeug, wie die Reifenspuren zeigen. © Till Goerke

Die polizeilichen Ermittlungen sind mittlerweile abgeschlossen. Der Fall liegt nun ausschließlich bei der Staatsanwaltschaft Münster, wie Oberstaatsanwalt Dirk Ollech auf Anfrage dieser Redaktion sagt. Und: „Unsere Ermittlungen laufen noch“. Anklage sei entsprechend noch nicht erhoben worden.

In den kommenden Wochen sollen aber auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Münster so weit fortgeschritten sein, dass es konkret werden könnte, wie der Oberstaatsanwalt sagt.

Auf freiem Fuß

Der beschuldigte Nienborger ist übrigens wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft sieht keine Haftgründe. Allerdings soll der Mann, wie die Redaktion aus Polizeikreisen erfahren hat, Anfang September erneut in Stadtlohn eingebrochen sein.

Das Verfahren soll aber angesichts der ohnehin erwarteten Strafhöhe für die 14 Hofladeneinbrüche sowie die diversen Einbrüche in Betriebe und Wohnhäuser in Nienborg vorläufig eingestellt worden sein.

Die Staatsanwaltschaft selbst hält sich dazu bedeckt. Auch zu einer möglichen Strafhöhe. Dass diese aber angesichts der „Vielzahl an aufgedeckten Taten“ (O-Ton Polizei Münster) nicht gering ausfallen dürfte, liegt nahe.

Bilder gesichert

Dass die Ermittler dem Nienborger auf die Schliche kamen, ist in mehreren Faktoren begründet. Die Polizei Münster bestätigte bereits gegenüber dieser Redaktion, dass durch die Überwachungskameras in den Hofläden „super Bilder“ gesichert werden konnten.

Dies belegt, wie wichtig es ist, dass dieses Bildmaterial den Ermittlern auch zur Verfügung gestellt wird. Auch die Redaktion konnte einige dieser Videos einsehen. Der Mann mit Kapuzenpulli auf diesen Bildern agiert dabei sehr professionell und knackt die Automaten in Windeseile.

Und obwohl er dabei vornehmlich zu nächtlicher Stunde agierte, gab es laut Polizei „sehr gute Zeugenhinweise“. Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass dabei auch das Nummernschild des Autos eine Rolle gespielt haben soll.

So zog sich über Monate und Wochen die Ermittlungsschlinge für den Nienborger zu, die voraussichtlich in einigen Woche in eine umfangreiche Anklage münden wird. Mit anschließendem Gerichtsverfahren und möglicher, jahrelanger Haftstrafe am Ende des Verfahrens.