Die Gardinen sind zugezogen, im Obergeschoss steht ein Fenster auf Kipp. Autos sind nicht zu sehen. Das Einfamilienhaus in der Nähe des Tenniscenters wirkt ein wenig verlassen. Es erinnert nichts daran, dass hier vor fast zwei Wochen genau eine großangelegte Hausdurchsuchung durch die Kripo stattfand. Dafür aber werden immer mehr Details dieser bekannt.
Beteiligt an der Durchsuchung waren die Kripo Münster, Ahaus, Borken und Nordhorn. Und natürlich war und ist auch die Staatsanwaltschaft Münster mit an Bord. Diese hat auch auf Antrag der Kripo den Hausdurchsuchungsbeschluss erlassen, wie eine Nachfrage bei der Polizei in Münster ergibt.
Tatbekleidung gesichert
Die Ermittler, die mit mehreren Fahrzeugen vorfuhren, schafften „viel Beweismaterial“ aus dem Einfamilienhaus. Doch was genau? Nach Angaben der Polizei Münster sei unter anderem „Tatbekleidung“ sichergestellt worden. Darunter dürfte sich dann auch jener Kapuzenpulli und jene Maskierung befinden, die der Beschuldigte (36) während der Hofladen-Einbrüche trug.
Entsprechende Video-Aufzeichnungen unterschiedlicher Taten hat auch die Redaktion einsehen können. Alleine 14 Hofladeneinbrüche - unter anderem in Ahaus, Vreden, Südlohn und Schöppingen - legen die Ermittler dem Mann, der nach Recherchen der Redaktion polnischer Staatsbürger ist und erst seit einigen Jahren in Nienborg lebt, zur Last.

Die Serie der Hofladen-Einbrüche erstreckte sich über Münster, den Kreis Coesfeld, den Kreis Borken bis hin nach Nordhorn. Wie es aus Ermittlerkreisen heißt, soll der 36-Jährige diese Taten bereits eingeräumt haben. Doch auf sein Konto sollen noch zahlreich weitere Einbrüche gehen.
„Es konnte eine Vielzahl von Straftaten aufgedeckt werden“, sagt Polizeisprecherin Anna Tastowe mit Blick auf die bisherige Ermittlungsarbeit und die erfolgte Hausdurchsuchung. Die Polizei spricht dabei selbst von einem „großartigem Ermittlungserfolg“.
Diebesgut gefunden
Zu dem sichergestellten Beweismaterial soll auch Diebesgut aus „verschiedensten Taten“ gehören. Auf Nachfrage bestätigt die Polizei Münster, dass praktisch alle Einbrüche, die es in den vergangenen Wochen und Monaten in Heek und Nienborg gab, auf das Konto des 36-Jährigen gehen sollen.
Gartenlaubeneinbrüche, die Einstiege in die kleine Kneipe im Tenniscenter, der Einbruch in den Raiffeisenmarkt oder auch der mysteriöse Einbruch in ein Einfamilienhaus im Dinkelweg. Und noch viele weitere Taten. Dabei scheute der Täter auch nicht die Konfrontation mit den Hausbewohnern.

Doch wie kamen die Ermittler dem 36-Jährigen, der nach Informationen der Redaktion nicht in das Dorfleben integriert ist und isoliert leben soll, überhaupt auf die Schliche? Es spielten letztlich mehrere Faktoren eine Rolle.
Natürlich nahmen auch die Kripo-Beamten die Videoaufzeichnungen aus den Hofläden in Augenschein. „Da konnten wir super Bilder sichern“, bestätigt Polizeisprecherin Anna Tastowe. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Bilder von Tatverdächtigen der Polizei zur Verfügung gestellt werden.
Hinzu seien „sehr gute“ Zeugenhinweise gekommen. Details seien aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, wie die Polizeisprecherin betont. Klar ist nur, dass die Hinweise so konkret waren, dass sie die Kripo zielgerichtet zum besagten Einfamilien in Nienborg führten.
Der Tatverdächtige ist nach seiner „vorläufigen Festnahme“ übrigens auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft sah keine Haftgründe. Damit wird auch eine „Wiederholungs-“ und eine „Fluchtgefahr“ ausgeschlossen.
Zum erwartbaren Strafmaß für den 36-Jährigen macht die Staatsanwaltschaft noch keine Angaben. Nicht, solange die Ermittlungen liefen, heißt es dazu aus Münster auf Anfrage. Und auch die Polizei betont, dass „noch viele Spuren“ ausgewertet werden müssten. Die Arbeit der Emittler geht weiter.