Gruseliger Fund auf der Burg Bauschuttgrube offenbart menschliches „Knochennest“

Gruseliger Fund auf der Burg: Menschliches „Knochennest“ geborgen
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Bis jetzt unterlag alles strengster Geheimhaltung. Doch nun wird auf Nachhaken der Redaktion das Geheimnis um die weiteren, nicht alltäglichen Funde in der Burgschänke öffentlich. Gruselige Funde, die bei den vorbereitenden Maßnahmen des Abrisses an das Tageslicht kamen.

Bevor der Abriss der Burgschänke – der aktuell auf Hochtouren läuft – anlaufen konnte, mussten die historischen Funde um die Burgmauern und das Turmfundament im Keller aufwendig gesichert werden. Genau dabei machte das örtliche Abrissunternehmen die gruseligen Funde.

Schädel und Knochen

Zunächst tauchten ein paar Knochen auf, dann auch ein Schädel. Etwa jener des bereits zuvor gefundenen Skeletts (datiert auf etwa 1350), dessen Schädel bis dahin noch nicht gefunden wurde? Nachfrage beim LWL in Münster, der das Projekt um die Landesburg von Beginn an archäologisch begleitet.

Dass mit der Kommunikation über die Funde bewusst „sehr zurückhaltend“ umgegangen wurde, bestätigt Dr. Michael Malliaris (Referatsleiter Mittelalter- und Neuzeitarchäologie). Auch Trägerverein und Gemeinde waren schon eine Weile informiert über die Funde, hielten sich aber auch bedeckt.

Zugang zum Keller der Burgschänke
Im Keller der Burgschänke (hier der ehemalige Abstieg in diesen) wurden im Bereich des Turmfundamentes die Bauschuttgrube mit dem Knochennest entdeckt. © Till Goerke

Nicht aus Willkür, sondern aus letztlich nachvollziehbaren Gründen. Zu groß war die Sorge, dass Unbefugte nach Bekanntwerden der Funde sich auf der nicht gegen Vandalismus geschützten Baustelle im Kellerbereich selbst auf die Suche nach weiteren Knochen machen würden.

Jetzt, wo der Keller mit über 100 Tonnen Sand verfüllt ist und der Abriss läuft, ist diese Gefahr gebannt. Die archäologische Suche soll nach dem Abriss fortgeführt werden, wie Michael Malliaris berichtet. Doch was hat es mit den jüngsten Funden auf sich?

Zwei getrennte Funde

Dass es sich bei dem gefundenen menschlichen Schädel um jenen handelt, der zum bis jetzt kopflosen Skelett gehört, kann der Fachmann ausschließen. Bei dem Schädel soll es sich um den einer Frau handeln, die im Alter von etwa 50 Jahren verstorben ist.

Das kopflose Skelett hingegen ist aufgrund der Beckenform ein Mann gewesen, der mutmaßlich durch ein Schwert getötet wurde. Möglicherweise bei einer Kampfhandlung, als es galt, die Burg gegen Angreifer zu verteidigen.

Mittels einer C-14-Untersuchung (Radiokarbonmethode) der Knochen ließ sich der Todeszeitpunkt bezogen auf die Jahreszahl beim Mann gut eingrenzen. Dabei wird gemessen, wie viel Kohlenstoff in den Knochen bereits zerfallen ist. So lässt der Todeszeitpunkt rückwirkend eingrenzen.

Historische Funde im Keller der Burgschänke
Die historischen Funde wie auf diesem Bild sind mittlerweile unter über 100 Tonnen Sand verschwunden. Nach dem Abriss werden sie wieder freigelegt. © Till Goerke

So weit ist man bei den jüngst gefundenen Knochen und dem weiblichen Schädel aber noch nicht. Die Funde liegen beim LWL in Münster, die Untersuchungen laufen. Aufgetaucht sind die Funde im Bereich des Turmfundamentes.

Unter diesem soll, so die Archäologen, im 19. Jahrhundert eine Art Ausbau des Burgschänken-Kellers stattgefunden haben. Also eine Vertiefung nach unten. Dabei soll auch eine Bauschuttgrube angelegt worden sein, in die alles kam, was danach noch übrig war.

Ein Kriminalfall?

Und in dieser Schuttgrube wurden die Knochen und der Schädel gefunden. Es handelt sich um ein „Knochennest“. Der Schädel ist in diesem gut zu erkennen. Ob die Knochen seinerzeit bewusst oder unbemerkt in die Bauschuttgrube gelangt sind, ist (noch) unklar. Ebenso, ob alles zusammengehört.

Doch könnte es sich nicht auch um einen Kriminalfall handeln? Also ein Tötungsdelikt? „So etwas lässt sich natürlich nie ausschließen“, entgegnet Michael Malliaris. Im Falle des gefundenen Schädels halte er dies aber für „sehr unwahrscheinlich“. Für Detailinformationen sei es aber auch noch zu früh.

Abriss der Burgschänke
Der Abriss der Burgschänke ist im vollen Gange. Gut geschützt darunter schlummern die historischen Funde. © Till Goerke

Eine Möglichkeit, wie die Knochen in die Bauschuttgrube gelangt sein könnten, ist, dass sie vom ehemaligen, angrenzenden Friedhof stammen könnten. 1808 erhielt Nienborg seinen ersten eigenen Friedhof. Fortan mussten die Toten nicht mehr auf dem Kirchhof in Heek beerdigt werden.

Würde sich dies bestätigen, wären die jüngsten Knochenfunde also deutlich jüngeren Datums als jene des kopflosen Skelettes, das aus dem Mittelalter stammt. Viele Fragen sind derzeit noch offen. Darauf Antworten zu finden, ist der Ansporn der Archäologen.

Pietätsgründe

„Es ist eine super spannende Geschichte, ein tolles Projekt“, betont Michael Malliaris. Es zeige die bedeutsame Geschichte Nienborgs und der Burganlage an einem konkreten Objekt mit wertvollen archäologischen Funden. Nicht ohne Grund gelten die Funde als Bodendenkmal, das es zu bewahren gilt.

Genau so, wie es der Trägerverein Landesburg plant. Um die historischen Funde herum soll einmal mit modernster Technik die Burggeschichte erlebbar werden. Altes mit Neuem verbinden, lautet das Motto.

Dass dabei aber auch die gefundenen menschlichen Knochen eine Rolle spielen werden, ist - Stand jetzt - unwahrscheinlich. Zwar sind die Knochen nach Angaben von Michael Malliaris in einem „guten Zustand“, aber aus Pietätsgründen sei eine Zurschaustellung dieser nicht unbedingt zielführend.