Bis die geplante „Windader West“ Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee bis nach Nordrhein-Westfalen transportiert, werden wohl noch knapp zehn Jahre ins Land gehen. Da die Weichen für den möglichen Verlauf der Trasse aber jetzt schon gestellt werden, geht der zuständige Übertragungsnetzbetreiber Amprion zurzeit mit einem Infomobil auf Tour durch Gebiete, die vielleicht betroffen sind.
So auch am Montagnachmittag auf dem Heeker Rathausplatz, wo mehrere Amprion-Mitarbeiter die Fragen der Bürger beantworteten. Das große Aufgebot war nötig, denn es war viel los.
Nicht alle bleiben lange
„Hier muss keiner Schlange stehen“, freute sich Heeks Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff, der als einer der Ersten das Gespräch mit Amprion-Sprecher Linus Dahm und seinen Kollegen suchte. Der Politiker beobachtete, dass „die Einsicht da ist, dass der Strom irgendwo her kommen und transportiert werden muss, wenn wir aus anderen Energien aussteigen. Die Sorgen sind aber natürlich auch nachvollziehbar.“

Ganz oben bei diesen Sorgen steht die Frage „Könnte die geplante Windader über mein Grundstück verlaufen?“ Einigen der Besucher des Infomobils reichte eine Antwort auf diese Frage, dann verließen sie den Rathausplatz bereits wieder. Verschiedene Karten und Bildschirme zeigten, dass der mögliche Trassenverlauf durch das östliche Gemeindegebiet Heeks führt.
Manche, wie der Heeker Jens Flüeck, blieben etwas länger, auch wenn sie wahrscheinlich persönlich diesmal nicht betroffen sind. „Die Neugierde hat mich hergetrieben“, erklärte Flüeck. Er habe auf seinem Grundstück Berührungspunkte mit der Gasleitung, die entlang der A31 verläuft. „Da ist soweit alles gut gelaufen“, berichtet er weiter.
Name der Trasse sorgt für Unmut
Er sei vor allem zum Amprion-Mobil gekommen, um sich zu informieren. „Viel machen kann man ja nicht, die Energieversorgung ist notwendig. Trotzdem ist es gut, dass das hier angeboten wird, bevor man vor vollendete Tatsachen gestellt wird“, so Flüeck.
Kritischer war da ein Grundstücksbesitzer aus Nienborg, der beklagte, dass vor allem betroffene Landwirte seiner Ansicht nach nicht genug in den Entscheidungsprozess über den Trassenverlaufe einbezogen werden. „Man ist irritiert und auch schockiert. Mit der neuen Windader sind es jetzt ja schon drei Leitungen, das ist eine starke Beanspruchung und man fragt sich, wie man das alles hinkriegt.“

Die Entscheidungen gingen oft sehr schnell und die Landwirte würden dann mit dem Ergebnis konfrontiert. Auch dem Namen des neuen Projektes kann er nur wenig abgewinnen: „Windader West – Landwirte hätten sich den Namen wohl nicht ausgedacht!“ Dennoch war auch der Nienborger letztlich froh über das Informationsangebot.
Teils hitzige Gespräche
Die Diskussionen am Amprion-Infomobil verliefen meistens relativ ruhig, berichtetete Stefan Sennekamp, ebenfalls Amprion-Sprecher, der mit seinen Kollegen in der vergangenen Woche bereits in verschiedenen Städten und Gemeinden in Niedersachsen unterwegs war und noch bis zum 26. Oktober durch das Münsterland bis ins Rheinland touren wird.
„Wenn es mal hoch her geht, dann geht es meistens schon um konkrete Fälle, wo eine Trasse über ein bestimmtes Grundstück führen soll“, erzählte Sennekamp. So gab es auch in Heek ein etwas hitzigeres Gespräch mit einer auswärtigen Besucherin, die ihrer Wut über die ihrer Meinung nach unzureichende Erreichbarkeit der Firma Amprion in ihrem Fall Luft machte. „Wir kämpfen wie die Löwen, aber es passiert nichts. Ein bisschen fühlen wir uns auch verarscht“, so ihr Eindruck. In Heek sei sie zwar angehört worden, bleibe aber weiter skeptisch.

Letztlich erfüllte das Infomobil in Heek wohl seinen Zweck: Die Bürger konnten ihre Anliegen selbst vorbringen, es gab Gespräche und keine Vorträge der Amprion-Mitarbeiter. Und trotz aller Unsicherheit über den Trassenverlauf konnten einige Bedenken bereits entkräftet werden. „Häuser werden wir keine abreißen“, stellte Amprion-Sprecher Dahm klar.