Alla Rozhko ist mit ihrer Familie aus der Ukraine vor den russischen Angriffen geflohen. Bei Bekannten in Heek fanden sie eine Bleibe. Da die Dreifachmutter unbedingt etwas zurückgeben wollte, wurde sie zu einem Glücksfall für die Kreuzschule.
Konzentriert sitzen neun ukrainische Jugendliche an einem lagen Tisch. Darauf verteilt sind Dominokarten. Auf ihnen stehen weihnachtliche Begriffe in deutscher Sprache. „Es ist eine spielerische Art, an die Sprache heranzuführen“, erklärt Alla Rozhko, als wir sie in „ihrem“ Kurs „Sprache und Integration“ besuchen.
An der Uni gearbeitet
Was direkt auffällt: Sie spricht fließend Deutsch und hat sichtlich Spaß daran. „In meiner Heimat habe ich an einer Universität gearbeitet und schon immer mit Deutsch zu tun gehabt“, erklärt sie mit einem Lächeln.
Dann heißt es erstmal übersetzen. Schließlich sollen auch die ukrainischen Jugendlichen, die jeweils einer festen Klasse zugeordnet sind und zusätzlich vier Mal in der Woche den Kurs von Alla Rozhko besuchen, verstehen, worum es beim Besuch der Redaktion geht.

Auf die ins Ukrainische übersetze Frage, ob sie sich an der Kreuzschule wohl fühlen, gehen die Daumen sofort und geschlossen nach oben. Man merkt den Jugendlichen nicht an, dass sie alle Traumatisches erlebt haben.
Aber auch darum geht es im Kurs von Alla Rozhko, die derzeit zudem von Alina Dünnik, ebenfalls Ukrainerin, unterstützt wird – Verarbeitung all dessen, was die Kinder erlebt haben und was sie bedrückt.
Das praktische Leben
Schulleiterin Martina John umschreibt es so: „Es geht um alles, was mit dem praktischen Leben zu tun hat.“ Das Erlernen der deutschen Sprache ist dabei einer von vielen Aspekten. „Ich sehe mich so ein bisschen als Schnittstelle zwischen Familien, Kindern und Schule“, sagt Alla Rozhko.
Gestartet ist sie mit ihrem Kurs im April. Zunächst beschäftigt über den Förderkreis. Mittlerweile ist sie über die Bezirksregierung für 16 Stunden eingestellt. „Für uns ist sie einfach ein Glücksfall“, betont Martina John.
Schließlich sollen und müssen insgesamt 14 ukrainische Kinder in den Schulalltag integriert werden. Und angesichts der nicht endenden Flüchtlingswelle dürfte das auch noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
„Wir sind eine offene Schule, haben schon immer Kinder mit Migrationshintergrund gehabt, aber in dieser Dimension ist das auch für uns neu“, sagt die Schulleiterin.

Die Klassen wachsen, das Lehrpersonal stößt an Grenzen – genau deshalb sei die Hilfe von Alla Rozhko so wichtig und unverzichtbar. Die Ukrainerin selbst möchte das alles nicht überbewertet wissen. „Ich freue mich einfach, wenn ich helfen kann“, sagt sie bescheiden.
Ihr Kurs setzt sich buntgemischt zusammen, was die Jahrgangstufen angeht. Von Klasse fünf bis neun ist alles dabei. Da der Kurs während der normalen Unterrichtszeit stattfindet, sind die Zeiten so gewählt, dass die ukrainischen Jugendlichen nicht fehlen, wenn etwa Deutsch auf dem Stundenplan steht.
Nägel mit Köpfen
Und immer wieder sei natürlich auch Thema, was gerade in der Ukraine passiert. „Die Jugendlichen verfolgen natürlich die Nachrichten. Ich frage dann immer, ob sie darüber sprechen möchten“, erzählt Alla Rozhko.
Der Kontakt zwischen ihr und der Kreuzschule entstand übrigens, weil Alla Rozhko ihren Sohn an der Schule angemeldet hat. Schon da merkte Schulleiterin Martina John, wie gut die Ukrainerin Deutsch spricht. Schnell wurden so Nägel mit Köpfen gemacht.

Und wie sehr sich Martina John für eine Zusage der Ukrainerin eingesetzt hat, wird auch daran deutlich, dass die sich Schule für die zwei jüngsten Kinder von Alla Roszko um Kitaplätze gekümmert hat.
Denn das war die Grundvoraussetzung dafür, dass der Ukrainerin wöchentlich das 16-Stunden-Fenster für den Schulkurs frei zur Verfügung hat.
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