Mutmachwerkstatt in finanzieller Not Jetzt stellt Gemeinde Hilfe in Aussicht

Mutmachwerkstatt in finanzieller Not: Gemeinde stellt Hilfe in Aussicht
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Aus jeder Niederlage muss man das Beste machen und darauf vertrauen, dass es eine alternative Lösung gibt. Ein Ansatz, der die Betreiberin der Mutmachwerkstatt, Gisa Sendfeld, durch ihr Leben trägt. Nachdem die Heeker Lokalpolitik dem ehrenamtlichen Projekt eine finanzielle Nothilfe verweigert hat, stellt jetzt immerhin die Gemeindeverwaltung Hilfe in Aussicht.

Es war ein Nackenschlag, den die Lokalpolitik auf Antrag der CDU-Fraktion im jüngsten Schul- und Sozialausschuss in Richtung Mutmachwerkstatt austeilte. Anders als vorgesehen wurde hinter verschlossenen Türen über eine mögliche finanzielle Hilfe beraten und diese am Ende verweigert.

Das ehrenamtliche Projekt wird nur aus Spenden und aus der Tasche von Gisa Sendfeld finanziert. Ein Spagat, den die gelernte Sozialpädagogin nicht mehr länger stemmen kann.

Wie die Redaktion erfahren hat, soll sich die Politik unter anderem daran gestört haben, dass das urige Gebäude im Hinterhof der Hauptstraße von Gisa Sendfeld sowohl für das ehrenamtliche Projekt Mutmachwerkstatt als auch für den gewerblichen Zweck („anders bestatten“) genutzt wird.

Ein Herz gefasst

Anstatt dafür eine Lösung zu finden oder Gisa Sendfeld anzuhören, bügelte die Lokalpolitik ihr Ansinnen ab. Ende der Geschichte. Oder doch nicht?

In der jüngsten Ratssitzung fasst sich Gisa Sendfeld ein Herz und richtete unter dem Tagesordnungspunkt „Einwohnerfragestunde“ emotionale Worte an die Lokalpolitik und die Verwaltung. Die gelernte Sozialpädagogin betonte dabei, dass sie „sehr gut“ zwei Firmen auseinanderhalten könne.

Auch habe sie ihr Angebot in der Mutmachwerkstatt nicht mit jenem von „Familien in Not“ oder „Dienst am nächsten“ aus der Gemeinde verglichen. Sie habe aus deren Fördertopf auch nichts wegnehmen wollen. Denn: „Diese Angebote kann man doch gar nicht miteinander vergleichen.“

Gisa Sendfeld in der jüngsten Ratssitzung.
In der jüngsten Ratssitzung hat Gisa Sendfeld sich ein Herz gefasst und unter dem Punkt Einwohnerfragestunde emotionale Worte an den Rat und die Verwaltung gerichtet. © Till Goerke

Darauf entgegnete Bürgermeister Franz Josef-Weilinghoff: „Es ging uns nur um einen Vergleich. Mit diesem Topf (jährlich gefüllt mit 10.000 Euro - Anm. d. Red.) hätte man alles machen können. Splitten oder auch aufstocken. Aber die Politik hat eben so entschieden, wie sie entschieden hat.“

Die Redaktion hat im Nachgang bei Gisa Sendfeld nachgefragt, was sie sich von ihren Worten im Rat erhofft hat und wie es nun weitergeht mit der Mutmachwerkstatt. „Ich wollte nur einige Dinge richtig stellen. Unterstellen lasse ich mir nichts“, stellt die Wahl-Nienborgerin klar.

Keinerlei Groll

In den Worten schwingt aber keinerlei Groll mit. „Warum auch?“, fragt Gisa Sendfeld. „Mit einer demokratischen Entscheidung kann ich leben.“ Es mache auch keinen Sinn zurückzublicken. Der Zuspruch, den sie aus der Bevölkerung bekommen habe, gebe Kraft und mache Mut, weiterzumachen.

Und die Kraft in jene Menschen zu investieren, die ihre Hilfe im Trauerfall benötigen würden, sei zielgerichteter als alles andere. Und davon gebe es – so traurig es auch ist – genug. Die Mutmachwerkstatt hat sich längst einen Namen gemacht und sich etabliert.

Schreiben macht Hoffnung

Finanziell ist bis Jahresende ohnehin alles gesichert. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Aber: Das, was die Politik verweigerte, stellt jetzt die Gemeindeverwaltung in Aussicht. Hilfe in der Not.

In einem Schreiben stellt der Bürgermeister „einen Raum“ in Aussicht, wenn sich für den aktuellen Standort und die damit verbundenen Kosten keine Lösung finden werde. Auch eine Projektförderung sei möglich, wie Gisa Sendfeld berichtet. „Das hat mich schon beides wirklich gefreut.“

Und sie stellt ausdrücklich klar, dass das „Raum-Sharing“ von Mutmachwerkstatt (ehrenamtlich) und „anders bestatten“ (gewerblich) in Kürze der Vergangenheit angehöre. Der Blick geht nach vorne. Offen, ehrlich und immer auf das Wesentliche fokussiert: Hilfe für Menschen, die im Trauerfall eine Stütze benötigen. Dafür steht die Mutmachwerkstatt seit jeher.