Den Tod und die Trauer in die Mitte der Gesellschaft holen – das hat der Mutmachkongress von Gisa Sendfeld aus Nienborg im Ahauser Kulturquadrat am Samstag (23.11.) geschafft. Vermeintliche „Tabu-Themen“ wurden beleuchtet. Tiefgründig, bewegend und mit den Worten eines Promi-Gastes.
Von Berlin nach Ahaus zum Mutmachkongress in das Kulturquadrat – diese lange Anreise, inklusive Zugausfall, hat der ehemalige Bundespolitiker Franz Müntefering (84/SPD) auf sich genommen. Mit seinem Auftritt und Redebeitrag hat er dem Kongress zum finalen Feinschliff verholfen.
Plaudern aus dem Leben
Dabei sah er sich selbst nicht als Mittelpunkt. Das betonte er. Nein, er sah sich als Teil des Ganzen, bei dem vor allem die Trauerkids aus der Mutmachwerkstatt von Gisa Sendfeld einen gewichtigen Platz innehatten.
Und dennoch: Seine Rede zum Thema Tod, Trauer, Mut und Hoffnung war letztlich doch das, was viele Zuhörer in die Stadthalle lockte. Dabei zeigte Franz Müntefering seine persönliche Seite. Plauderte aus seinem Leben als Junge, junger Mann und seiner aktiven Zeit als Politiker.

Nicht abgehoben, nicht von oben herab. Locker, humorvoll, phasenweise ernst und immer auf das Positive fokussiert. Auch, als es er über den Tod seiner Mutter, seines Vaters oder seiner zweiten Frau sprach.
„Was braucht man für Mut?“, fragte er das Publikum und schob die Antwort gleich nach: „Die Liebe zum Leben.“ Das Wichtigste am Leben sei das Leben und der Tod sei nur ein Stückchen des Lebens.
Lebensnah erzählt
Klingt philosophisch, war aber alles lebensnah erzählt. Aus seinem Leben. Damit holte der 84-Jährige die Zuhörer ab. Immer wieder brandete Applaus auf. Viel gelacht wurde ebenfalls. So bekamen die vermeintlichen „Tabuthemen“, wie Tod, Trauer und Hilflosigkeit ein Gesicht. Ein sympathisches.
Wie locker es trotz der ernsten Themen zuging, zeigte auch ein Handyklingeln. Nicht im Publikum, sondern bei Franz Müntefering. Einmal in der Tasche gekramt, draufgeschaut und gelächelt. „Da ist nur meine Frau. Sie ist gerade in Sizilien“, erklärte der 84-Jährige. Das könne auch warten.

Mut – diesen Begriff nahm der Ex-Politiker immer wieder auf. Darum dreht sich auch alles bei der Arbeit von Gisa Sendfeld in der Nienborger Mutmachwerkstatt. Doch was ist Mut? Franz Müntefering formulierte es so: „Mut ist nicht Leichtsinn. Mut ist das, was man selbst schaffen kann.“
Und wenn man etwas nicht selbst schaffen könne, müsse man bereit sein, sich helfen zu lassen. Das habe nichts mit Schwäche zu tun. Aussagen, die lang anhaltenden Applaus nach sich zogen und sinnbildlich für einen gelungenen Mutmachkongress standen. Von Menschen für Menschen.