Wenig überraschend polarisiert das politisch abgesegnete Vorhaben der Gemeinde Heek, ein Mehrfamilienhaus in einer idyllischen Wohnsiedlung in Nienborg als (temporäre) Flüchtlingsunterkunft umzufunktionieren. Politik und Verwaltung richten jetzt eindringliche Appelle an die Nachbarschaft.
Selten war der Ratsaal im Rathaus auf den Zuschauerrängen so gut gefüllt, wie bei der jüngsten Sitzung (15. Mai). Alle Plätze waren belegt. Es mussten sogar noch weitere Stühle organisiert werden, damit alle Zuhörer einen Platz fanden. Sie alle waren als Nachbarschaft Schäpergraben gekommen.
Dimension offen
Jener Wohnsiedlung, in dem die Gemeinde für eine Stange Geld ein Mehrfamilienhaus gekauft hat, um es für die Unterbringung von Flüchtlingen umzunutzen. Die Sache ist bereits beschlossen. Über die Dimension, also die Anzahl der Bewohner, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Das Thema war im Rat auch nur noch als reine „Kenntnisnahme“. Aber Lokalpolitik und Verwaltung nutzen die Chance und richteten flammende Appelle direkt in Richtung der Anlieger auf den Zuschauerplätzen. Ein Auszug.

Hermann-Josef Schepers (SPD): „Die Bedenken der Anlieger muss man zur Kenntnis nehmen, ganz klar. Es gibt aber auch einen Mittelweg.“ Eine Anspielung darauf, dass die Nachbarschaft eine Maximalbelegung von zehn Personen fordert, der Kreis Borken in einer ersten Beurteilung aber aufgrund der räumlichen Größe bis zu 32 Personen für realistisch hält.
Und Hermann-Josef Schepers stellte klar, dass auch in seiner Nachbarschaft viele ausländische Mitbürger leben würden und es „noch nie Probleme“ gegeben habe. Er machte deutlich: „Mit einer vernünftigen Belegung ist ein gutes Miteinander möglich, wenn alle mitziehen. Die Frage ist, wer macht zu, wer macht auf.“
„Kein einfacher Weg“
Birgit Wüsten (DB): „In dieser Thematik gibt es politisch keinen einfachen Weg. Bleiben Sie bitte offen. Sprechen Sie Probleme an, so es welche geben sollte. Wir lassen Sie nicht alleine.“
Auch Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff schloss sich seinen Vorredner an. „Auch ich wohne in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft. Es gab dabei noch nie Probleme. Es ist ein gutes Miteinander.“
Und die Verwaltung betonte abermals, dass sie plane, in dem Haus vorwiegend „Familien“ und keine „alleinreisenden Männer“ unterzubringen. Jener Klientel, vor dem die Nachbarschaft Sorgen hat. Ob berechtigt oder nicht, kann dabei natürlich nicht seriös beantwortet werden.
Allerding kann die Gemeinde auch „keine Garantie“ für das geplante Vorhaben aussprechen. „Wir wissen ja einfach nicht, was morgen kommt“, betonte der Bürgermeister. Erklärung: Die Zuweisung erfolgt nach einem Verteilerschlüssel über die Bezirksregierung. Die Gemeinde muss darauf reagieren.
Obdachlosigkeit verhindern
„Wir haben keine Wahl, wir müssen Obdachlosigkeit verhindern“, machte der Bürgermeister deutlich. Und er versicherte, dass man die Anlieger nicht allein lassen werde. „Wir haben alles auf dem Schirm. Unser Sozialarbeiter wird auch vor Ort sein.“
Eine Reduzierung der Bewohner auf maximal zehn steht übrigens nicht zur Debatte. Das stellte die Verwaltung unmissverständlich klar. Die genaue Anzahl sei aber nach wie vor noch offen. Die finale Entscheidung stehe aus.
Und: Auch, wenn die angedeutete Maximalbelegung von 32 vielleicht viel klingt - das ist noch weit weg von Dimensionen in anderen Kommunen, wo sogar ganze Turnhallen für die Unterbringung genutzt werden. „Wir wollen keine Hotspots, darum hängen wir so an der dezentralen Unterbringung“, betonte Franz-Josef Weilinghoff.
Ob die Worte und Appelle bei der Nachbarschaft fruchten, ist offen. Sie verließen in Windeseile den Saal, als ein Haken an den Tagesordnungspunkt kam. Das ein oder andere Kopfschütteln inklusive.