Da der Wohnraum für Geflüchtete in der Dinkelgemeinde knapp wird, sollen neue Flüchtlingsunterkünfte nachhaltig Abhilfe schaffen. Im ersten Schritt wurden jetzt zwei Standorte festgelegt. Nicht ohne Restrisiko.
Mittlerweile haben über 300 Flüchtlinge in Heek Schutz vor Krieg und politischer Verfolgung gefunden. Noch kommt die Gemeinde mit dem Wohnraumangebot klar, hat jüngst weitere Wohnungen angemietet. Doch ein Ende des Flüchtlingsstroms ist nicht absehbar.
Unter Zeitdruck
Da die russischen Truppen Stück für Stück die Infrastruktur in den umkämpften Gebieten in der Ukraine unter Beschuss nehmen und empfindlich die Stromversorgung lahmlegen, gehen Experten von weiteren Flüchtlingswellen aus.
Darauf muss sich die Gemeinde vorbereiten, denn die Bezirksregierung weist Flüchtlinge zu, die untergebracht werden müssen. „Wir stehen da jetzt schon unter Zeitdruck“, betont Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff.
Wochenlang wurde politisch nicht-öffentlich über Standorte für neue Flüchtlingsunterkünfte beraten. In der jüngsten Ratssitzung wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Ebenfalls nicht-öffentlich.
Sowohl der Ortsteil Heek als auch Nienborg sind betroffen. Gebaut wird jeweils in der Größenordnung für 40 bis 45 Personen.
Von kontroversen und intensiven Diskussionen sowie geheimen Abstimmungen mit „eindeutigem Votum“ berichtet der Bürgermeister, der das Gespräch mit der Redaktion im Nachgang der Ratssitzung sucht.
Fakten auf dem Tisch
Stets betonte Franz-Josef Weilinghoff, dass man mit dem Thema zeitnah an die Öffentlichkeit müsse. Es solle nicht der Eindruck von Geheimniskrämerei entstehen. Jetzt liegen die Fakten also offen auf dem Tisch.
Im Orteilteil Heek wird die Unterkunft auf der Ex-Hülsta-Fläche im Gewerbegebiet Stroot entstehen. Die Grundstücke sind voll erschlossen und im Besitz der Gemeinde. Welche Fläche es im Detail am Ende wird, ist noch offen.

„Der Standort ist aus unserer Sicht ideal“, betont der Bürgermeister. Die Anbindung an den Nahverkehr sowie die Ortsnähe sind gegeben, eine Erweiterung – so mal notwendig – ist problemlos möglich und der „Schutz“ der bestehenden Wohnbebauung kann berücksichtigt werden.
Wäre eine derartige Unterkunft innerhalb eines Wohngebietes realisiert worden, hätte es mutmaßlich kontroverse Diskussionen in der Nachbarschaft ausgelöst. Diesem potenziellen Zwist wird aus dem Weg gegangen.
Fläche der Kirchengemeinde
Im Ortsteil Nienborg ist die Ausgangslage für die Gemeinde mit Blick auf den auserkorenen Standort gänzlich anders. Der politische Beschluss sieht vor, dass die Unterkunft auf der Fläche hinter dem K+K-Markt in der Meteler Straße, angrenzend zum katholischen Friedhof gebaut werden soll.
Diese Fläche gehört aber der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. Dass es im Vorfeld des politischen Entschlusses bereits Sondierungsgespräche zwischen Verwaltung und Kirchengemeinde gegeben haben dürfte, liegt nahe.

Aber: Eine offizielle Entscheidung ist noch nicht gefallen. Das betont Thomas Löhring, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, auf Nachfrage der Redaktion. Mitte Dezember tagt der Kirchenvorstand wieder. Dabei soll über das Thema beraten werden. Welchen Beschluss es geben wird, ist offen.
So oder so weiß die Verwaltung, dass sie selbst in der „Bringschuld“ ist, wie es der Bürgermeister umschreibt. Und er gibt sich optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird. Denkbar wäre zum Beispiel ein Flächentausch. Ein Übereinkommen ist wichtig, einen Plan B soll es nicht geben.
Modulbauweise aus Holz möglich
Ewig lange Verhandlungen kann sich die Gemeinde ohnehin nicht leisten. Schließlich, so der Wunsch, sollen bis zum Winter 2023 beide Unterkünfte stehen. Entsprechende Posten im Haushalt sind eingeplant. Ausschreibung, Vergabe und Umsetzung der Arbeiten kosten schon eine Menge Zeit.
Um Tempo reinzubekommen, soll eine freihändige Vergabe erfolgen. Notwendig sind so nur mindestens drei Angebote. Wie die Bauweise der Unterkünfte aussehen wird, ist noch offen. Denkbar wäre eine Modulbauweise aus Holz.
Mit diesen beiden Standorten sieht sich die Gemeinde fürs Erste gut aufgestellt. Perspektivisch könnten aber noch zwei weitere Standorte – jeweils ein weiterer in Heek und Nienborg – dazukommen. Die Entscheidungen darüber seien aber erst mal zurückgestellt worden, so der Bürgermeister.
Und um auch kurzfristig reagieren zu können, hat die Gemeinde sich noch einige Wohncontainer gesichert. Als „Puffer“ für den Fall, dass schon in diesem Winter kein Wohnraum mehr zur Verfügung stehen sollte.

„Es ist definitiv nicht unsere favorisierte Lösung“, stellt Franz-Josef Weilinghoff klar. Darum werden die Container auch noch nicht aufgestellt. Erst, wenn alle Stricke reißen, soll das kurzfristig erfolgen. Und auch erst dann werden dafür der oder die Standorte bekanntgegeben.
Um all das vermeiden zu können, sucht die Gemeinde nach wie vor Wohnraumangebote. Wer etwas anbieten möchte, kann sich an das Bürgerbüro per Telefon (02568) 93000 oder E-Mail buergerbuero@heek.de wenden.
Mysteriöser Unfall auf A31 bei Heek: Polizei hat Ermittlungen aufgenommen
Abfallgebühren in Heek 2023: Gute Nachrichten vor der Neuausschreibung
Standort Flüchtlingsunterkünfte: Politische Schachzüge überzeugen selbst mich