Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Fleischwirtschaft, spricht aktuell von einer Trendwende. Seine These: „Die Verbraucher greifen wieder vermehrt zu Fleisch.“
Auch Markforscher beobachten ein verändertes Konsumverhalten und einen nachlassenden vegetarisch/veganen Hype. Was aber davon ist in der Praxis, in den Metzgereien, dem Lebensmittelhandel oder der Schulmensa in Heek spürbar?
Zuerst ein Blick auf die nüchternen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: 2024 wurden 6,9 Mio. Tonnen Fleisch und damit 97.200 Tonnen mehr als im Vorjahr erzeugt und damit ein Wachstum von 1,4 Prozent erreicht. Das heißt: Insgesamt wurden im Jahr 2024 in den Schlachtbetrieben 48,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 693,3 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet.

Gefragter Schul-Mittagstisch
Über 100 Essen werden in der Kreuzschule täglich ausgegeben. In der Mensa für die Jüngeren, im Schülercafé für die Älteren. „Ein sehr gutes Zeichen, das für die Qualität spricht“, sagt Schulleiter Manfred Behrendt. Und genau die steht für ihn im Mittelpunkt, nicht die Frage nach mit oder ohne Fleisch.
Seine Argumente: „Bei uns wird selbst gekocht und Wert darauf gelegt, dass die Produkte vorwiegend aus regionalen Betrieben kommen.“ Ein neuer Trend oder gar eine -wende beim Essverhalten der Schüler habe sich nicht gezeigt, allerdings sei das auch kaum messbar.

Um es vorwegzunehmen. Genau die Hauptsache „Qualität“ haben auch die örtlichen Fleischer und der Lebensmittelhändler/Bäcker festgestellt. Für Jochen Münstermann ist wichtig, dass die vielfältige Kundschaft in seinem Lebensmittelgeschäft auch vielfältige Angebote bekommt.
Dass es inzwischen darunter aber weniger Veganer oder Vegetarier gibt, kann er nicht sagen, wohl aber, dass alternative Angebote weiterhin gerne genommen werden. Eben auch von Nicht-Veganern oder Vegetariern. „Die Menschen achten einfach mehr auf ihre Ernährung.“
Insofern liegen neben den fleischigen Klassikern in den Münstermann-Regalen nicht nur Hafermilch und Co. sondern auch vegane Wurst und Fleischspezialitäten. Und vegan ist auch an der Brottheke wie beim Eiweißbrot ein Thema.
Aber ist nicht jedes Brot vegan? Jochen Münstermann: „Nicht jedes!“ Manchmal werde zum Beispiel Milchpulver als Stabilisator eingesetzt.
Veganes vom Metzger
Für die Fleischer im Ort sind fleischlose Produkte naturgemäß weniger im Fokus, werden aber auf Kundenwunsch auch geliefert. Zum Beispiel dann, wenn bei der geplanten Grillparty auch an die nicht Fleisch essenden Gäste gedacht werden soll.
Gefüllte Champignons, selbst eine vegane Bolognese und viele andere fleischlose Spezialitäten kommen dann eben aus der Fleischerei.
Christoph Laschke, der auch Kantinen wie die hiesige Schulmensa beliefert, hat zwar festgestellt, dass bei ihm deutlich mehr Fleisch verkauft wird, nennt dafür aber andere Gründe.
Zum Beispiel: „Es gibt inzwischen einfach weniger Kollegen.“ Dass der vegetarische Trend aber rückläufig sei, glaubt er nicht.
Er wie auch Sohn Laurenz sprechen davon, dass die Verbraucher bewusster einkaufen, egal ob Fleischesser oder nicht. Insbesondere beim Fleisch aber wollen sie wissen, wo die Tiere herkommen, wie mit ihnen umgegangen wird.
Und genau hier sehen Vater und Sohn Pluspunkte für ihren Betrieb: „Die Tiere kommen aus der Region und aus kleinen Ställen.“

Birgit Gausling von der gleichnamigen Fleischerei hat ähnliche Erfahrungen. Einen deutlich gesteigerten Fleischkonsum hat sie nicht beobachtet, aber auch das: „Die Wertschätzung für Fleisch ist schon seit ein paar Jahren deutlich gewachsen.“ Anmerkung, die das unterstreicht: Heek gehört zu den wenigen Orten im Land mit sogar drei Metzgereien!
Nach unserer kleinen Umfrage im Ort hat sich abschließend folgendes Bild ergeben: Produkte mit und ohne Fleisch gehören bei den Lebensmitteln im Ort mittlerweile ganz selbstverständlich zur Angebotspalette.