
© Markus Gehring
Erweiterung Turnhalle: Dinkelbündnis-Mitglied sorgt für „Wischer-Eklat“
Kreuzschule
Die Debatten über die Erweiterung der Kreuzschulen-Turnhalle zu einem Kultur- und Sportzentrum werden gerne mal emotional geführt. Doch ein Dinkelbündnis-Mitglied schlug jetzt über die Stränge.
Das war schon ein starkes Stück, was sich Ralf Weichert (Dinkelbündnis) am Mittwochabend im Haupt- Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss „geleistet“ hat. Die Stimmung war mit Blick auf die Erweiterung der Turnhalle der Kreuzschule zu einem Kultur- und Sportzentrum ohnehin aufgeladen, doch Weichert setzte dem Ganzen die Krone auf.
Es passierte, als der Fraktionsvorsitzende der CDU, Walter Niemeyer, das Rederecht hatte. Niemeyer sprach mit Blick auf die Erweiterung der Turnhalle über die Fördergelder in Höhe von 841.000 Euro. Der Förderbescheid der Bezirksregierung Münster liegt nämlich vor. „Wie ernst werden wir noch bei der Bezirksregierung genommen, wenn wir die Förderkulisse plötzlich doch nicht mehr wollen?“
Stichwort: Projekt wird nicht realisiert und die bestehende Halle erst mal nur saniert, wie es das Dinkelbündis favorisiert. Ohne die Fördergelder.
Ralf Weichert „leistet“ sich Fehltritt
Eine Frage, die Ralf Weichert (DB) offenkundig den Kamm schwellen ließ. Zuvor tief im Stuhl versunken, richtete er sich etwas auf und zeigte Walter Niemeyer eine Scheibenwischer-Geste. Nach dem Motto: Du spinnst doch. Nicht ausufernd wild gestikulierend, aber doch gut erkennbar. So oder so eine Beleidigung. Und eine Aktion unter der Gürtellinie.
Sofort unterbrach Walter Niemeyer seine Ausführungen und adressierte Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff: „Herr Bürgermeister, ich möchte, dass Herr Weichert ermahnt wird.“
Thema geht durch alle Ausschüsse
Etwas, das Ralf Weichert nur ein müdes Lächeln entlockte. Und zum Pech des Christdemokraten hatte der Bürgermeister die Wischer-Geste nicht gesehen. „Was ist passiert?“, hakte er nach. Eine Ermahnung blieb letztlich aus. Doch auch ohne diese wurde deutlich, die Stimmung ist auf 180.
Zur Erklärung: Das Thema der Erweiterung wandert durch alle relevanten Ausschüsse, ehe es im Rat final beschlossen oder abgelehnt wird. Doch die Gemengelage ist längst klar. CDU und SPD sind für die Erweiterung und die Wählergruppe lehnt das 3-Millionen-Projekt ab. Doch aufgrund der Mehrzahl der Stimmen von CDU und SPD zog das Bündnis bei bisher jeder Abstimmung in den Ausschüssen den Kürzeren. Selbiges dürfte auch im Rat passieren.
Doch deswegen werden die Mitglieder der Wählergruppe nicht müde, zu betonen, dass sie die Sache mit der Erweiterung nicht gutheißen können. Und während der DB-Fraktionsvorsitzende Bernhard Holtkamp seine Argumente stets sachlich vorträgt, wurde Ralf Weichert eben ausfällig. Konstruktive Redebeiträge kamen von ihm übrigens nicht. Und auch der Vorsitzende der Wählergruppe, Prof. Dr. Berthold Wigger, redete sich um Kopf und Kragen.
Hitzige Debatte im Ausschuss
Es sei „ein fataler Fehler“ etwas zu wollen, nur weil es Fördergelder gebe. Und: Die Halle sei in der Vergangenheit zweckentfremdet worden. Eine Anspielung beispielsweise auf die Auftritte von Atze Schröder. „Es ist eine Bildungsstätte und das sollte auch so bleiben.“
Das rief Wilfried Amshoff (CDU) auf den Plan. „Sprechen Sie sich gegen das Projekt aus, sprechen Sie sich gegen die Kinder in unserer Gemeinde aus.“ Immerhin soll die Halle laut Planung nach dem Umbau auch für schulische Großveranstaltungen nutzbar sein – ohne die bisher benötigte Sondergenehmigung seitens des Kreises. Konter Wigger: „Hier von der Zukunft unserer Kinder zu schwadronieren, halte ich für verzerrt.“
Finale Entscheidung steht noch aus
Eine Spitze bekam Wigger in der Folge vom Fraktionsvorsitzenden der SPD, Hermann-Josef Schepers, ab: „Bei Ihnen kommt jetzt nach dem Hochmut die Wehmut.“ Und Schepers stellte klar: „Wir müssen einfach den Mehrfachnutzen von Schule und Sport haben. Wir sehen das Ganze positiv.“
Wenig verwunderlich stimmten am Ende SPD und CDU für die Erweiterung und das Dinkelbündnis dagegen. Heißt: Mehrheitlich befürwortet. Jetzt folgt noch die Fortsetzung des Schlagabtausches im Bauausschuss, ehe der Rat eine Entscheidung treffen wird.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
