
Nicole (l.) und Josef Ebbinghoff macht die aktuelle Energiekrise zu schaffen. © Niko Ebmeier
Energiepreise belasten Backhaus - Josef Ebbinghoff „will Kunden nicht vergraulen“
Energiekrise
Auch und vielleicht gerade die heimischen Bäcker stellen die steigenden Energiepreise vor größere Probleme. Nicole und Josef Ebbinghoff vom Schöppinger Backhaus verkleinern deshalb aktuell sogar das Sortiment.
Wer in den vergangenen zwölf Monaten zum Bäcker gegangen ist, der wird sicher mit großem Bedauern eine Entwicklung festgestellt haben. Denn klar: Wie auch in allen anderen Lebensbereichen werden die Preise für Brote und Brötchen immer teurer – ein Ende des Aufstiegs scheint erstmal nicht in Sicht.
Angesprochen darauf verzieht auch Bäckermeister Josef Ebbinghoff erstmal die Augen. „Bescheiden“ sei die Situation aktuell, sagt er. „Man versucht, was man kann und will an alle Ecken sparen. Es ist ein sehr schmaler Grat, ich will die Kunden natürlich auch nicht vergraulen.“
Trotzdem wurde mittlerweile schon die ein oder andere Backware aus dem Sortiment genommen – in Schöppingen bekommt also aktuell nicht unbedingt jeder sein Lieblingsbrötchen auf dem Teller, sondern muss sich ganz im Zweifel umstellen.
Und dabei ist das Backhaus Ebbinghoff eine echte heimische Institution. „Wir haben zehn Läden von Havixbeck über Coesfeld bis Nienborg. Alle hier im Umkreis von etwa 20 Kilometer“, erzählt der 58-Jährige stolz. Zwar haben alle Filialen ihre eigenen Ladenbacköfen, die Produktion findet aber – natürlich – direkt an der Schöppinger Hauptstraße statt, wo Josef mit Ehefrau Nicole Tag für Tag für frische Waren sorgen.

Die Brötchenpreise werden auch zukünftig weiter steigen. © Ebmeier
Im Jahr 1838 entstand das Backhaus, wird mittlerweile von der sechsten Generation geführt, doch so teuer wie aktuell waren Brote und Brötchen wahrscheinlich noch nie. 45 Cent kostet das normale Schnittbrötchen aktuell bei Josef und Nicole Ebbinghoff, viele andere Bäcker aus der Region müssen längst eine fünf an die erste Stelle des Preisschildes setzen.
Backhaus Ebbinghoff muss Preise anziehen
„Es ist jetzt nicht so, dass wir unter den Läden viel reden, aber wir haben natürlich alle Augen und schauen dann ganz genau hin. In Münster kosten die Normalen teilweise 50 bis 55 Cent, in Ahaus liegen sie schon seit Sommer bei 45 Cent“, so Ebbinghoff, der seine Preise im Frühjahr bereits um fünf Prozent anziehen musste und Anfang Oktober nochmal um etwa drei bis vier Prozent. „Insgesamt knapp zehn Prozent“, rechnet der Bäckereimeister vor.
Dass das alles aber schon das Ende des Höhenflugs ist, glaubt niemand so richtig. „Wir werden auf Dauer alle zu den Preisen über 50 Cent kommen, mit den aktuellen Beträgen ist noch keine Energie eingespeist. Es geht ja immer weiter“, sagt der 58-Jährige.
Doch nicht nur die Energiekrise und die großen Ressourcenproblemen, auch der, seit Oktober existierende, neue Mindestlohn belastet das Bäckerpaar.
„Man darf mich da auf keinen Fall falsch verstehen, ich finde das wirklich gut“, fängt Josef Ebbinghoff an.
„Aber jetzt bekommt jemand, der vielleicht erst 18 Jahre alt ist und nie etwas in diesem Bereich gemacht hat, sofort 12 Euro in der Stunde. Da ist es doch klar, dass die, die hier schon sehr lange sind und vielleicht 13 oder 14 Euro verdient haben, damit nicht so ganz zufrieden sind. Da ist keine Gerechtigkeit.“
Generell sei es personaltechnisch im Moment alles andere als einfach, „aber die Probleme haben ja alle. Ich bin einfach froh, wenn ich die Stunden besetzen kann“, erklärt der 58-Jährige. In zwei seiner Filialen würden deshalb sogar aktuell zu den Herbstferien andere Öffnungszeiten gelten.
Josef und Nicole Ebbinghoff müssen Filialen für kurze Zeit schließen
„Eine Filiale haben wir jetzt zwei Wochen sogar ganz geschlossen. Die ist an einer Realschule und da ist sowieso gerade 25 bis 30 Prozent weniger Betrieb. Dann können wir das Personal lieber woanders nutzen“, sagt er.
Eine andere Filiale würde aus ähnlichen Gründen in dieser Zeit nachmittags ebenfalls gar nicht mehr aufmachen. Nach den Ferien dürfte hier dann aber wieder Normalbetrieb herrschen.
Gebürtig aus dem wunderschönen Ostwestfalen zog es mich studienbedingt ins Ruhrgebiet. Seit ich in den Kinderschuhen stand, drehte sich mein ganzes Leben um Sport, Sport und Sport. Mittlerweile bin ich hierzulande ansässig geworden und freue mich auf die neuen Herausforderungen in der neuen Umgebung.
